Von Leopold Achilles
Wenn die überregionalen Medien über „die“ Nordstadt und Probleme wie Drogenhandel, Problemhäuser und Prostitution reden, dann reden sie zumeist über das Nordmarkt-Quartier. Im Rahmen der Fraktionsbereisungen sah sich nun auch die CDU-Ratsfraktion – wie einige Wochen zuvor schon die SPD-Fraktion – das Quartier aus ordnungspolitischen Gesichtspunkten an. Los ging es am Nordmarkt in den neuen Räumen des Ordnungsamtes.
Rungang begann am Nordmarkt – Diskussion über weiteren Druckraum für die Nordstadt
In den Räumen der ehemaligen Nordmarkt-Apotheke haben inzwischen das Ordnungsamt sowie der Service- und Präsenzdienst inzwischen Büros. Teile der Räume können auch für Durchsuchungen und Gespräche genutzt werden, erklärt Diane Jägers. Hier sollen, wenn die nötigen Stellen da sind, auch mehr gemacht werden, sodass dieser Ort zu einer festen Anlaufstelle für BürgerInnen werden kann. Bislang ist das hier eher ein Außenposten, erklären Diane Jägers und Jürgen Walther. Hier findet das erste Thema, Drogenkonsum in der Nordstadt, ersten Gesprächsbedarf.
Druckräume für Heroin-Abhängige sind das Thema. Die CDU’ler erinnern sich zum Teil an die Zeit, als noch am Platz von Leeds offen konsumiert wurde und wie sich die Verdrängung der Konsumenten damals ausgewirkt habe. Heute, wo der Innenstadtbereich fast vollständig „clean“ zu sein scheint, finden sich die Probleme damit nur noch hinter den Bahnscheinen Richtung Norden.
Man ist sich sicher, dass der damals eingerichtete Druckraum in der Nähe des Stadtgarten eine wirksame Maßnahme war und noch immer ist. Druckräume müssen aber nunmal auch dahin wo das Klientel ist, wo die Konsumenten sind. Auch das sind sich die Mitglieder der Ratsfraktion einig.
Wie schon vor ein paar Wochen beim Rundgang der SPD-Ratsfraktion durch die Nordstadt wurde auch diese Gruppe von zwei Ordnungsamt-Mitarbeitern begleitet. Weiter auf den Nordmarkt.
Nächster Halt: Nordmarkt – Spielplatz, Treffpunkt für AlkoholikerInnen und normale Bürger
Der Platz an der Mallinckrodtstraße ist zum einen Teil Spielplatz, zum anderen Grün- und Erholungsanlage, erklärt der stellvertretende Leiter des Ordnungsamtes, Jürgen Walther. Nach Norden hin sind Rauchen, Trinken sowie das Fahrradfahren verboten – denn dieser Teil ist für die Kinder bestimmt.
Auf der südlichen Seite ist das anders: „Hier trifft sich immer noch die Alkoholiker Szene“, sagt Jürgen Walther. Die Größe der Gruppe der zum Nordmarkt kommenden AlkoholikerInnen habe sich in den letzten Jahren verringert und auch die Zahl der Toten durch Alkohol ist zurück gegangen, erklärt er.
Die Mitglieder der CDU erinnern sich mit der Stadträtin Jägers noch an Zeiten, wo der Platz deutlich dreckiger war und sind überrascht wie wenig Müll herum liegt. Diane Jägers stellt die Schönheit des Parks heraus und weist auf die Anordnung der Wege und deren kleinen Zäune hin. Sie zieht in dem Zusammenhang einen Vergleich zu den schönen französischen Parks.
Mallinckrodtstraße in der Nähe zum Nordmarkt wird ab Ende des Jahres Veränderung erfahren
Als nächstes geht es um ein paar Problemhäuser und auch um ein paar Ex-Problemhäuser. An der Mallinckrodtstraße 55 bis 57 haben die dort ansässigen Betriebe bereits die Kündigung ihrer Mietverträge erhalten, berichtet Jürgen Walther.
„Bis Ende des Jahres sind die Räume leer!“ Die Pläne der Stadt beschäftigen sich mit der Einrichtung einer Kindertagesstätte bzw. Kindesbetreuung.
