Leistungen der Pflegekassen decken die hohen Kosten nicht – zu Pflegende sind stark belastet

Eigenbeteiligung der Pflegebedürftigen in Pflegeheimen steigt erneut

Rund 1.3 Millionen Menschen sind in NRW Pflegebedürftig und brauchen finanzielle Unterstützung. Foto: AOK/Colourbox/hfr.

Mehr als 1,3 Millionen Menschen sind in Nordrhein-Westfalen pflegebedürftig, darunter werden mehr als 87 Prozent zu Hause versorgt (Stand 2023). Durch hohe Beteiligungskosten sind Pflegebedürftige in Pflegeheimen bzw. ihre Familien besonders belastet.

Pflegebedürftige in NRW zahlen mehr als 3.300 Euro monatlich

Im vergangen Jahr mussten Pflegebedürftige in Pflegeheimen in Nordrhein-Westfalen durchschnittlich 3.043 Euro zahlen. Nun erfolgt ein Anstieg von 269 Euro, sodass sie nun 3.312 Euro zahlen müssen. Diese Kosten bestehen aus drei Komponenten: den Einrichtungseinheitlichen Eigenanteil (EEE), der Investitionskosten sowie die Kosten für Unterkunft und Verpflegung.

Anstieg der Eigenbeteiligung von Pflegebedürftigen in Pflegeheimen im Jahr 2024 und 2025 Statistik: Verband der Ersatzkassen (vdek)

Der EEE beträgt dabei durchschnittlich 1.695 Euro, während die Investitionskosten 621 Euro betragen. Für Unterkunft und Verpflegung zahlen Pflegeheimbewohnende etwa 1.250 Euro im Monat. ___STEADY_PAYWALL___

„Zwar dämpfen die Zuschüsse der Pflegekassen den Einrichtungseinheitlichen Eigenanteil ab, aber die Entlastung verpufft weitestgehend. So hat sich die finanzielle Belastung für alle Pflegebedürftigen unabhängig von der Aufenthaltsdauer innerhalb eines Jahres erneut deutlich erhöht“, so Dirk Ruiss, Leiter des Verbands der Ersatzkassen (vdek) Landesvertretung NRW.

Die Zuschüsse der Pflegekassen betragen 15 Prozent im ersten Jahr des Aufenthaltes und bis zu 75 Prozent ab dem vierten Jahr. Jedoch könnten diese durch den ständigen Anstieg der Kosten die Pflegebedürftigen nicht genug entlasten.

Anstieg der Eigenbeteiligung in Dortmund

Grund für die starke Erhöhung der Eigenbeteiligung seit 2022 sei laut der vdek vor allem die seit September 2022 geltende Tariftreue-Regelung, wonach das Pflege- und Betreuungspersonal mindestens nach Tarif zu vergüten seien. Diese Kosten müssten eins zu eins in den Pflegesatz eingepreist werden. Hinzu kämen Preissteigerungen, insbesondere bei Energie- und Lebensmitteln durch die Inflation.

Pflegebedürftige müssen entweder in Pflegeheimen oder zu Hause von Familienangehörigen gepflegt werden Foto: Depositphotos.com

Im vergangen Jahr zahlten pflegebedürftige Menschen hier durchschnittlich etwa 2.960 Euro für einen vollstationären Aufenthalt. Ab Januar zahlen diese durchschnittlich ca. 3.400 Euro, also 440 Euro.

Auch wenn der Zuschuss der Pflegekasse und der Leistungszuschlag gestiegen sind, können diese keineswegs die weiteren Kosten, welche Pflegebedürftige bezahlen müssen, ausgleichen.

Allein der Einrichtungseinheitlicher Eigenanteil ist um etwa 360 Euro gestiegen und beträgt somit durchschnittlich 1.768 Euro. Hinzu kommen die Kosten für Unterkunft und Verpflegung, welche um 62,67 Euro auf 1.098,77 Euro gestiegen sind. Auch die Investitionskosten sind um 63,27 Euro gestiegen und betragen nun 745,29 Euro.

Das betrifft nicht wenige Menschen in Dortmund: Mit rund 42.960 Menschen, die pflegebedürftig sind, ist Dortmund laut einer Statistik des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) die Stadt mit den zweitgrößten Anzahl von Pflegebedürftigen (Stand Oktober 2023).

So sieht es mit den Pflegeleistungen in Dortmund aus

Die Höhe der finanziellen Leistungen, die Pflegebedürftige in Pflegeheimen in Dortmund erhalten, hängt von dem Pflegegrad ab. Der Pflegegrad stellt dar, wie sehr eine Person im Alltag beeinträchtigt ist. Beispielsweise kann eine Person mit dem ersten Pflegegrad fast alles selbstständig erledigen, während eine Person mit dem fünften Grad fast in allen Bereichen des Alltags eingeschränkt ist.

Menschen mit dem ersten Pflegegrad bekommen weniger Leistungen durch Pflege- und Krankenkassen Foto: Depositphotos.com

Laut Angaben der AOK erhalten Menschen mit einem Pflegegrad erster Stufe einen Zuschuss von 131 Euro. Der Zuschuss für den zweiten Grad beträgt 805 Euro, für den dritten Grad 1.319 Euro.

