Bei Notfällen wie einem Schlaganfall oder Herzinfarkt zählt jede Minute. Notfälle müssen schnell bemerkt und behandelt werden. Ansonsten können sie weitreichende Folgen haben. Auch in Dortmund verzichten die Menschen immer öfter bei ersten Warnsignalen darauf, einen Notruf als wichtigste Sofort-Maßnahme abzusetzen. Aus einer aktuellen Auswertung der AOK NordWest geht hervor, dass im Jahr 2022 beispielsweise bei Schlaganfallbehandlungen in Westfalen-Lippe 12,9 Prozent weniger Krankenhausbehandlungen festzustellen waren als 2019 vor der Pandemie. Dieser Negativtrend setzt sich auch in 2023 fort.
Warnsignale können sehr vielfältig sein
Allein im ersten Halbjahr 2023 lag das Minus im Vergleich zum Vorjahreszeitraum noch einmal bei 4,9 Prozent. „Bei Notfall-Symptomen sollte nicht gezögert und umgehend der Notruf 112 gewählt werden“, appelliert AOK-Serviceregionsleiter Jörg Kock anlässlich des Europäischen Tags des Notrufs.
Daher sollten die Warnsignale ernst genommen werden. Mögliche Symptome für einen Notruf können plötzlich auftretendes Schwäche- oder Taubheitsgefühl bis hin zu Lähmungserscheinungen einer Körperseite sein.
Warnzeichen sind außerdem eine unverständliche, gestörte Sprache, plötzliche Sehstörungen, Schwindelgefühle oder Gleichgewichtsstörungen mit Übelkeit und Erbrechen sowie in Kombination plötzlich auftretende, bisher so nicht gekannte Kopfschmerzen.
Im Ernstfall zählt jede Sekunde – Notruf 112 wählen
Für den Laien ist aber oft schwer zu beurteilen, wann ein Menschenleben akut bedroht ist. „Unwissenheit führt häufig dazu, dass gefährdete Patienten möglicherweise zu lange warten, ehe sie den Rettungsdienst kontaktieren. Das ist kritisch, im Notfall zählt jede Minute“, so Kock.
Im Ernstfall sollte daher sofort der Notruf unter 112 getätigt werden. Dabei sind Name und Adresse sowie ergänzende Hinweise zum möglichst schnellen Auffinden des Patienten anzugeben. Die Symptome sollten möglichst genau geschildert werden. Die Notruf-Nummer 112 funktioniert nicht nur in Deutschland, sondern europaweit und ist kostenfrei über Festnetz oder Smartphone zu wählen.
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MediTALK zum Thema Bypass-Operationen am schlagenden Herzen: Besondere Methode minimiert das Schlaganfall-Risiko (PM)
Die Herzchirurgie am Klinikum Dortmund hat bei Expertinnen und Experten weltweit einen besonderen Ruf. Klinikchef Prof. Dr. Alexander Albert hat den Begriff der personalisierten Bypass-Operation geprägt und ist bekannt für seine minimalinvasiven Methoden ohne Einsatz der Herz-Lungen-Maschine.
