Die Herbstbelebung auf dem Arbeitsmarkt in Dortmund setzt sich deutlich fort. Erstmals seit den 1980er Jahren ist die Arbeitslosenquote wieder unter die Zehn-Prozent-Marke gesunken. Im Oktober 2018 lag der Wert bei 9,8 Prozent – im Vorjahr betrug die Quote noch 10,8 Prozent. Damit waren rund 2650 Menschen weniger arbeitslos als im Vorjahresmonat. Auch die Jugendarbeitslosigkeit sinkt weiter.
Stabile Konjunktur und hohe Einstellungsbereitschaft der Firmen
Auch bundesweit gibt es eine neue Rekordmarke: Die Zahl der Arbeitslosenzahlen sinkt, die Arbeitslosenquote liegt erstmals seit der Wiedervereinigung unter der Marke von fünf Prozent. Die Arbeitslosenquote ging um 0,1 Punkte auf 4,9 Prozent zurück. Davon kann Dortmund (noch) nur träumen. Denn die Ruhrgebietsstädte waren vom Strukturwandel besonders betroffen – die Arbeitslosenquoten lagen hier seit den 70er Jahren deutlich über dem bundesweiten Schnitt.
Doch Dortmund mausert sich: „Die aktuell überaus positive Entwicklung am Dortmunder Arbeitsmarkt freut uns sehr. Sie zeigt, dass wir in Dortmund gemeinsam auf dem richtigen Weg sind“, sieht sich Martina Würker, Chefin der Dortmunder Arbeitsagentur, bestätigt.
Die Einstellungsbereitschaft der Betriebe sei hoch, die Konjunktur stabil. Sowohl ältere Arbeitslose als auch junge Menschen, die gerade aus ihrer Ausbildung kommen, profitieren davon. So ist die Jugendarbeitslosenquote 1,2 Prozent tiefer als noch vor einem Jahr.
„Besonders erfreulich ist aber auch, dass die Langzeitarbeitslosigkeit um 9,5 Prozent im Vorjahresvergleich gesunken ist. Das sind gute Nachrichten für Dortmund. Gleichwohl ist es nun wichtig, sich nicht auszuruhen“, so Würker. „Das heißt, wir werden weiterhin auf Qualifizierung setzen und auch in Zukunft verstärkt in die Weiterbildung arbeitsloser Menschen investieren, denn Qualifizierung ist der Stützbalken eines robusten Arbeitsmarktes.“
30.731 Menschen werden in Dortmund als arbeitslos gezählt
Im Oktober wurden 30.731 Menschen in Dortmund arbeitslos gezählt. Damit ist die Gesamtzahl der Arbeitslosen in der Stadt im Vergleich zum Vormonat um 882 Personen oder 2,8 Prozent gesunken. Im Vorjahresvergleich liegt die Arbeitslosigkeit deutlich um 2654 Personen oder 7,9 Prozent niedriger.
Doch die Zahl erfasst nicht alle arbeitslosen Menschen. In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen erfasst, die nicht als arbeitslos im Sinne des Sozialgesetzbuches gelten, weil sie TeilnehmerInnen an einer Maßnahme der Arbeitsförderung oder kurzfristig erkrankt sind.
Die Unterbeschäftigung fiel im aktuellen Berichtsmonat in Dortmund mit 43.602 Personen um 559 Personen oder 1,1 Prozent niedriger aus als im September. Die Unterbeschäftigungsquote liegt im Berichtsmonat Oktober bei 13,4 Prozent (Vorjahr: 14,5 Prozent).
Bei den jungen Menschen unter 25 Jahren machte sich im Oktober der Ausbildungsbeginn bemerkbar – im Vergleich zum Vormonat ging ihre Zahl um 116 oder 14,7 Prozent auf aktuell 672 Personen zurück. Daneben profitierten aber auch alle anderen Personengruppen vom Rückgang der Arbeitslosigkeit.
Die Jugendarbeitslosenquote ist im Vergleich zum September um 0,7 Prozentpunkte auf 8,0 Prozent gesunken. Im Oktober waren damit 2.558 junge Menschen unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet. Das ist ein Rückgang um 231 Personen oder 8,3 Prozent gegenüber dem Vormonat. Gegenüber dem Vorjahr ging die Zahl um 12,7 Prozent oder 371 Personen zurück.
