Rund 300 Streikende aus Betrieben des Textilhandels sind am Freitagvormittag im Depot in Dortmund zu einer landesweiten Streikkundgebung zusammengekommen. Im Rahmen der laufenden Tarifrunde kommt es damit erneut zu einer ganztägigen Arbeitsniederlegung. Ende August war auch die 6. Verhandlungsrunde ohne Abschluss beendet worden. Die Arbeitgeber halten, trotz der weiter andauernden Streiks, an ihrem Angebot fest. Dieses sieht Reallohnverluste für die Beschäftigten vor. ver.di fordert ein Ende der Blockadehaltung.
ver.di: Vielen Beschäftigten im Handel droht Altersarmut
„Die Beschäftigten werden bereits seit dem 1. Mai hingehalten“, erklärte ver.di-Verhandlungsführerin Silke Zimmer.
„Anstatt am Verhandlungstisch zu einem Ergebnis zu kommen, versuchen die Arbeitgeber die Beschäftigten mit freiwilligen Vorweganhebungen abzuspeisen. Wir fordern, dass die Arbeitgeber endlich ihrer sozialen Verantwortung gerecht werden. Angebote und freiwillige Zahlungen unterhalb der Preissteigerungsrate bedeuten weiteren Reallohnverlust und ignorieren die Lebenssituation der Beschäftigten.“
Der Arbeitgeberverband hat seinen tarifgebundenen Mitgliedsunternehmen empfohlen, nach fünf Nullmonaten eine Entgelterhöhung von 5,3 Prozent zum 1. Oktober zu zahlen – das entspräche nur 92 Cent mehr Stundenlohn.
ver.di fordert 2,50 Euro mehr Gehalt und Lohn pro Stunde
„Freiwillige Zahlungen bieten den Beschäftigten keinerlei rechtlichen Anspruch. Diesen bieten nur Tarifverträge. Die Einzelhandelsbeschäftigten lassen sich davon nicht beeindrucken. Viele von ihnen leben von niedrigen Einkommen. Wer heute kaum über die Runden kommt, dem droht auch über das Arbeitsleben hinaus die Altersarmut“, so Zimmer.
„Diesen Skandal nehmen wir nicht hin, denn dafür zahlen nicht nur die Beschäftigten, sondern auch die Allgemeinheit. Deswegen setzen heute die Kolleginnen und Kollegen aus dem Textilhandel ein klares Zeichen. Die Arbeitgeber sollen sich endlich am Verhandlungstisch bewegen“, so die Verhandlungsführerin weiter.
ver.di fordert in der Tarifrunde 2023 im Einzelhandel NRW 2,50 Euro mehr Gehalt und Lohn pro Stunde. Die Ausbildungsvergütungen sollen um 250 Euro angehoben werden. Die Laufzeit des Tarifvertrages soll 12 Monate betragen. Darüber hinaus fordert die Gewerkschaft ein Mindeststundenentgelt von 13,50 Euro.
Am 17. Oktober werden die Verhandlungen für die 517.000 sozialversicherungspflichtigen und 197.000 geringfügig Beschäftigten im NRW-Einzelhandel in Recklinghausen in 7. Runde fortgesetzt.
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1300 Streikende setzen ein klares Zeichen für die Fortsetzung der Tarifverhandlungen – NRW-Tarifkommission spricht sich ebenfalls für regionale Verhandlungen aus (PM ver.di)
Nachdem der Arbeitgeberverband des Einzelhandels (HDE) zu Wochenbeginn einseitig die regionalen Verhandlungstermine abgesagt und auf zentrale Gespräche in Berlin gedrängt hatte, setzen am heutigen Freitag (10. November) erneut bundesweit Beschäftigte ein klares Zeichen. In NRW beteiligten sich 1300 Streikende aus rund 100 Betrieben beider Branchen an den Maßnahmen. Parallel dazu kam in Düsseldorf am Vormittag die Tarifkommission des Einzelhandels NRW zusammen. Auch ihr klares Mandat gilt der Fortsetzung der Verhandlungen auf regionaler Ebene.
