Dortmunder Ehepaar lieferte Entwurf für die Weihnachtsbriefmarke 2024

Kunst in der Kirche: Wie eine muslimische Künstlerin religiöse Barrieren überwindet

Die Vorlage für die diesjährige Weihnachtsmarke ist das Kirchenfenster „Himmlisches Licht“ der Abteikirche St. Mauritius in Tholey. Foto: Susanne Wustmann

Briefmarkensammler:innen und Kunstinteressent:innen konnten zur diesjährigen Weihnachtszeit eine ganz besondere Weihnachtsbriefmarke ergattern. Die Sonderausgabe bildet das Kirchenfenster „Himmlisches Licht“ der Abteikirche St. Mauritius in Tholey ab. Der Entwurf stammt dabei von Susanne Wustmann und Prof. Dieter Ziegenfeuter, einem Dortmunder Ehepaar. Was viele jedoch nicht wissen: Das Kirchenfenster wurde von der muslimischen Künstlerin Mahbuba Maqsoodi gestaltet – ein Beispiel, wie Kunst religiöse Grenzen überwindet.

Ein Weihnachtsmotiv mit interkulturellem Hintergrund

Neben weihnachtlichem Gebäck, reichlichen Geschenken und festlichen Dekorationen gab es in diesem Jahr eine weitere Besonderheit, die zur Adventszeit erworben werden konnte: die Weihnachtsmarke 2024. Die winterliche Sonderausgabe wird traditionell seit 1969 von der Deutschen Post herausgegeben.

Prof. Dieter Ziegenfeuter (li.) und Susanne Wustmann (re.). Foto: Bundesfinanzministerium

Im Rahmen eines Wettbewerbs, an dem renommierte Künstler:innen und Grafikdesigner:innen teilnahmen, galt es, das Kirchenfenster „Himmlisches Licht“ der Abteikirche St. Mauritius in Tholey gestalterisch umzusetzen. In diesem Jahr überzeugten Prof. Dieter Ziegenfeuter und Susanne Wustmann, ein Designer-Ehepaar aus Dortmund, mit ihrem Entwurf.

Die Besonderheit an der Vorlage: Gestaltet wurde das Kirchenfenster von Mahbuba Maqsoodi, einer aus Afghanistan stammenden muslimischen Künstlerin. Was für viele Menschen auf den ersten Blick wie ein Widerspruch erscheint, ist für das Dortmunder Ehepaar und die in München lebende Künstlerin Maqsoodi ein natürlicher Ansatz in der Kunst.

Die Herausforderung, das Kirchenfenster in eine Briefmarke zu verwandeln

Den Charakter des Kirchenfensters auf ein kleines Format zu übertragen, war für das Dortmunder Ehepaar gar keine so leichte Aufgabe. „Die Darstellung der Briefmarke war eine Gratwanderung zwischen dem plakativen Charakter der Marke und dem feinen Detail des Kirchenfensters“, erklärt Susanne Wustmann.

Ziegenfeuter, der seit 20 Jahren Briefmarkenmotive für das Bundesfinanzministerium konzipiert, war für die Grundkonzeption der Weihnachtsmarke 2024 verantwortlich. Seine Frau übernahm die digitale Umsetzung der Entwürfe am Computer. Trotz der starken Konkurrenz, bestehend aus Designer:innen, die ihre Entwürfe entweder als Einzelpersonen oder in Teams präsentierten, konnten sich Ziegenfeuter und Wustmann mit ihrem Konzept erfolgreich durchsetzen.

Dass die Künstlerin des Kirchenfensters eine Muslima war, überraschte Wustmann nicht. Vielmehr vermittelte es ihr ein positives Gefühl, wie sie beschreibt: „Ich dachte nur, wie toll das ist.“

Wie Kunst als Brücke zwischen verschiedenen Kulturen und Religionen dient

Die Wahl einer muslimischen Künstlerin für ein christliches Kirchenfenster mag ungewöhnlich erscheinen, ist jedoch in der Kunstgeschichte nicht neu. Häufig arbeiteten Künstler:innen für die Kirche, unabhängig von ihrer persönlichen Konfession, wie Wustmann erzählt. Sie weist darauf hin, dass auch ihr Ehemann Ziegenfeuter bereits mehrfach für die Kirche tätig war, ohne dass seine Konfession dabei im Vordergrund stand.

Dr.Mahbuba Maqsoodi, Gustav van Treeck Werkstätten, Schwindstr.3, München, 6.3.2020 Foto: Dieter Mayr, 2020,CC BY-SA 4.0 (Wikipedia.org)

Maqsoodi sieht ihre Religion ebenfalls nicht als Hindernis: „Die biblischen Geschichten tragen eine universelle Botschaft. Künstler haben sich immer mit ihnen auseinandergesetzt, ich mache es nicht anders“, sagt sie. Diese Offenheit spiegelte sich auch in der Zusammenarbeit wider:

„Beide Seiten (die Kirche und die Künstlerin) sind vorurteilsfrei aufeinander zugegangen“, so Wustmann. Kunst könne als Brücke zwischen Kulturen und Religionen dienen, indem sie Interkulturalität fördere, was Wustmann sehr begrüßt. „All unsere Religionen haben mehr Schnittmengen, als wir glauben“, betont sie und sieht in der Kunst ein Mittel für Dialog und Toleranz.


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