Sie backen ab sofort keine „kleinen Brötchen“ mehr: Beschäftigte in Dortmunder Bäckereien bekommen ab diesem Monat mehr Geld – vom Bäcker über den Auslieferungsfahrer bis zur Fachverkäuferin am Filial-Tresen. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mit. Die NGG spricht von einem „kräftigen Lohn-Plus“.
In der Spitze gibt es für Beschäftigte 13 Prozent mehr Geld
„In der Spitze gibt es 13 Prozent mehr. Davon profitieren vor allem auch die, die Brote, Brötchen und Kuchen in den Bäckereien und Filialen verkaufen. Eine Bäckereifachverkäuferin, die Vollzeit arbeitet, hat damit ab sofort gut 270 Euro mehr im Portemonnaie. Ein junger Bäckergeselle kommt auf knapp 170 Euro zusätzlich im Monat“, sagt der Geschäftsführer der NGG-Region Dortmund, Torsten Gebehart.
Davon profitieren viele Beschäftigte: Allein in der Stadt Dortmund gibt es nach Angaben der Arbeitsagentur 74 kleinere und größere Bäckereien sowie Konditoreien mit rund 2.000 Beschäftigten.
Für die Gewerkschaft bringt der neue Tarifabschluss eine „Trendwende bei der Bezahlung“ in Bäckereien: „Es ist der entscheidende Schritt gelungen, das bislang deutliche Lohngefälle zwischen Backstube und Verkaufstresen zu verringern. Die Bäckereifachverkäuferin holt jetzt beim Lohn kräftig auf“, so Gebehart.
Die NGG hat Qualifizierung zu einem zentralen Punkt gemacht
Wichtig sei zudem, dass Bäckerei-Beschäftigte künftig auch besser gefördert werden sollen: „Wer als angelernte Kraft im Verkauf arbeitet und einen guten Job macht, sollte zum Chef gehen und mit ihm über eine Weiterbildung zur Fachkraft sprechen – und damit auch über einen deutlichen Sprung beim Lohn nach oben“, erklärt der Geschäftsführer der NGG Dortmund.
Die Gewerkschaft habe die Qualifizierung zu einem zentralen Punkt am Tariftisch erhoben und sich „für deutlich bessere Chancen stark gemacht, die Karriere- und damit auch die Lohnleiter hochzuklettern“, so Gebehart.
Der bei den Verhandlungen mit den Arbeitgeberverbänden des Bäckerhandwerks im Rheinland und in Westfalen-Lippe erzielte Lohnzuwachs zwischen 4 und 13 Prozent setzt sich nach Angaben der Gewerkschaft aus einer prozentualen Lohnerhöhung und einer monatlichen Inflationsausgleichsprämie zusammen.
Die Gewerkschaft rät Beschäftigten zu einem Lohn-Check
„Es ist zunächst eine Kombinationszahlung. Die steuer- und abgabenfreie Prämie liegt dabei – je nach Berufs- und Ausbildungsstand – zwischen 80 und 120 Euro im Monat. Sie ist allerdings begrenzt.
Läuft die Prämie als Zusatzzahlung aus, bleibt das Lohnniveau trotzdem auf den Euro und Cent genau erhalten“, erläutert Torsten Gebehart. Das zusätzliche Geld werde dann in gleicher Höhe von den Arbeitgebern weitergezahlt – allerdings als Lohnsteigerung und nicht als Prämie. Die Laufzeit des Tarifvertrages beträgt nach Angaben der Gewerkschaft 16 Monate und endet damit Ende April 2024.
Bäckerei-Beschäftigte, die mehr zum neuen Tarifvertrag für ihre Branche erfahren oder einen Lohn-Check machen möchten, können sich an die NGG-Region Dortmund wenden: (0231) 55 79 79-0 oder region.dortmund@ngg.net.
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NGG: In Bäckereien in Dortmund gibt es ein „ofenfrisches Lohn-Plus“ – „Kräftiger Schub für die Attraktivität der Jobs in Bäckereien“ (PM)
„Ofenfrisches Lohn-Plus“: Bäckerei-Beschäftigte in Dortmund bekommen ab August 5 Prozent mehr Geld. Darauf hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hingewiesen. „Eine Bäckereifachverkäuferin, die Vollzeit an der Ladentheke vom Brot bis zum Kuchen alles verkauft und außerdem oft auch noch Brötchen selbst aufbackt, geht ab sofort mit zwischen 2.413 und 2.735 Euro im Monat nach Hause – das sind bis zu 174 Euro mehr als bislang. Und ein Bäckergeselle hat am Monatsende im Schnitt 132 Euro mehr im Portemonnaie“, sagt Torsten Gebehart von der NGG Dortmund.
Außerdem bekämen Bäckerei-Beschäftigte rückwirkend für Juni und Juli jeweils 90 Euro Inflationsausgleichsprämie. „Im Mai nächsten Jahres steigen die Löhne in Bäckereien dann noch einmal um 70 Euro für alle Beschäftigten“, so NGG-Geschäftsführer Gebehart. Die Bäckerinnung habe damit „die Jobs in den Bäckereien in Dortmund ein gutes Stück weit attraktiver gemacht und dem Image des Bäckerhandwerks einen kräftigen Schub gegeben“, so die NGG.
In den 69 Bäckereien und deren Filialen in Dortmund werde immerhin eine anspruchsvolle Arbeit geleistet: „Wer mit Backblechen hantiert und die Öfen – bei ordentlicher Hitze an der Ofenfront – beschickt, der leistet schon körperlich eine stramme Arbeit. In den Filialen erledigen Fachverkäuferinnen das Aufbacken von Brötchen ‚quasi nebenbei‘. Vor allem kümmern sie sich natürlich um die Kunden. Dabei gibt es immer wieder schöne Erlebnisse. Aber auch Phasen, in denen man starke Nerven braucht“, so Torsten Gebehart. Mit dem jetzt vereinbarten Lohn-Plus sei es der Bäckerinnung und der NGG gemeinsam gelungen, „einen entscheidenden Lohn-Schritt nach vorne zu machen“. In Dortmund arbeiten nach Angaben der Arbeitsagentur rund 2.590 Bäckerei-Beschäftigte – darunter auch viele Mini-Jobber, so die NGG.
Till Strucksberg
Inflationsrate in Deutschland im Jahr 2023: 5,9% !
Also liegt der Abschluss der NGG für die Bäckereien unterhalb der Teuerungsrate. Die einmaligen 70,- € machen das Portemonnaie dann auch nicht fett, weil die Preise ja das ganze Jahr höher bleiben. Wieso der Gewerkschaftsvertreter dann davon spricht, dass dies ein „Kräftiger Schub für die Attraktivität der Jobs in Bäckereien“ sein soll, erschließt sich mir nicht. Sein Pfeifen im Wald zeigt nur seine Angst vor weiteren Mitgliederverlusten. Dies und die Anzahl der Beschäftigten im Bäckereihandwerk insgesamt werden sich nur duch eine Lohnpolitik ändern, die den Namen verdient.