So waren zur mediTALK-Veranstaltung zum Thema am 13. März im Klinikzentrum Mitte eine Menge Interessierte erschienen, und das trotz Champions-League-Spiels am selben Abend. Die Zuhörenden erfuhren zunächst einige erstaunliche historische Fakten über Herzoperation sowie einige allgemeine Infos, die Prof. Albert augenzwinkernd vortrug. So korrigierte er beispielsweise die von Maite Kelly besungene Annahmen, einen Riss im Herzen könne man nicht flicken. „Kann man eben doch, wenn man Herzchirurg ist.“
Mit Entwicklung der Herz-Lungen-Maschine Ende der 50er Jahre begann die große Geschichte der Herzchirurgie. Seitdem wurde das Herz in den allermeisten Fällen bei der klassischen Bypass-Operation aus der Blutversorgung ausgeschlossen. In Dortmund läuft es anders. Das Team von Prof. Albert operiert den Großteil der Patientinnen und Patienten minimalinvasiv und ohne Herz-Lungen-Maschine. „Eine Brustkorböffnung ist bei uns die Ausnahme.“
Zunächst erklärt der Klinikchef sehr anschaulich den Unterschied zwischen Stent und Bypass. Für beides liefert Plaques den Grund. Sie kann das Gefäß einengen und zu einem Herzinfarkt führen, wenn sie sich löst. In der Regel behandele man erst einmal die verengenden Plaques. Dazu wird die Engstelle mit einem Stent aufgedehnt, damit das Blut wieder fließen kann. Bei einer Bypass-Operation wird das gesamte Areal überbrückt. „Das muss man sich vorstellen, wie eine Umleitung bei einem Unfall mit Straßensperrung, welche auf einer ganz neuen Straße am Unfall vorbeiführt. Beim Stent kommt ein Schwertransporter und drückt die Unfallautos zur Seite, damit der Verkehr wieder fließen kann.“
Kurzfristig sei ein Stent angenehmer, aber da sich vor oder nach dem Stent neue Plaque bilden könne sei langfristig ein Bypass sicherer. Allerdings bringe die Operation einen längeren Krankenhausaufenthalt mit sich und einige Nebenwirkungen, allen voran den gefürchteten Schlaganfall. Der kann entstehen, wenn sich ein Plaque-Teilchen löst und in den Kopf wandert. „Dieses Risiko war für uns eine Motivation, die Bypass-Operation ganz neu zu überdenken. Sie so zu machen, dass das Schlaganfallrisiko gegen Null geht“, sagte Prof. Albert. „Das geht nur, wenn man auf die Herz-Lungen-Maschine verzichtet.“
Eine solche Operation am schlagenden Herzen erfordere viel Erfahrung und Gespür. „Man muss auf das Herz reagieren können. Am Ende soll es gar nicht merken, dass an ihm operiert wird.“ Mit sorgfältiger Handarbeit und haarfeinen Fäden wird das kranke Areal komplett überbrückt für eine lebenslange Haltbarkeit.
Beim mediTALK zeigte Prof. Albert einige Beispiele für gelungene Eingriffe nach dieser Methode bei jungen Sportlern, betagten Patienten und solchen, die kaum noch Hoffnung hatten. Einer davon, ein ehemaliger Vespa-Rennfahrer, war eigens zur Veranstaltung gekommen, um dem Herzchirurgen zu danken. „Ich habe mit 79 nicht gedacht, dass ich 80 Jahre alt werde“, sagte er in einer Dankesrede. Vor drei Jahren habe Prof. Albert ihn beraten und operiert und ihm damit neues Leben geschenkt. Als Dank übergab er dem gerührten Klinikchef einen Preis, den er vor über 60 Jahren bei einem Rennen gewonnen hat.
Aktionstag zur Kampagne „Herzenssache Lebenszeit“ am Klinikum Mitte: Roter Info-Bus informiert über Schlaganfall (PM)
Das Klinikum Dortmund beteiligt sich am bundesweiten Aktionstag gegen den Schlaganfall am 10. Mai (Freitag). Der Neurologie ist es erneut gelungen, den knallroten Doppeldeckerbus zu buchen, der in diesem Jahr passend zum Motto „Risikofaktoren vermeiden – Lebensqualität erhöhen“ ausgestattet ist.
Das auffällige Info-Mobil der Aufklärungsinitiative „Herzenssache Lebenszeit“ wird am Aktionstag zwischen 10 und 15 Uhr auf dem Parkplatz am Klinikum Mitte, Beurhausstraße 40, stehen und mit reichlich Anschauungsmaterial, Infos und kurzen interaktiven Vorträgen das Thema Schlaganfall und die Risikofaktoren beleuchten.
Expertinnen und Experten der Neurologie beantworten gemeinsam mit Internistinnen und Internisten Fragen rund um Diabetes, Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen. Zusätzlich werden Blutzucker- und Blutdruck-Messungen sowie Einblicke in die Stroke Unit angeboten. Diese hochspezialisierte Abteilung übernimmt im Falle eines Schlaganfalls die Akuttherapie und Überwachung der Patientinnen und Patienten. Die Behandlung in der Stroke Unit ist der optimale Weg, um Folgeschäden und Komplikationen so gering wie möglich zu halten und die Ursachen des Schlaganfalls abzuklären.
