Trauer in der Redaktion – aber auch darüber hinaus: Joachim vom Brocke, einer der Nordstadtblogger der ersten Stunde, ist im Alter von 74 Jahren gestorben. Er verlor den Kampf gegen den Krebs.
Durch seine freundliche und offene Art hatte „JvB“ viele Freunde gewonnen
Im Februar 2021 war Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert worden. Der Kampf dagegen – mit Chemo und Bestrahlung – blieb erfolglos. Seine letzten Wochen verbrachte er im Hospiz St. Elisabeth in Dortmund-Westrich.
Viele seiner früheren Weggefährt*innen erwiesen ihm dort die letzte Ehre. Es war erfreulich viel Besuch, den Joachim vom Brocke – deutlich gezeichnet von der heimtückischen und zumeist tödlich verlaufenden Erkrankung – hatte.
Nicht nur Medienschaffende, auch viele Menschen aus Kultur, Gastronomie, Schaustellerei und Politik gaben sich in den ersten Wochen die Klinke in die Hand.
Denn Joachim vom Brocke hat sich durch seine freundliche und zuverlässige Art viele Freund*innen gemacht – weit über Dortmund hinaus. So kam es auch nicht von ungefähr, dass auch alte Weggefährt*innen und Kolleg*innen aus früheren Wirkungskreisen im Sauerland in den letzten Wochen bei ihm waren.
50 Jahre als Journalist im Einsatz – selbst im „Unruhestand“
„JvB“ – so sein Kürzel – konnte auf ein 50-jähriges Berufsleben zurückblicken: Nach seinem Volontariat bei der Hasper Zeitung und einen kurzen „Zwischenspiel“ bei einer anderen Zeitung war er fast sein ganzes Berufsleben bei der Westfälischen Rundschau, wo er nach 40 Jahren in verschiedenen Redaktionen – seit 2005 in der Lokalredaktion in Dortmund – 2012 in Ruhestand ging.
Der leidenschaftliche Lokalredakteur war – obwohl es ihn selbst nicht mehr betroffen hatte – von der Schließung der Rundschau-Redaktionen maßlos enttäuscht. Daher war er sofort Feuer und Flamme als Nordstadtblogger-Gründer Alexander Völkel ihn im Sommer 2013 fragte, ob er auch beim Ehrenamtsprojekt mitmachen wollte.
Joachim vom Brocke war mit viel Begeisterung dabei und hat hunderte von Beiträgen geschrieben und auch Fotos gemacht. Er wollte es den Verlagen – gemeint waren die WAZ-Mediengruppe (heute Funke) und Lensing-Wolff – nochmal zeigen, dass Journalismus abseits von Flaggschiffen und schlechten unternehmerischen Entscheidungen möglich ist.
Unterwegs im Stadtleben von Dortmund – und darüber hinaus
Mehrfach die Woche war er daher für Nordstadtblogger auf Terminen in der Stadt unterwegs. Vor allem das „Stadtleben“ hatte es ihm angetan: Veranstaltungen und Events in der City, wo er auch in seiner Zeit in Dortmund selbst lebte – Ausstellungen und andere Kulturevents waren ebenso „seine“ Themen wie Handel und Gewerbe.
Ob bei der Cityrunde oder beim Cityring, der Hotellerie und Gastronomie oder auch bei Kulturschaffenden und Schausteller*innen war Joachim vom Brocke bestens vernetzt. Und auch die Kirchengemeinden hatte er im Blick.
Denn der Reporter war zeitlebens unternehmungslustig und reisefreudig. Ausgehen war „sein Ding“. Es gab kaum eine Gaststätte in der City, die er nicht abgeschlossen habe, pflegte er stets zu scherzen. Und auch in manchem Club konnte man ihn nachts an der Theke sitzen sehen. Das galt auch in einigen seiner Lieblingsurlaubsziele auf den Balearen und Kanaren, wohin er sich auch gerne mal für mehrere Wochen am Stück hin verabschiedete.