Die Gruppe geht an diesem sehr warmen Montagnachmittag weiter in die Schleswiger Straße. Hier können gleich zwei sehr schön renovierte Häuser der AWO begutachtet werden. Direkt gegenüber findet sich aber auch der gegenteilige Anblick. Hier, berichtet Walther, drohte eine Wassersperrung. Strom gäbe es schon länger nicht mehr in dem Haus.
Das Problem hier: kriminelle Strukturen, die die Mieter zwar um ihr Geld bringen, dieses aber nicht an den Strom- und Wasserversorger weiterreichen. Die Stadt bemüht sich, den Menschen zu helfen und zwischen dem Wasserversorger und BewohnerInnen zu vermitteln. Das Problem: Der Eigentümer ist trotz aller Bemühungen nicht zu erreichen.
Blick in einen Hinterhof – Rückzugsort für Drogenabhängige gegenüber eines Kinderspielplatzes
Direkt gegenüber des Spielplatzes an der Schleswiger Straße führen die beiden Ordnungsamt-Mitarbeiter die Gruppe in einen Hinterhof. Hier zeigt sich, was mit „Verdrängung“ gemeint ist. Die in dem Hinterhof befindliche Garage gilt als Rückzugsort für den Konsum von Drogen, meist Heroin erklärt die Mitarbeiterin des Ordnungsamtes.
An diesem Nachmittag ist zwar der Hinterhof zu erreichen, die Tür der Garage ist aber geschlossen. Jürgen Walther erklärt, dass das Problem die Zugänglichkeit zu diesem Ort ist. „Die Tür zum Hof ist in der Regel offen und dieser Rückzugsort somit frei zugänglich“. Und das direkt gegenüber von einem wieder als „drogenfrei“ geltenden Spielplatz.
Ende des Rundgangs am Nordstadtbüro des Ordnungsamtes
Dieser ist schon fast der letzte Halt des Rundgangs. Hier führt Diane Jägers die Gruppe in die Ecke des großen Spielplatzes. Den Raum Richtung Hauswand und Kindergarten, vor dem seit Anfang des Jahres ein Zaun steht, wurde von Drogendealern und Konsumenten missbraucht. Auch zum Schutz der Kinder hat die Stadt reagiert, diese einfache Vorkehrungen, in Form des Zaunes getroffen und das Gelände dem benachbarten Kindergarten zugesprochen. Das Lagern von Drogen wird seitdem an dieser Stelle unterbunden. Der Spielplatz selbst sieht wieder einladend aus.
Zum letzten Halt des Rundgangs geht es Richtung U-Bahn Haltestelle Brunnenstraße: zur Bornstraße 124 in das Nordstadtbüro des Ordnungsamtes. Im Stammbüro des kommunalen Ordnungsdienstes wurde über die Räumlichkeiten an sich, wie auch die Aufgaben der dort ansässigen MitarbeiterInnen des Präsenzdienstes und des Ordnungsamtes informiert. Auf dem Weg Richtung Startpunkt, Nordmarkt, löste sich der Rundgang auf.
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Reader Comments
Michael Sonntag
Erfreulich, dass Frau Jägers die Augen vor praxisnahen Lösungen nicht verschließt.Die Lebens- und „Konsum-„bedingungen für suchtkranke Opiat-ubd Mehrfachabhängige in der Nordstadt sind katastrophal.
Frau Jägers hat vollkommen Recht, wenn Sie auf Erfolge und Notwendigkeiten von Druckräumen hinweist. Dass diese udeakerweise dort bereit gehalten werden, wo die Suchtkranken Menschen leben und ihren Sucgtstoff kaufen, ist nur folgerichtig.
Wer sich, wie Teile der Nordstadtpolitiker – so auch die Nordstadt-SPD- über auf Spielplätzen und Hinterhöfen konsumierende Junkies und Drogendepots (natürlich zu Recht) beklagt, sich aber der Einrichting von Druckröumen verweigert, handelt zynisch zu Lasten der Suchtkranken Menschen und den gebeutelten Anwohner und ist nicht Teil der Lösung, sondern des Problem.
Frau Jägers verdient für ihren Mut, naheliegende und notwendige wie richtige Lösungsvorschläge trotz erwartbaren politischen Gegenwindes dennoch klar zu benennen, Respekt.