Für den vierten Pflegegrad gibt es eine Unterstützung von 1.855 Euro und für den fünften Pflegegrad bekommen Pflegebedürftige 2.096 Euro. Diese Angaben beziehen sich allerdings nur auf einem vollstationären Aufenthalt.

Bei einem Aufenthalt zu Hause, von dem der Großteil der Pflegebedürftigen bundesweit betroffen ist, werden Leistungen erst ab dem zweiten Pflegegrad gezahlt. Laut der Verbraucherzentrale müssen diese Leistungen erst beantragt werden, um sie erhalten zu können. Hier werden Menschen mit dem zweiten Pflegegrad mit 347 Euro unterstützt, ab dem zweiten Grad würde man 599 Euro erhalten, ab dem dritten Pflegegrad 800 Euro und Personen mit Pflegegrad fünf erhalten 990 Euro.

Eine Entlastung der Pflegebedürftigen ist möglich

Die Pflegekassen sollten die Pflegebedürftigen in Pflegeheimen finanziell entlasten: „Die finanzielle Belastung der Pflegebedürftigen ist aber zu hoch. Daran ließe sich etwas ändern, wenn versicherungsfremde Leistungen nicht mehr auf Pflegebedürftige umgelegt werden“, erklärt Ruiss. Er fordert, dass Ausbildungskosten durch Steuermittel finanziert werden. Die Bezahlung der Auszubildenden sei schließlich Staatsaufgabe.

Die Rückzahlung der Corona-Mehrkosten würde das System ebenfalls entlasten, so Ruiss. „Investitionskosten sollten nicht an Pflegebedürftigen auferlegt werden. Zudem braucht es langfristige Maßnahmen, um die stetige Aufwärtsspirale der Eigenbeteiligung für Pflegeheimbewohnende zu stoppen. Dazu gehört es, die Leistungsbeiträge jährlich zu dynamisieren und an volkswirtschaftlichen Kenngrößen auszurichten.“


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Reaktionen

  1. Internationaler Tag der Pflegenden: Blitzumfrage zeigt alarmierende Missstände in der Pflegeausbildung (PM)

    Zum Internationalen Tag der Pflegenden am 12. Mai 2025 macht die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di NRW) auf die alarmierenden Zustände in der Pflegeausbildung aufmerksam. Eine Blitzumfrage unter über 100 Auszubildenden Anfang Mai belegt die hohe Arbeitsbelastung und mangelhafte Ausbildungsqualität in nordrhein-westfälischen Pflegeeinrichtungen.

    55 Prozent der befragten Auszubildenden gaben an, „nie“ oder „selten“ Zeit für praktische Anleitung zu bekommen – obwohl diese ein zentraler Bestandteil der Ausbildung ist. Besonders besorgniserregend: 28 Prozent berichten, „immer“ oder „häufig“ Überstunden leisten zu müssen, obwohl das Pflegeberufegesetz dies nur ausnahmsweise zulässt.

    Die Konsequenzen sind gravierend: Nur etwa die Hälfte der Befragten plant, nach der Ausbildung in Vollzeit in der Pflege zu arbeiten. 12 Prozent ziehen sogar einen Berufsausstieg direkt nach dem Abschluss in Betracht.

    „Die Landesregierung tut gerne so, als sei in der Pflegeausbildung alles in Ordnung. Sie verweist auf hohe Ausbildungszahlen und wiegt die Bevölkerung in Sicherheit. Nur weil viele diesen Beruf ergreifen wollen, heißt das noch lange nicht, dass die Bedingungen zu einem erfolgreichen Abschluss führen“, kritisiert Martin Wähler, Gewerkschaftssekretär von ver.di NRW. „Uns berichten Auszubildende immer wieder von fehlender Anleitung, Überstunden und Überlastung. Wenn diese Menschen am Ende nicht im Beruf bleiben, helfen auch hohe Ausbildungszahlen nicht weiter – dann geht die Rechnung nicht auf.“

    Wähler schildert konkrete Beispiele*:

    Eine Auszubildende an einer Uniklinik habe berichtet, sie sei im zweiten Ausbildungsjahr gemeinsam mit einer ungelernten Hilfskraft für 30 pflegeaufwändige Patientinnen verantwortlich gewesen – ohne Erfahrung und ohne fachliche Anleitung.

    Eine andere habe geschildert, in einem Altenheim-Einsatz nur notdürftig eingearbeitet worden zu sein und anschließend zwei Monate lang allein einen Wohnbereich geführt zu haben. Praxisanleitung habe es nur einmal gegeben; sie habe nicht das Gefühl gehabt, dort etwas Relevantes für ihr Examen gelernt zu haben.

