Die Stadt Dortmund will ein internationales Gipfeltreffen ausrichten

Oberbürgermeister gegen Antisemitismus

„Antisemitismus - Dagegen habe ich was.“ Aufkleber in der Nordstadt. Foto: Alex Völkel
„Antisemitismus? Dagegen habe ich was.“ Aufkleber in der Nordstadt. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Dortmund will weitere Akzente im Kampf gegen Antisemitismus setzen – das ist auch die Maxime des Dortmunder Rates. Die Stadtverordneten sollen nun im Juni darüber entscheiden, ob Dortmund Gastgeberin des nächsten europäischen Gipfeltreffens von Oberbürgermeister:innen gegen Antisemitismus werden soll. 

In Athen waren 150 Oberbürgermeister:innen und Repräsentant:innen dabei

Der Verwaltungsvorstand empfiehlt dem Rat die Ausrichtung des diesjährigen „Mayors Summit Against Antisemitism“ im November/Dezember 2023. Der Summit (engl. Gipfel) ist ein seit 2021 stattfindendes Spitzentreffen von Oberbürgermeister:innen aus ganz Europa und Nordamerika. 

Zum „Mayors Summit“ eingeladen werden neben den Oberbürgermeister:innen auch Vertreter:innen der Europäischen Kommission und der Bundesregierung, Antisemitismusbeauftragte des Bundes und der Länder sowie Vertreter:innen der Landesregierung. Das Treffen fand erstmals in Frankfurt am Main statt.

Beim zweiten Gipfel im Jahr 2022 in Athen kamen 80 Stadtspitzen sowie 70 weitere Repräsentant:innen zusammen. Das Treffen 2023 findet vom 29. November bis 1. Dezember in Kooperation mit dem „Combat Antisemitism Movement“ und dem „Center for Jewish Impact“ statt. 

 „Dortmund ist der beste Ort, um gegen Antisemitismus zu arbeiten.“

Dortmunds Rabbiner Avigdor Moshe Nosikov, OB Thomas Westphal und Sacha Roytman-Dratwa vom Combat Antisemitism Movement stellten die Planungen vor.
Dortmunds Rabbiner Avigdor Moshe Nosikov, OB Thomas Westphal und Sacha Roytman-Dratwa vom „Combat Antisemitism Movement“ stellten die Planungen vor. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Die jüdische Gemeinde Dortmund begrüßt die Durchführung des „Mayors Summits Against Antisemitism“ 2023 in Dortmund und wird sich am Programm beteiligen. Das machten Dortmunds Rabbiner Avigdor Moshe Nosikov und Geschäftsführer Leonid Chraga bei einem Treffen mit dem Verwaltungsvorstand unter Leitung von Oberbürgermeister Thomas Westphal und dessen Sonderbeauftragten Manfred Kossack sowie Sacha Roytman-Dratwa vom „Combat Antisemitism Movement“ deutlich.

Roytman-Dratwa zeigte sich dankbar, dass sich Dortmund an den Anstrengungen beteiligen will. „Dortmund ist wunderbar und der beste Ort, um gegen Antisemitismus zu arbeiten. Wir freuen uns sehr, wenn wir den Gipfel in Dortmund durchführen können“, sagte der Vertreter des „Combat Antisemitism Movement“. 

Dafür sprächen nicht nur die mehr als 1000 Jahre jüdisches Leben in Dortmund, sondern vor allem, dass auch heute noch in Dortmund jüdisches Leben gefeiert werde. „Dortmund ist der beste Ort, Gastgeberin zu sein. Andere Städte können von Dortmund lernen“, so Roytman-Dratwa. Der Austausch auf kommunaler Ebene sei wichtig: „Die Stadt ist der wichtigste Ort, um Einfluss auf die Bürgerinnen und Bürger zu nehmen.“

Dortmund hat international Akzente im Kampf gegen Antisemitismus gesetzt

Manfred Kossack (66) ist im Herbst 2019 als Arbeitsdirektor von DSW21 und DEW21 in den Ruhestand.
Manfred Kossack ist ehrenamtlicher Sonderbeauftragter für Toleranz, Demokratie und Vielfalt. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Bei der Dortmunder Stadtspitze rennen die Vertreter:innen des Summits offene Türen ein. Die Stadt Dortmund hat im Rahmen ihrer Mitgliedschaft in der ECCAR (European Coalition of Cities against Racism) die Arbeitsgruppe „Combat Antisemitism“ ins Leben gerufen. 

Gemeinsam mit über 20 europäischen Städten – darunter London, Madrid, Stockholm und Wien – sollen die komplexen Anforderungen an die kommunale Auseinandersetzung mit Antisemitismus thematisiert werden, erinnert Manfred Kossack, ehrenamtlicher Sonderbeauftragter des Oberbürgermeisters für Toleranz, Demokratie und Vielfalt. 

Ferner steht die Bedeutung der Zusammenarbeit auf europäischer Ebene im Mittelpunkt des Austauschs. Die Betrachtung der unterschiedlichen lokalen Spezifika aus der internationalen Perspektive ermöglicht es, Best-Practice-Methoden zu erörtern und die Arbeit gegen den Antisemitismus voranzutreiben und weiter zu professionalisieren.

Daran will man mit der Ausrichtung des Summits in Dortmund anknüpfen: „Wir sind sehr stolz, dass wir ein Teil der großen internationalen Familie sind“, so OB Westphal, der keinen Hehl daraus machte, dass er gerne Gastgeber dieses Treffens sein möchte.

Ziel: Best Practice-Beispiele für globale Strategien veranschaulichen

Die Jüdische Kultusgemeinde weiß die Stadt dabei an ihrer Seite: „Es wäre eine große Ehre für uns als jüdische Gemeinde in Dortmund, diesen Event in Dortmund zu haben“, sagte Rabbiner Avigdor Moshe Nosikov. Es sei wichtig, gemeinsam gegen Antisemitismus zu kämpfen. „Mit der kommenden Veranstaltung würden wir ein neues Level erreichen, um Antisemitismus zu bekämpfen und Toleranz zu fördern. Als Gemeinde werden wir alles tun, um zu kooperieren und dazu beizutragen, dass der Gipfel ein voller Erfolg wird.“

Wenn der Rat grünes Licht gibt, kann der dreitägige Gipfel an verschiedenen Orten in der Stadt abgehalten werden. Es wird dann verschiedene Veranstaltungen und Diskussionen geben, die auch der Stadtgesellschaft offenstehen. Der internationale Austausch zwischen den Oberbürgermeister:innen soll dazu beitragen, den Bedarfen der Betroffenen Rechnung zu tragen und Best Practice-Beispiele für globale Strategien zu veranschaulichen.

Denn die Wahrnehmung von Antisemitismus unterscheidet sich international, je nach Sozialisation und Umgang mit der eigenen Geschichte, und ist auch von eigenen Stereotypen und Kontakten geprägt. Öffentliche Förderprogramme bilden diese Prägung ab und orientieren sich bisher nur teilweise an den tatsächlichen Bedürfnissen der von Antisemitismus Betroffenen. 

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