„Nein, ich gebe nicht auf!“ – Antifaschist*innen demonstrieren gegen Wiedereröffnung von Thor Steinar-Laden in Dortmund

Unweit des neuen Ladens – in einem belebteren Bereich – fand die Kundgebung statt. Fotos: Leopold Achilles

Nachdem sich im antifaschistischen und demokratischen Dortmund schnell herumgesprochen hat, dass es seit Montag wieder einen Klamottenladen der „Tønsberg“-Kette gibt, in dem unter anderem die bei Neonazis geschätzte Bekleidungsmarke Thor Steinar vertrieben wird, ließ die Reaktion nicht lange auf sich warten. Am heutigen Donnerstag (30. Juli 2020) demonstrierten etwa 200 Menschen gegen die Neueröffnung. Die Demonstrant*innen und Redner*innen machten unweit des neuen Standorts eins klar: die Kundgebung ist erst der Anfang. Weitere Aktionen würden folgen – bis der Laden dicht ist. Die Vorgängerfiliale hatte im November 2019 wegen Mängel beim Brandschutz schließen müssen.

Nach Attacke auf Antifaschistin – und sowieso: BlockaDo mobilisiert gegen Thor Steinar

Kaum geöffnet, war es gleich am letzten Montag vor dem neuen Thor Steinar-Laden am Alten Burgwall zu einer ersten Konfrontation gekommen, einschließlich Polizeieinsatz.

Iris Bernert-Leushacke, Pressesprecherin des antifaschistischen Bündnisses BlockaDO, wurde von einem Mann, der offenbar in Verbindung mit dem Bekleidungsgeschäft steht, attackiert, nachdem sie dort ein Foto des Gebäudes ohne Menschen gemacht hatte.

Die Reaktion auf die Ereignisse kam postwendend – abgesehen von der erstatteten Anzeige wegen Körperverletzung. Innerhalb von wenigen Tagen gelang es dem Bündnis, an die 200 Demonstrant*innen für den heutigen Donnerstag zu mobilisieren.

Auf der eilig organisierten – und friedlich verlaufenden – Kundgebung, nur einen Steinwurf von dem Bekleidungsgeschäft entfernt, an der Ecke zur Kuckelke, machten die drei Redner*innen klar: dieser Laden – der gegenwärtig einzige in Westdeutschland – wird in der Stadt nicht geduldet werden.

Widerstand gegen Neonazi-Kleidung: Ein „Thor Steinar“ in Dortmund ist genau einer zu viel

Zuvor war offenbar ein ahnungsloser Vermieter der Betreiberkette „Tønsberg“ auf den Leim gegangen. Die Immobiliengesellschaft mit Sitz in Düren fiel nach eigenen Angaben aus allen Wolken, als sie von der „Anmietung durch Neonazis“ erfuhr.

Eine Kündigung sei bereits ausgesprochen worden, erklärten die Besitzer des Gebäudekomplexes auf Nachfrage von Nordstadtblogger (wir berichteten).

Wie auch immer – für die Beteiligten der heutigen Kundgebung gibt es inmitten von Dortmund zunächst einmal einen Ort, in der „Thor Steinar“ erhältlich ist: „eine Kleidungsmarke, die von Neonazis für Neonazis vertrieben wird“, wie ein Vertreter der Antifa erklärt.

Die sei zwar in der rechtsextremen Szene, weil im Ausland produziert, umstritten. Dennoch: sie erfreue sich in einschlägigen rechten Kreisen großer Beliebtheit. Sei die bekannteste Neo-Nazi-Erkennungsmarke. Und das nicht ohne Grund.

Bezüge zu menschenverachtenden Ideologien, Verharmlosung von NS-Verbrechen

Da würde bewusst mit klar menschenverachtenden Ideologien gespielt, mit völkisch-mythologischen Symboliken, bei vielen Motiven gäbe es einen positive(re)n Zug „zum Nationalsozialismus, dem 2. Weltkrieg und zur deutschen Kolonialgeschichte“.

Dazu: ein kruder Begriff von Männlichkeit und Glorifizierung von Gewalt. Das Urteil lautet: Hier würde versucht, in einer Grauzone Kundschaft zu erreichen.

Ein junger Mann, der sich als Jonas von der Linksjugend vorstellt, erläutert, um welche es sich handeln könnte: die Abgehängten. Menschen als Resultat einer verfehlten Sozialpolitik und daher „gefundenes Fressen für Neonazis“.

