Vom 12. November bis zum 21. Dezember 2021 zeigt der Verein Zweitzeugen e.V. an mehreren Orten in der Dortmunder Innenstadt die (Über)Lebensgeschichten von Zeitzeugen des Holocaust als Outdoor-Ausstellung. Großformatige Banner erzählen die persönlichen Geschichten von verschiedenen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen und verknüpfen sie mit der Dortmunder Lokalgeschichte.
Besucher:innen können (Über)Lebensgeschichten an verschiedenen Orten kennenlernen
Auf dem Platz der alten Synagoge vor dem Dortmunder Theater werden die Novemberpogrome 1938 thematisiert. Im zweiten Ausstellungsbereich auf der Rasenfläche vor der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund können die Besucher*innen mehr über die Deportationen zur Zeit des Nationalsozialismus erfahren.
Ergänzt wird die Ausstellung durch einen Multimedia-Guide. Dieser kann während der Dauer der Ausstellung über Handy oder Tablet via QR-Code aufgerufen werden. So können vor Ort oder auch zu Hause zusätzliche Ausstellungsinhalte wie Audiozitate der Zeitzeugen, Fotos und Videos angehört und angesehen werden.
Die Outdoor-Ausstellung richtet sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen. Der Zweitzeugen e.V. möchte Besucher:innen dazu anregen, Erinnerungsorte in Dortmund und die (Über)Lebensgeschichten verschiedener Zeitzeuginnen und Zeitzeugen kennenzulernen.
Gefördert wird das Projekt durch die Koordinierungsstelle für Vielfalt, Toleranz und Demokratie und die Partnerschaft für Demokratie Dortmund, den Ingrid und Reinhard Wederhake Stiftungsfonds, die Aktion Mensch und die Signal Iduna Gruppe.
Kostenfreie Führungen durch die Outdoor-Ausstellung an
Der Zweitzeugen e.V. bietet außerdem an verschiedenen Terminen kostenfreie Führungen durch die Outdoor-Ausstellung an:
- Sonntag, 14. November 2021, 11:00 Uhr
- Sonntag, 28. November 2021, 11:00 Uhr
- Samstag, 11. Dezember 2021, 11:00 Uhr
Die Anmeldung zu den Führungen ist über die Webseite des Vereins Zweitzeugen e.V. möglich (Link im Anhang des Artikels). Lehrkräfte, Schulen und außerschulische Bildungseinrichtungen können darüber hinaus weitere kostenfreie Führungen über veranstaltungen@zweitzeugen.de buchen.
Weitere Informationen:
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Digitales Zeitzeugengespräch mit Eva Weyl am Dienstag, 7. Dezember 2021 (PM)
Zeitzeugengespräch mit Eva Weyl
Dienstag, 7. Dezember 2021, 19 Uhr, digital
Anmeldung: jugendforum@planerladen.de
Zoom-Link wird nach Anmeldung am Veranstaltungstag per Mail zugeschickt
Eva Weyl wurde 1935 im holländischen Arnheim geboren und kommt aus einer jüdischen Familie. Ihr Großvater führte seinerzeit das im Zentrum der nordrhein-westfälischen Stadt Kleve gelegene Kaufhaus Weyl. Der Vater war ebenfalls in der Kaufhausbranche tätig und hatte diesbezüglich in Aachen, Berlin und Köln Erfahrungen gesammelt, unter anderem bei Tietz. Ende 1934 zogen die Eltern aus dem nationalsozialistischen Deutschland nach Arnheim, wo sie noch einige Jahre ein Damentextilgeschäft führen konnten. Die beiden bereits verwitweten Großväter zogen nach der Reichspogromnacht 1938 ebenfalls zu Eva Weyls Familie ins Nachbarland.
Nach der Besetzung durch die deutsche Wehrmacht im Mai 1940 wurde in Westerbork ein bereits existierendes Flüchtlingslager in ein KZ-Durchgangslager für Jüdinnen und Juden umfunktioniert. In dieses Lager wurde Eva mit ihren Eltern Ende Januar 1942 deportiert. Elf Monate später wurden auch die beiden Großväter dorthin deportiert. Im folgenden Jahr kamen sie nach Theresienstadt und konnten dort überleben. Mehr als neunzig Eisenbahntransporte mit Jüdinnen und Juden sowie Sinti und Roma gingen von Westerbork aus nach Theresienstadt und Bergen-Belsen sowie in die Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und Sobibor. Von den 107.000 Frauen, Männern und Kindern, die von Westerbork aus deportiert wurden, überlebten nur etwa fünftausend. Eva Weyl und ihre Eltern entgingen mit viel Glück der Vernichtung. Detailliert beschreibt die Zeitzeugin die perfide Scheinwelt des Lagers. Mit Lügen und Beschwichtigungsmethoden versuchte die Lagerleitung, die zu Tode Geweihten in Sicherheit zu wiegen, um Widerstand zu verhindern.
Eva Weyl kommt aus einer deutschen Familie. Dennoch galt sie bis zum Jahr 1950 als staatenlos. Die Niederländerin spricht niederländisch und deutsch. Die Familie der Mutter stammt aus Freiburg im Breisgau, die des Vaters aus Kleve. Eva Weyl tritt unter anderem mit der Enkeltochter des ehemaligen KZ-Lagerkommandanten von Westerbork auf. Wie viele andere Holocaust-Überlebende glaubt auch sie, dass die junge Generation keine Schuld an den Verbrechen ihrer Vorfahren hat, jedoch in der Verantwortung steht, die Vergangenheit zu kennen, um so an einer besseren Zukunft zu arbeiten.
Eva Weyl ist heute 85 Jahre alt. Sie kooperiert mit dem Verein Zweitzeugen e.V. und beteiligt sich seit April 2021 auch am Zeitzeugenprogramm des ISFBB e.V.