Die ökologische Umgestaltung der Emscher und ihrer Nebengewässer verzeichnet stetig neue Erfolge bei der Entwicklung biologischer Vielfalt. Immer wieder berichten Dortmunder:innen von neuen Beobachtungen aus der zurückkehrenden Natur entlang der mittlerweile ökologisch wertvollen Gewässer – manchmal sind sogar seltene Tiere oder Pflanzen darunter. Die neuste Entdeckung: Blauflügel-Prachtlibellen (Calopteryx virgo).
Üppiger Uferbewuchs ist lebensnotwendig für diese prächtig gefärbte Libelle
Eine aufmerksame Bürgerin beobachtete das seltene Insekt auf ihrem Spaziergang am Emscher-Nebenlauf Rüpingsbach im Südwesten Dortmunds. Über der Wasseroberfläche und entlang der Wege tänzelten mehrere der intensiv blau schimmernden Libellen. Dieses Insekt stellt besonders hohe Ansprüche an seinen Lebensraum. Nur zwei Grad Wassertemperatur zu viel und die im Wasser lebenden Larven der Prachtlibelle können nicht mehr überleben.
Auch ein üppiger Uferbewuchs ist lebensnotwendig für diese prächtig gefärbte Libelle. Als ausgewachsene Tiere rasten sie auf den Pflanzen, vor allem aber benötigen die Weibchen die Vegetation zur Eiablage in das Wasser. Als Larven finden sie hier Halt vor der Wasserströmung. Dr. Mario Sommerhäuser, Biologe bei der Emschergenossenschaft, freut sich besonders über die Entdeckung: „Die Blauflügel-Prachtlibelle ist ein Indikator für eine besonders gute Wasserqualität und unterstreicht noch einmal den Erfolg unserer ökologischen Umbaumaßnahmen.“
Ab 2011 wurde die ehemalige Köttelbecke renaturiert – mit Erfolg
Lange Zeit galt der Rüpingsbach lediglich als kanalisierte Abwasserleitung, im Volksmund auch „Köttelbecke“ genannt. Doch seit der in 2011 erreichten Abwasserfreiheit und den anschließenden Renaturierungsmaßnahmen durch die Emschergenossenschaft bis 2013 kann sich der Rüpingsbach zu einem wertvollen Ökosystem entwickeln – und das mit Erfolg! Heute bietet er wieder Lebensraum für anspruchsvolle Arten wie der Blauflügel-Prachtlibelle.
Schon bei der Renaturierung wurde viel auf die Mitarbeit der Bürgerinnen und Bürger vertraut. Fünf der sechs Infotafeln entlang des Bachs wurden von engagierten Mitbürger*innen gestaltet. Das Interesse und der persönliche Bezug zum Bach bestehen noch immer. Sie ermöglichen es, die Entwicklung des Rüpingsbachs, aber auch der anderen Gewässer im Gebiet nachzuvollziehen und unterstützen somit die Arbeit der Emschergenossenschaft. „Dank den aufmerksamen Augen und Ohren der Bürgerin wissen wir nun, dass die Blauflügel-Prachtlibelle den Weg zurück in unsere Gewässer gefunden hat“, sagt Mario Sommerhäuser.
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Hochwasserschutz: Emschergenossenschaft entfernt Weiden aus dem Rüpingsbach – das im Gewässer stehende Gewächs würde sonst im Extremwetterfall für einen Aufstau sorgen (PM)
Zur Verbesserung des Abflusses im Rüpingsbach in Dortmund-Schönau wird die Emschergenossenschaft ab Montag, 9. Dezember, einige im Gewässerprofil wachsende Silberweiden entfernen. Die neben dem Gewässer gepflanzten Buchen bleiben erhalten. Die Maßnahme dient dem Hochwasserschutz und ist mit den Behörden abgestimmt.
Die Arbeiten finden in einem knapp 300 Meter langen Bereich an der Uferstraße zwischen den Brücken An der Palmweide und Diekmüllerbaum statt. Sie dauern voraussichtlich drei Wochen.
Die Weiden müssen entfernt werden, da sie direkt im Gewässerprofil stehen – damit behindern sie die hydraulische Durchgängigkeit des Rüpingsbachs, was im Hochwasserfall einen Stau an der Stelle verursachen könnte. Die Emschergenossenschaft bittet daher um Verständnis für diese Maßnahme.
125 Jahre Emschergenossenschaft
Die Emschergenossenschaft feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen. Am 14. Dezember 1899 als erster deutscher Wasserwirtschaftsverband gegründet, ist die Emschergenossenschaft heute gemeinsam mit dem 1926 gegründeten Lippeverband Deutschlands größter Betreiber von Kläranlagen und Pumpwerken. Die Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Unternehmens sind die Abwasserentsorgung, der Hochwasserschutz sowie die Klimafolgenanpassung.
Ihr bekanntestes Projekt ist der Emscher-Umbau (1992-2021), bei dem die Emschergenossenschaft im Herzen des Ruhrgebietes eine moderne Abwasserinfrastruktur baute. Dafür wurden 436 Kilometer an neuen unterirdischen Abwasserkanälen verlegt und vier Großkläranlagen gebaut. Rund 340 Kilometer an Gewässern werden insgesamt renaturiert. Parallel entstanden über 130 Kilometer an Rad- und Fußwegen, die das neue blaugrüne Leben an der Emscher und ihren Nebenläufen erleb- und erfahrbar machen. http://www.eglv.de