„Die Tarifkommission unterstützt klar unsere Erwartungshaltung an die Arbeitgeber, zentrale Gespräche nur unter der Bedingung zu führen, regional weiter zu verhandeln“, erklärte Landesfachbereichsleiterin Henrike Eickholt. „Wir sind und waren verhandlungsbereit! Es liegt nun an den Arbeitgebern, die Verhandlungen wieder aufzunehmen. Für uns ist klar: verhandelt wird nicht in Berlin, sondern mit der Tarifkommission NRW in Düsseldorf. Zentrale Verhandlungen sind und bleiben keine Option für uns.“
Darüber hinaus ergänzte Eickholt, dass die Streikmaßnahmen nun kreativ und flexibel weitergeführt und ausgedehnt würden. „Weihnachten steht vor der Tür und wir sind bereit uns falls nötig auch im Weihnachtsgeschäft für einen fairen Tarifabschluss einzusetzen!“
Zum Hintergrund:
Henrike Eickholt ist seit dem 6. November neue Landesfachbereichsleiterin für den Handel bei ver.di in NRW. Die gebürtige Dortmunderin war bis zu ihrem Wechsel in den Landesfachbereich 22 Jahre als Geschäftsführerin im fusionierten ver.di-Bezirk Ruhr West sowie seinen Vorgängern Mülheim-Oberhausen und Oberhausen aktiv. Eickholt übernimmt das Amt von Silke Zimmer, die im September auf dem ver.di Bundeskongress in den Bundesvorstand gewählt wurde.
„Weihnachten steht vor der Tür, wir auch!“ – Beschäftigte im NRW-Handel setzen Streiks fort (PM ver.di NRW)
Nachdem die Tarifverhandlungen für den bayrischen Groß- und Außenhandel am gestrigen zweiten Verhandlungstag (22.11.) ohne Ergebnis beendet wurden, erhöhen die Beschäftigten in NRW den Druck vor der kommenden Verhandlungsrunde am 1. Dezember. Parallel setzt sich ver.di weiter für die Fortsetzungen der regionalen Verhandlungen im Einzelhandel ein. Unter dem Motto „Weihnachten steht vor der Tür, wir auch!“ werden am morgigen Freitag Betriebe des Handels in ganz NRW zum Streik aufgerufen. Unter anderem kommt es zu gemeinsamen Aktionen mit den Streikenden der Tarifrunde der Länder. Die Lagerstandorte von Edeka und Rewe befinden sich bereits seit letzter Woche im Streik.
„Die Verhandlungen im Einzelhandel müssen dringend fortgesetzt werden. Die Blockadehaltung der Arbeitgeber lässt die Beschäftigten seit Monaten auf eine nachhaltige Entgelterhöhung warten, die das Loch in ihren Taschen stopfen würde. Angeboten wurden aber nur Reallohnverluste“, erklärte Henrike Eickholt, Fachbereichsleiterin Handel NRW. „Währenddessen setzen die Beschäftigten ihre Streiks unermüdlich fort. Sowohl im Einzel- als auch im Groß- und Außenhandel finden in dieser und in der kommenden Woche zahlreiche Aktionen statt, um den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen. Auch im Weihnachtsgeschäft!“
Für den Groß- und Außenhandel NRW fordert ver.di eine Erhöhung der Entgelte von 13 Prozent, mindestens aber 400 Euro. Die Ausbildungsvergütungen sollen um 250 Euro angehoben werden. Die Laufzeit des Tarifvertrages soll 12 Monate betragen.
Im Einzelhandel NRW fordert ver.di 2,50 Euro mehr Gehalt und Lohn pro Stunde. Die Ausbildungsvergütungen sollen um 250 Euro angehoben werden. Die Laufzeit des Tarifvertrages soll 12 Monate betragen. Darüber hinaus fordert die Gewerkschaft ein Mindeststundenentgelt von 13,50 Euro. Der nächste Verhandlungstermin für NRW, der für den 30. November vereinbart war, wurde arbeitgeberseitig abgesagt. Am heutigen Donnerstag findet ein Gespräch auf Bundesebene zwischen dem HDE und ver.di statt.
Tarifrunde Einzelhandel: „Wir lassen uns nicht erpressen!“ – Streik vor Heiligabend in NRW (PM)
Die Arbeitgeber im Handel blockieren weiterhin eine Tariflösung. Sie sind weder bereit zu verhandeln noch ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen, das Reallohnverlusten entgegenwirkt. Damit tragen sie die Verantwortung für die Streiks, die in dieser Woche landesweit den NRW-Einzelhandel bis einschließlich Samstag treffen werden. Die ver.di-Tarifkommission aus Beschäftigten des Einzelhandels in NRW zeigt sich trotz der andauernden Verweigerungshaltung der Arbeitgeber weiter kämpferisch.
