Die wirtschaftlichen Krisen im Land sind in Dortmund weniger zu spüren

Heike Marzens Prognose zur Bilanz der Wirtschaft in Dortmund: Die Lage ist „heiter bis wolkig“

Um klimaneutral zu werden, braucht es auch im Verkehr neue Wege. Ein Umstieg auf grünen Strom ist ein Weg.
Vor allem für die Klimaneutralität muss Geld in die Hand genommen werden. Aber auch in anderen Bereichen wie in der Bildung sind Investitionen notwendig. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

„Es ist berechtigt, zu sagen, dass es bundesweit eine ausgewachsene Investitionskrise gibt.“ So lauten die Worte von Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal zur wirtschaftlichen Bilanz. Es brauche in ganz Deutschland rund 750 Milliarden Euro für alle öffentlichen Investitionen. Geld ist in allen Bereichen benötigt, ob in der Bildung, im Klimaschutz, in der Forschung oder für Wohnen und Verkehr. Und die Investitionen müssen geschehen, damit der Alltag der Bevölkerung klappt – dies geschieht allerdings nicht. Aber Westphal sieht die wirtschaftliche Lage vor allem für Dortmund auch optimistisch: „Nach der Krise ist vor der Transformation.“

Gemischte Signale: Die Krise ist weniger spürbar, dennoch ist eine Entwicklung notwendig

Die bundesweite Investitionskrise sei in Dortmund generell schon weniger zu spüren: „Wir haben nie so starke Einbrüche gehabt wie andere Städte“, so der OB. Das verdankt die Stadt ihrer vielfältigen Branchenstruktur – der Fokus liegt nämlich nicht wie in anderen Städten auf nur einem Wirtschaftszweig. Dadurch haben Krisen in einzelnen Branchen nicht so starke Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft in Dortmund.

Für die wirtschaftliche Zukunft muss investiert werden – und es braucht Platz. Auch das HSP-Gelände könnte ein solcher Ort sein. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

„Dennoch ist Dortmund keine Insel“, wendet Wirtschaftsförderin Heike Marzen ein. „Auch wir spüren die allgemeinen Auswirkungen der Konjunktur.“ Besonders in den Bereichen der „vier D“ – Demografie, De-Karbonisierung, Digitalisierung und De-Globalisierung – ist eine Entwicklung notwendig.

In Dortmund konzentriert man sich dafür auf Zukunftsstandorte wie zum Beispiel den Energiecampus in Huckarde, den Standort Phoenix-West oder den Industriecampus und das Digitalquartier Speicherstraße am Hafen.

Die momentane Situation in der Dortmunder Wirtschaft beschreibt Wirtschaftsförderin Heike Marzen als „heiter bis wolkig“ – trotz der diversifizierten Aufstellung ist nicht alles positiv. Während es einigen Unternehmen wie Materna oder Signal Iduna gut geht, gibt es gleichzeitig Probleme, etwa im Einzelhandel oder beim Standort von Thyssen Krupp an der Westfalenhütte. „Es sind gemischte Signale“, erklärt Marzen.

Die Arbeitslosigkeit steigt und es braucht Maßnahmen gegen Fachkräftemangel

Im letzten Jahr wurden von der Stadt 549 Millionen Euro in große wirtschaftliche Projekte investiert. Besonders die Dortmunder Nordstadt konnte sich dadurch weiterentwickeln. Zudem gab es, anders als für Gesamtdeutschland, nicht übermäßig viele eröffnete Insolvenzverfahren (115) – gleichzeitig aber auch weniger neue Existenzgründungen als sonst. Das läge laut Marzen besonders an der Corona-Pandemie: Der letzte offizielle Wert stammt nämlich noch aus dem Jahr 2022.

Heike Marzen bewertet die wirtschaftliche Lage für Dortmund insgesamt eher positiv, sieht aber auch die Baustellen wie zum Beispiel den Arbeitsmarkt. Archivfoto: Anja Cord für Nordstadtblogger.de

Die Quote der Arbeitslosigkeit liegt in der Stadt allerdings mit 11,8 Prozent sehr hoch und ist auch leicht gestiegen – eigentlich ist der Plan, mindestens unter zehn Prozent zu bleiben. Dennoch wächst die Beschäftigung in Dortmund – besonders im Gesundheits- und Sozialwesen.

Gleichzeitig gibt es aber auch Fachkräftemangel: Zurzeit sind 8.000 Stellen unbesetzt: „Und die Situation wird sich weiter verschärfen“, so Marzen. In naher Zukunft gehen etwa 50.000 Babyboomer in Rente, zusätzlich fehlt es an einfacher Arbeit, da Dortmund viele akademische Branchen hat, die Abschlüsse für Jobs voraussetzen.

Um die Lücke des Fachkräftemangels zu schließen, hat die Stadt 70 Punkte auf der To-Do-Liste. Aber auch bei Themen wie der Energiewende oder der Flächenentwicklung gibt es noch viel zu tun. „Es wird auf jeden Fall nicht langweilig werden“, beteuert Marzen. „Die Herausforderungen sind groß, aber die Chancen auch.“


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