„Ich habe bald mehr Arzttermine als Pressetermine“
In den letzten Jahren musste er es aber ruhiger angehen lassen. „Ich habe bald mehr Arzttermine als Pressetermine“, schimpfte er. Die Corona-Krise tat ihr übriges. „Seine“ Themen waren besonders stark betroffen – im vergangenen Jahr konnte er kaum noch redaktionell tätig werden.
Daher kommt es wohl nicht von ungefähr, dass ausgerechnet der Nachruf auf Fred Ape sein letzter Beitrag für Nordstadtblogger war. Im zweiten Lockdown gab es für ihn nichts mehr zu schreiben. Und als es wieder losging, vermissten Pressesprecher*innen und Veranstalter*innen Joachim vom Brocke auf den Pressekonferenzen.
Denn nach der Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs im Februar 2021 verbrachte der 74-Jährige die meiste Zeit im Krankenhaus oder durch Chemo und Bestrahlung geschwächt zu Hause. Ans Schreiben und Ausgehen war nicht mehr zu denken. Zwei seiner liebsten Leidenschaften waren ihm vergangen und er konnte weder essen noch trinken.
Geselliges Beisammensein statt einer „Trauerfeier“ – er hätte es so gewollt
Selbst das Leben in seiner eigenen Wohnung war in den letzten Wochen nicht mehr möglich: Im Juli kam „JvB“ ins Hospiz. Er freute sich über die vielen Freund*innen und Bekannten, die ihn dort noch besuchten. Sie saßen auf seiner kleinen Terrasse mit ihm – dort konnte er rauchen. Dass es nicht Zigaretten oder der Alkohol waren, die ihn umbrachten, war für ihn nur eine amüsante Fußnote.
Er hatte gehofft, dass er noch mehr Zeit hätte. So wollte er seinen eigenen Nachruf schreiben. Doch dazu kam es nicht mehr. Statt Monaten waren es nur noch Wochen. Doch es war letztendlich gut, dass es jetzt so schnell ging. Der Kampf war verloren, der Krebs zu übermächtig, das Leiden zu groß.
Der Tod schien daher eine Erlösung. Am Dienstagnachmittag (24. August 2021) wurde Joachim vom Brocke erlöst – er starb im Alter von 74 Jahren. Dennoch: Er wird uns fehlen. Der Schmerz über den Verlust sitzt tief.
Abschied nehmen:
Wer es nicht geschafft hat, sich noch persönlich zu verabschieden: Am Freitag, 3. September 2021, wird um 12 Uhr auf dem Hauptfriedhof in Dortmund eine Trauerfeier stattfinden. Doch „Trauerfeier“ würde „JvB“ das keinesfalls nennen wollen: Im Anschluss sollen sich seine Freunde, Verwandten und ehemaligen Kolleg*innen noch nett zusammensetzen und plauschen können. So hätte es ihm gefallen….
Reader Comments
Nadine Albach
Lieber Joachim! Einige Zeit durfte ich mit Dir gemeinsam in der Redaktion sitzen, eine schöne Zeit. Deine ruhige, besonnene, freundliche Art hat mich aus manchem Stress herausgeholt. Ich habe Dein Schmunzeln noch im Ohr. Du bist, ich mag kaum Du warst schreiben, ein besonderer Mensch. Ich hoffe, Deine Feier geht an einem anderen Ort weiter.
Klaus Maliga
Danke für diesen Nachruf, liebe Nordstadtblogger-Redaktion! In ihm lebt Jochen wieder auf. Herzliche Grüße von einem Kollegen, der seit 1973 mit JvB an der Lenneschiene sein Berufsleben verbrachte.
Klaus Maliga
Wolfgang Teipel
Liebe Nordstadtblogger. Danke für diesen Nachruf auf JvB. In ihm erkenne ich den liebenswürdigen Kollegen wieder, mit dem ich Anfang der 2000er Jahre in der WR-Lokalredaktion Meinerzhagen gearbeitet habe. Sein besonderes Schmunzeln und seine farbenfrohen Hemden werde ich wohl nie vergessen. Mach’s gut, mein Lieber.
Herzliche Grüße nach Dortmund
Wolfgang Teipel
Jürgen Henke
Hat stets offen und objektiv hier in Werdohl berichtet.
Wir hatten seinen Abgang damals und heute sehr bedauert.