Lachend und scherzend stehen Selda Ilter-Sirin und Tülin Kabis-Staubach mit Kopftuch tragenden muslimischen Frauen vor dem Nachbarschaftstreff im Spähenfelde. Um sie herum sind spielende Kinder, Nachbarn grillen, es gibt Musik und Geselligkeit. Was nach einer Selbstverständlichkeit aussieht, ist es aber nicht.
„Früher hätten wir die Frauen nicht aus der Wohnung bekommen. Es sind religiöse Familien“, berichtet Tülin Kabis-Staubach vom Planerladen. Jetzt sind die religiösen Frauen wie selbstverständlich beim Sommerfest im Spähenfelde dabei. Sie haben Vertrauen gefasst – auch wenn die beiden Mitarbeiterinnen des Planerladens selbst eher weltlich orientiert sind.
Planerladen übernahm im Jahr 2009 den Nachbarschaftstreff im Spähenfelde
Damit hat der Planerladen das Ziel des Spar- und Bauvereins erreicht, als sie im Jahr 2009 den Nachbarschaftstreff übernommen haben. Kontakt knüpfen und Vertrauen aufbauen. Vorausgegangen sind Befragungen unter den Mieterinnen und Mietern, welche Wünsche sie haben und welche Probleme sie sehen. Der Planerladen hat dann ein entsprechendes Angebot für die Menschen aus dem Quartier entwickelt.
Wichtige Anlaufstelle vor Ort mit einem vielseitigen Angebotsspektrum
Es ist ein gelungener Gegenentwurf zum anonymen Großstadtleben: Menschen, die Tür an Tür leben, lernen sich kennen und leisten sich bei Bedarf gegenseitig wertvolle Unterstützung. Um dieses Miteinander auf- und auszubauen, hat die Spar- und Bauverein eG Dortmund gemeinsam mit verschiedenen Kooperationspartnern Nachbarschaftstreffs etabliert – als Anlaufstellen vor Ort mit einem vielseitigen Angebotsspektrum: Es gibt einmal den Nachbarschaftstreff im Althoffblock (in Zusammenarbeit mit Caritasverband Dortmund e.V.) , der erst vor ein paar Tagen mit dem „Engagement anerkennen“-Preis der Freiwilligen-Agentur ausgezeichnet worden ist. Der andere Nachbarschaftstreff befindet sich im Dortmunder Norden, Im Spähenfelde 15. Hier arbeitet die Genossenschaft mit dem Planerladen zusammen.
Angebote für alle Altersgruppen – vom Morgen bis zum Abend
Vor allem Selda Ilter-Sirin engagiert sich hier stark. 30 Stunden pro Woche arbeitet sie hauptamtlich im Nachbarschaftstreff. Häufig auch mal mehr. Die Angebotsstruktur ist stark: Vom Frauenfrühstück und Seniorentreff am Morgen, den Spiel- und Betreuungsangeboten für Kinder und Jugendliche sowie Hausaufgabenhilfe am Nachmittag bis zu den Kursangeboten am Abend.
„Eigentlich ist es eine Bildungsinstitution“ scherzte Franz- Bernd Große-Wilde,Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft, über die Aktivitäten im Nachbarschaftstreff. Der Spar- und Bauverein hat dafür zwei Wohnungen gestellt und hergerichtet und bezahlt auch die Arbeit des Planerladens vor Ort.
Ehrenamtliche und Honorarkräfte helfen bei den Aktivitäten mit
Dort läuft viel mehr, als die Hauptamtliche allein leisten könnte. Sie hat es geschafft, viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer zu gewinnen. Auch Honorarkräfte sind vor Ort, wenn es um besondere Kreativprojekte oder Kursangebote geht.
Davon gibt es übrigens viele im Spähenfelde: Computerkurse für Senioren, Sprachkurse für Migranten. Aber auch Englischangebote für verschiedene Altersgruppen gibt es. Der Planerladen bietet solche Kurse an verschiedenen Standorten in der Nordstadt an und nutzt natürlich auch den Nachbarschaftstreff im Spähenfelde.
Konfliktmanagement mit Angeboten vor Ort
Auch das Konfliktmanagement ist mit vor Ort, schult Bewohner und auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Spar- und Bauvereins. Flankiert werden die Angebote zum Beispiel mit Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Die beiden umgebauten Wohnungen bieten viele Möglichkeiten, auch parallel Angebote und Treffmöglichkeiten anzubieten. Das Sommerfest ist eines der Höhepunkte, bei der weitere Partner mitwirken. Selbst mit dem Wetter hatten sie Glück: Am Freitagnachmittag ließ sich sogar die Sonne blicken.