    Ein weiterer Auszubildender habe berichtet, sein Vertiefungseinsatz sei in einer Klinik geplant worden, die während des Einsatzzeitraums geschlossen wurde. Trotz Meldung an die Pflegeschule habe er keine Unterstützung erhalten.

    ver.di fordert die Landesregierung auf, endlich für eine qualitativ hochwertige Pflegeausbildung zu sorgen. Landesfachbereichsleiterin Susanne Hille ergänzt: „Eine gute Ausbildung in der Praxis ist die Grundlage für ausreichend und qualifiziertes Personal in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Dafür bedarf es einer dringend verbesserten Personalausstattung, sowohl für die Ausbildung selbst als auch für den Arbeitsalltag. Damit Auszubildende nicht weiter zweckentfremdet eingesetzt, sondern ausgebildet werden. Diesen Zusammenhang muss die Politik endlich begreifen und danach handeln.“

  2. Wir ziehen unseren Hut vor Ihnen (PM Caritas zum Tag der Pflege)

    Zum heutigen internationalen Tag der Pflegenden dankt die Caritas Dortmund allen Pflegekräften und verweist auf die Leistung der vielen pflegenden Angehörigen. Natürlich zieht der Caritasverband Dortmund, repräsentiert durch seinen Vorstand auch den Hut vor anderen Berufen, aber der 12. Mai ist jährlich eine wundervolle Gelegenheit die wertvolle, anstrengende und unverzichtbare Arbeit von Pflegenden ins Zentrum zu rücken.

    Und so wenden wir unseren Blick auf all jene, die tagtäglich unter oft herausfordernden Bedingungen Pflege leisten – in unseren ambulanten Diensten, stationären Einrichtungen und in den eigenen vier Wänden.
    „Die personelle Lage in der Pflege ist angespannt wie nie zuvor“, sagt Kirsten Eichenauer-Kaluza, Vorständin der Caritas Dortmund. „Wir erleben einen wachsenden Bedarf an Pflegeleistungen, doch zugleich wird es immer schwieriger, ausreichend qualifiziertes Personal zu finden – sowohl im ambulanten wie im stationären Bereich.“

    Diese Situation stellt Einrichtungen wie auch Mitarbeitende vor große Herausforderungen. Trotzdem zeigen die Pflegekräfte der Caritas Dortmund tagtäglich ein beeindruckendes Maß an Engagement, Mitgefühl und fachlicher Kompetenz. „Ohne diesen Einsatz wäre eine würdige Versorgung unserer Pflegebedürftigen nicht möglich“, betont Gerd Diesel, Vorstand der Caritas Dortmund. „Wir danken unseren Pflegekräften von Herzen für ihre unermüdliche Arbeit.“

    Doch nicht nur beruflich Pflegende leisten Großes. Rund 75 Prozent der Pflege in Deutschland findet durch Angehörige statt – oft im Verborgenen, oft ohne Anerkennung. „Pflegende Angehörige sind eine wichtige Säule unseres Pflegesystems“, so Eichenauer-Kaluza und Gerd Diesel ergänzt: „sie verdienen ebenso unsere Wertschätzung, unsere Unterstützung und unsere Solidarität.“

    Die Caritas Dortmund macht sich weiterhin stark für faire Arbeitsbedingungen, gute Vergütung und eine gesicherte Versorgung aller pflegebedürftiger Menschen – unabhängig davon, ob sie zuhause oder in einer Einrichtung gepflegt werden. Am heutigen Tag der Pflegenden danken wir allen, die sich für Pflege stark machen – sichtbar oder im Stillen.

  3. Zum Tag der Pflege – die AWO-Vorsitzende dankt den Pflegekräften (PM)

    Zum Internationalen Tag der Pflege am 12. Mai würdigte Anja Butschkau die Arbeit der Pflegenden und dankte den Mitarbeitenden der AWO, die in der Pflege arbeiten und oft enormen Belastungen ausgesetzt sind.

    „Pflegekräfte leisten einen Beitrag von großem Wert für die Gesellschaft und sind das Herz unseres Gesundheitssystems. Mit ihrem tagtäglichen Engagement verdienen sie höchste Anerkennung“, betonte Anja Butschkau und nahm diesen Tag zum Anlass, um den Menschen, die bei der AWO Dortmund in der Pflege beschäftigt sind, persönlich ihre Wertschätzung zu zeigen.

    Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland steigt rapide an. Bereits heute fehlen in allen Pflegeberufen Fachkräfte. Amtliche Angaben zur Zahl aller nicht besetzten Stellen in den Pflegeberufen liegen zwar nur bedingt vor, aber es gibt Schätzungen, dass bis 2049 voraussichtlich mindestens 280 000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt werden.

    „Bei der Pflege geht es nicht nur um die Pflege des Körpers“, so Sevgi Basanci, die Einrichtungsleiterin der AWO-Seniorenwohnstatte Eving. „Es geht in der Pflege immer um den ganzen Menschen. Dafür brauchen wir mehr Köpfe in der Pflege.“ Diesen Bedarf unterstrich auch Mirko Pelzer, Leiter des Fachbereichs Senior*innen bei der Dortmunder AWO. „Wir brauchen mehr Mitarbeitende in der Pflege, sowie neben einer guten Bezahlung auch bessere Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte, damit die Versorgung gesichert bleibt. Ebenso eine Flexibilisierung der Personalausstattung sowie einrichtungsindividuelle, bedarfsgerechte Qualifikationsmixe“, benannte er konkrete Forderungen.

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