Mehr als 4800 ehemals geflüchtete Menschen suchen in Dortmund noch Arbeit
Im Oktober waren 2493 Personen im Kontext von Fluchtmigration arbeitslos gemeldet (Vormonat: 2511), davon 1749 Männer und 744 Frauen. Personen aus Syrien bilden hier mit 1501 Meldungen die größte Gruppe. Es folgen 273 Personen aus dem Irak, 104 Personen aus Afghanistan und 96 Personen aus der Islamischen Republik Iran.
Geflüchtete Menschen stehen dem Arbeitsmarkt häufig aufgrund von notwendiger Förderung nicht unmittelbar zur Verfügung. Zur Einschätzung der statistischen Gesamtsituation ist es daher sinnvoll, die Unterbeschäftigung hinzuzuziehen. In der Unterbeschäftigung ist neben der Zahl der Arbeitslosen die Zahl der Personen enthalten, die zum Beispiel an Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik teilnehmen.
Die Unterbeschäftigung von Personen im Kontext von Fluchtmigration belief sich im Juli auf 4843. Das sind 59 Personen weniger als im Vormonat, und 447 Personen oder 10,2 Prozent mehr als im Vorjahr.
Die Arbeitskräftenachfrage in Dortmund ist leicht gesunken – 7.317 offene Stellen
Im Oktober ist die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften gesunken. Die Dortmunder Unternehmen und Verwaltungen meldeten im aktuellen Berichtsmonat 1.409 neue Stellen. Das sind 265 Stellen weniger als im September und 712 Stellen oder 33,6 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Der aktuelle Stellenbestand ist mit 7.317 offenen Stellen um 3,3 Prozent niedriger als im Vormonat.
Neue MitarbeiterInnen wurden im Oktober insbesondere im Bereich der Arbeitnehmerüberlassung, im Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen, in den wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen sowie im Bereich Gesundheits- und Sozialwesen gesucht.
Reaktionen
Fraktion Linke und Piraten (Pressemitteilung)
Tatsächliche Arbeitslosigkeit: Zeit zu handeln statt zu tricksen
Dank der Herbstbelebung ist die Arbeitslosenquote im Oktober 2018 in Dortmund zum ersten Mal seit 1981 auf unter 10 Prozent gesunken. Mit 30.731 Arbeitssuchenden liegt die nun allseits bejubelte Arbeitslosenquote bei 9,8 Prozent. Die Fraktion DIE LINKE und Piraten jubelt nicht.
Der Fraktionsvorsitzende Utz Kowalewski (DIE LINKE) erklärt warum:
„Schlechte Meldungen möchte niemand hören. Aber es bleibt dabei, dass die sinkenden Arbeitslosenzahlen letztlich mit dem größten Niedriglohnsektor Europas erkauft wurden und gerade bei der bejubelten Quote zusätzlich noch schöngerechnet werden. Arbeitslose, die krank sind, einen Ein-Euro-Job haben oder an Weiterbildungen teilnehmen, werden nicht als arbeitslos gezählt. Viele der Arbeitslosen, die älter als 58 sind, erscheinen nicht in der offiziellen Statistik. Wenn private Arbeitsvermittler tätig werden, zählt der von ihnen betreute Arbeitslose nicht mehr als arbeitslos, obwohl er keine Arbeit hat.
Wer die tatsächliche Arbeitslosigkeit erfassen will, muss ehrlich rechnen. Tatsächlich waren im Oktober nicht nur 30.731 Menschen ohne Arbeit, sondern 43.602. Die Quote liegt dann nicht bei den bejubelten 9,8 Prozent, sondern bei 13,4 Prozent. Darüber hinaus tauchen mutmaßlich über 1.000 nicht erwerbstätige Personen der sogenannten „Stillen Reserve“, die sich entmutigt vom Arbeitsmarkt zurückgezogen haben und sich nicht (mehr) als arbeitslos registrieren lassen, in keiner Arbeitslosenstatistik auf.
Zeit zu handeln statt zu tricksen: Mit einem freiwilligen, sozialversicherungspflichtigen, öffentlich-geförderten Beschäftigungssektor mit einem Mindestlohn von 12 Euro – gerade auch in gesellschaftlich relevanten sozialen Bereichen – könnte die tatsächliche Arbeitslosigkeit dann auch tatsächlich gesenkt werden.