Die zuständige Fachbereichsleiterin für den Handel in NRW, Henrike Eickholt, erklärt: „Die Tarifkommission für den Einzelhandel NRW hat am gestrigen Dienstag die Arbeitgeber erneut aufgefordert an den Verhandlungstisch zurückzukehren, weil nur dort Lösungen gefunden werden können. Das sogenannte Angebot der Arbeitgeber muss deutlich nachgebessert werden. Die Tarifkommission hat noch einmal bekräftigt, dass wir einen Tarifabschluss brauchen, der die Reallohnverluste der Beschäftigten ausgleicht. Wir werden in dieser Woche auch auf der Straße eine deutliche Reaktion zeigen und mit mehreren tausend Streikenden im Einzelhandel in ganz NRW die Vorweihnachtszeit zur Streikzeit machen.“
„Aufgeben ist keine Option!“ – Beschäftigte wollen Blockade in den NRW-Handelstarifrunden brechen (PM)
„Aufgeben ist keine Option!“ – so lautete am gestrigen Montag (5.2.) in Oberhausen das Fazit der beiden großen Tarifkommissionen im Einzelhandel sowie im Groß- und Außenhandel NRW. Rund 180 Beschäftigte waren zusammengekommen, um – angesichts der Blockadehaltung der Arbeitgeber – über das weitere Vorgehen in NRW zu beraten. Bereits seit Mai bestreiken Beschäftigte ihre Betriebe, ohne dass bislang ein Angebot vorliegt, das die Reallohnverluste der Beschäftigten kompensieren würde. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) in Nordrhein-Westfalen behält sich vor, mit gezielten Unternehmensstreiktagen den Fokus auf die Arbeitgeber zu lenken, die am Verhandlungstisch ein mögliches Ergebnis blockieren. Darüber hinaus will ver.di in NRW Streikmaßnahmen zusammenführen und mit anderen Branchen gemeinsam auf die Straße gehen.
Dazu erklärte die NRW-Verhandlungsführerin Henrike Eickholt: „Wir warten seit den Sommermonaten auf ein neues, verhandelbares Angebot der Arbeitgeber. Zwar wurde laut nachgedacht, ein offizielles Angebot haben sie aber seit Monaten nicht mehr vorgelegt. Diese Blockadehaltung zwingt uns dazu, die Streikmaßnahmen weiter fortzusetzen. Ein einseitiges Tarifdiktat der Arbeitgeberseite nehmen wir nicht hin!“
Dass die Arbeitgeber ihre Beschäftigten so im Regen stehen lassen, mache sie wütend. Der Handel sei ein erfolgreicher Wirtschaftszweig, der seine Beschäftigten aber nicht angemessen an den Gewinnen teilhaben lasse. „Es ist absolut unwürdig, dass vor allem Teilzeitbeschäftigte am Ende des Geldes noch zu viel Monat übrighaben. Durch die hohe Inflation der letzten Jahre klafft ein riesiges Loch im Portemonnaie der Beschäftigten, das mit Blick auf Lebensmittel und Energie nicht kleiner wird“, so Eickholt.
Bereits in der Coronakrise sei die mangelhafte Wertschätzung der Arbeitgeber der beiden Branchen deutlich geworden. Oft seien nicht einmal Coronaprämien gezahlt worden. Auch die von den Arbeitgebern als Verhandlungsmasse aufgeführte Inflationsausgleichsprämie hätte laut Eickholt bereits seit Oktober 2022 ausgezahlt werden können, um ihren eigentlichen Zweck zu erfüllen.
„Langfristig zählen für die Beschäftigten nur tabellenwirksame Entgelterhöhungen, die bis zur Rente Sicherheit bieten. Ein Prozentpunkt kann auf ein Erwerbsleben den Gegenwert eines Kleinwagens ausmachen, und wirkt sich natürlich auch auf die Höhe der Rente aus. Für uns steht deshalb fest: wir machen weiter! Die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen muss Wertschätzung erfahren. Wertschätzung drückt man nicht aus, in dem man Angst vor Altersarmut schürt und die Branche weiter an Attraktivität verlieren lässt“, so die Gewerkschafterin abschließend.