Iris Bernert-Leushacke bedankt sich ausdrücklich für die Solidarität, die sie nach der Attacke vor dem Laden der „Tønsberg“-Kette am Montag erfuhr. „Nein, ich habe keine Angst“, sagt sie unter Beifall: „Nein, ich gebe nicht auf.“

Sie hätte wie viele der anderen Anwesenden auch sagen können: „Doch ich habe Angst, aber das interessiert mich nicht, weil es Wichtigeres gibt – der Laden mit der Nazi-Kleidung hat in unserer Stadt nichts zu suchen, darum geht es!“

 

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  1. Kein Platz für Nazis – an keiner Stelle in der Stadt – GRÜNE unterstützen Protest gegen Thor-Steinar-Laden (PM)

    Kein Platz für Nazis – an keiner Stelle in der Stadt – GRÜNE unterstützen Protest gegen Thor-Steinar-Laden

    Mit einer Protestaktion haben sich 250 Menschen gestern gegen den erneuten Versuch gestellt, in Dortmund ein Geschäft für Nazi-Bekleidung zu etablieren. Aktionen wie dieser erneut von verschiedenen Anti-Rechts-Bündnissen initiierte Protest sind aus Sicht der GRÜNEN entscheidend, um die Ansiedlung eines solchen Ladens und des dazugehörigen Publikums zu verhindern.

    „Die Dortmunder*innen haben gestern deutlich gezeigt, dass niemand die Nazis hier haben möchte“, so Katja Bender, Sprecherin der Dortmunder GRÜNEN. „Weder am Brüderweg, noch am Burgwall, noch an irgend einer anderen Stelle in dieser Stadt wollen wir einen Laden, der eine Bekleidungsmarke verkauft, die die im brandenburgischen Verfassungsschutzbericht 2018 als „identitätsstiftendes Erkennungszeichen unter Rechtsextremisten“ bezeichnet wurde“, macht Katja Bender die klare Haltung ihrer Partei zur Eröffnung des Thor-Steinar-Ladens in Dortmund deutlich.

    Die Stadt hatte angekündigt, alle Mittel zu prüfen, um den Betrieb des Ladens zu verhindern. Auch der Vermieter hat den Vertrag mit den Betreibern schon wieder gekündigt. Im Herbst 2019 wurde der erste Thor-Steinar-Laden aufgrund baurechtlicher Einwände wieder geschlossen. In anderen Städten, wie beispielsweise in Essen, ist es gelungen, durch stetigen Protest derartige Läden wieder zur Schließung zu bringen.

    Die Dortmunder GRÜNEN werden sich auch an weiteren Protestaktionen gegen den Laden beteiligen und rufen zur Teilnahme auf. „Es ist wichtig, den Raum für Nazis mit allen rechtsstaatlichen Mitteln zu begrenzen. Doch vor allem der Protest der Dortmunder*innen wirkt“, ist sich Katja Bender sicher.
    Durch die dauerhaften Demonstrationen könnten auch andere Immobilienbesitzer*innen für das Thema sensibilisiert werden. „Ziel muss es sein, dass zukünftig jede* Eigentümer*in von Gewerbeimmobilien weiß, was es mit dieser Bekleidungsmarke auf sich hat.“

    Hilfreich ist in dem Zusammenhang sicher auch der Leitfaden der Koordinierungsstelle gegen Rechts, der allen Vermieter*innen hilft, Mieter*innen mit rechtsradikalem Hintergrund zu erkennen.

  2. Bündnis Dortmund gegen Rechts protestiert am 23. 9. ab 17 Uhr gegen den Thor-Steinar-Laden (PM)

    Das Bündnis Dortmund gegen Rechts protestiert am 23. 9. ab 17 Uhr gegen den Thor – Steinar – Laden in der Kuckelke/Alter Burgwall.

    Hier werden nicht nur Kleidung und andere Devotionalien der Nazis angeboten, der Laden soll auch als Treffpunkt für die rechte Szene dienen. Seit dieser Shop vor einem Jahr mitten in Dortmund eröffnet wurde, protestieren Demokrat*innen und Antifaschist*innen gegen ihn und fordern seine Schließung.

    Für Donnerstag, 23. 9. 17 Uhr, lädt das Bündnis Dortmund gegen Rechts mit einem Programm aus Live-Musik, kurzen Wortbeiträgen und Informationen ein. (Ort: Kuckelke/Alter Burgwall)

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