Experten informieren beim mediTALK im Klinikum Dortmund Zeit ist Gehirn: Beim Schlaganfall zählt jede Sekunde (PM)
Pro Sekunde 200 Meter. Das ist die Strecke hintereinander gehängter Nervenzellen, die im Falle eines Schlaganfalls zugrunde gehen. Pro Minute sind es zwölf Kilometer. Pro Stunde 714 Kilometer. Diesen eindrucksvollen Vergleich nutzten Prof. Dr. Gisa Ellichmann und ihr Team beim jüngsten mediTALK im Klinikum Dortmund, um die immense Bedeutung des Faktors Zeit bei Schlaganfällen zu verdeutlichen. Rund 160 Interessierte folgten dem Vortrag der Direktorin der Klinik für Neurologie unter dem Titel „Schlaganfall: Was? Warum? Und dann?“.
Mit etwa 270.000 Fällen jährlich ist der Schlaganfall die häufigste neurologische Erkrankung in Deutschland und die führende Ursache für dauerhafte Behinderungen oder Pflegebedürftigkeit im Erwachsenenalter. Die Ursache für einen Schlaganfall ist in 85 Prozent der Fälle ein verschlossenes Blutgefäß im Gehirn, seltener eine Hirnblutung.
„Man kann sich die Blutgefäße wie einen stark verzweigten Baum vorstellen: Verstopft ein Ast, tritt ein Schlaganfall auf“, erklärte Prof. Ellichmann. Durch die plötzliche Durchblutungsstörung werden die empfindlichen Nervenzellen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Dies kann schwerwiegende Auswirkungen auf die geistigen und körperlichen Funktionen haben.
In der Akutphase eines Schlaganfalls ist Schnelligkeit entscheidend. „Wenn der Verdacht auf einen Schlaganfall besteht, zögern Sie nicht und rufen Sie sofort den Notdienst!“, betonte Prof. Ellichmann. „Die ersten 4, 5 Stunden nach Auftreten der Symptome sind für die Therapie in der Klinik ausschlaggebend.“ Zu den Symptomen gehören plötzliche Sehstörungen, Sprachprobleme, Lähmungen, Taubheitsgefühle, Schwindel und starke Kopfschmerzen.
Seit 2002 betreibt das Klinikum Dortmund eine der größten zertifizierten „Stroke Units“ des Ruhrgebiets. Die Versorgung der Schlaganfallpatientinnen und -patienten erfolgt dort in enger Zusammenarbeit mit anderen Fachabteilungen sowie Therapeutinnen und Therapeuten aus der Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie. Auch der Sozialdienst spielt eine wichtige Rolle. „Ein Schlaganfall verändert das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen schlagartig und nachhaltig“, erklärte Christa Poth, die Pflegebereichsleitung der spezialisierten Station. „Ein wichtiger Teil unserer Arbeit ist daher die Unterstützung der Familien.“
„Und was kommt danach?“ Diese Frage beantwortete Gernot Reimann, Leitender Arzt der Stroke Unit, und sprach über die Phasen der Rehabilitation. „Früher hieß es, was sechs Monate nach dem Schlaganfall nicht besser wird, bleibt so. Das stimmt nicht. Eine dauerhafte Therapie ist entscheidend, um Funktionen wiederherzustellen“, betonte er. Noch wichtiger sei jedoch die Prävention weiterer Schlaganfälle. „Sie können selbst viel tun: gesunde Ernährung, Bewegung und das Wichtigste – hören Sie auf zu rauchen!“, riet Reimann.
Der nächste mediTALK im Klinikzentrum Mitte findet am Mittwoch, den 9. Oktober 2024, statt. Dr. Nina Günther, Leitende Oberärztin der Geriatrischen Klinik, wird über das Thema „Ist es noch Vergesslichkeit oder schon Demenz?“ referieren. Die Teilnahme ist wie immer kostenlos.