Kaum kontroverse Diskussionen, dafür aber eine Menge an Information: über schwelende Konflikte im Dortmunder Kreuzviertel und seinem Umfeld. Bei der letzten Sitzung der Bezirksvertretung (BV) Innenstadt-West standen Berichte über den Westpark und ein Projekt zur Straßenraumgestaltung im Neuen Graben im Vordergrund, das bei Autofahrer*innen wenig Heiterkeit auslösen dürfte. Und überhaupt ging es um die etwas gewöhnungsbedürftige Parksituation in dem geschätzten Quartier, das in „normalen“ Zeiten – ohne Corona-Restriktionen – so viele Menschen anzieht.
„Attraktion“ bedeutet: Menschen werden angezogen – und die hinterlassen dann Spuren
Wo die einen leben, die anderen feiern, kommt es zwangsläufig zu Spannungen. Weil Leben selbstverständlich auch Arbeit, Ruhe, Intimität, kurz: ein Woanders-Sein als auf ’ner Party bedeutet. Ein Liedchen kann davon singen, wer in attraktiven Quartieren wie dem Dortmunder Kreuzviertel wohnt. Dabei freilich nicht schallgeschützt ist und zudem noch atmen möchte – ohne dass der Pegel pulsierender Öffentlichkeit bei geöffnetem Fenster gewissermaßen im eigenen Wohnzimmer steht. ___STEADY_PAYWALL___
Ruhestörungen sind anstrengend. Genauso wie am nächsten Morgen die einschlägigen Spuren nächtlicher Vergnügungen. Sichtbar sind Verunreinigungen, hier und da, bis zur handfesten Vermüllung. Dergleichen trifft den Nerv von Teilen der Anwohnerschaft. Jener, deren Erwartungshaltung an Ordnung und Sauberkeit ums eigene Heim herum vielleicht ein bisschen ausgeprägter ist als etwa die von Nordstadt-Bewohner*innen. Wo ohne ein dickeres Fell bzw. einem Mehr an Toleranz häufig gar nichts mehr ginge.
Die politische Repräsentanz des Kreuzviertels, die Bezirksvertretung Innenstadt-West, hat sich auf ihrer turnusmäßigen Sitzung Mitte der Woche mit einigen sensiblen Themen solchen Kalibers beschäftigt. Unter anderem deshalb, weil dem Gremium zahlreiche Eingaben aus der Bürgerschaft vorlagen; „Anregungen und Beschwerden“ lautet die Rubrik auf der Tagesordnung.
Typische „Anregungen und Beschwerden“ der Anwohnerschaft im Kreuzviertel
Da geht es beispielsweise um lokale Parkplatzsituationen, um manchmal vorgeschlagene Lösungen in bestimmten Straßen. Derlei wird in der Regel an die zuständigen Stellen bei der Dortmunder Stadtverwaltung zur Prüfung überwiesen. Also dorthin, wo die Fachleute sitzen, die wissen, was geht. Oder auch nicht.
Eine Reihe weiterer Beschwerden betreffen besagten Unrat wie besonders die Ruhestörungen. Ausgehend von Sitzgelegenheiten in der Nähe von Wohnungen, wie den Bänken am Sonnenplatz oder der einsamen Bank an der S-Bahn-Überführung Poppelsdorferstraße/Sonnenstraße.
Und vor allem im beliebten Westpark ist es im Sommer übermäßig laut. Was allein schon wegen seiner Größe, immerhin 8,9 Hektar, und wegen der vielen Besucher*innen kein Wunder ist.
In der umliegenden Nachbarschaft regt sich seit längerem und immer wieder Unmut. Um den sozialen Frieden zu wahren, kann es eigentlich keine gute Idee zu viel geben. – Der Herausforderung hat sich in der letzten Zeit eine junge Projektgruppe gestellt.
Über Müll, Lärm und Urinieren: Identifikation von Spannungsfeldern im Westpark
Sie besteht aus Studierenden an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung (HSPV NRW), die während der BV-Sitzung über Erfahrungen im Westpark berichten. Dafür waren sie in Zusammenarbeit mit der Stadt zwei Monate lang an Ort und Stelle unterwegs. Sie haben genau hingeschaut, Leute befragt, sich einige Gedanken gemacht.
Ihr forschungsleitendes Interesse (im Rahmen eines kommunalen Benchmarking) war zunächst die Identifikation von Spannungsfeldern. Es wird deutlich, wo in der Freizeit- und Grünanlage entscheidende Probleme liegen: Müllansammlung und -entsorgung, Lärmbelästigung, vor allem durch die Masse an Menschen und die Nähe zu den umliegenden Wohnhäusern; schließlich das notorisch-öffentliche Urinieren.
Doch es ging in der Feldstudie auch um konkrete Lösungsvorschläge, die sie den Bezirksvertreter*innen präsentieren. Zum Beispiel, wie Besucher*innen dazu angehalten werden könnten, ihren Abfall allgemeinverträglich zu entsorgen, statt ihn irgendwo hinzuwerfen oder einfach liegenzulassen.
Eine Idee, in der Bundesrepublik bislang kaum bekannt: die „Gamifizierung“ von Mülleimern über sog. TetraBIN. Ausgestattet mit einem integrierten Display, stellen sie eingeworfenen Abfall als digital erzeugte, leuchtende Tetris-Bausteine dar. – Wobei hier allerdings fragwürdig werden könnte, wie es bei so einem Cyber-Schlucker um die ästhetische Einpassung in die durchaus analoge Park-Atmosphäre bestellt ist.
Sorge um Sicherheit (und Ordnung), wo viele Menschen ihre Freizeit verbringen
Aber das Prinzip ist natürlich variierbar. BV-Bürgermeister Friedrich Fuß berichtet aus dem Schweizerischen Bern – wo man so sicher von der Straße essen kann, wie die Leute einem weggeworfenes Schokoladenpapier freundlich hinterher tragen („Sie haben etwas vergessen!“): dort käme bei Benutzung aus einem öffentlichen Mülleimer stets ein freundliches Dankeschön. In allen vier Landessprachen, wie sich von selbst versteht.
Wäre das mit dem Unrat doch nur alles. Ob’s nun Reste vom Grillen oder in den Rasen getretene Kronkorken sind: die Kommune könnte weitaus entspannter auf die älteste Grünanlage Dortmunds am südwestlichen Innenstadtrand schauen. Doch da ist mehr: „Security“ insgesamt stellt ein Problem dar.
Angefangen bei Ordnungswidrigkeiten (denn es gibt eine Parkordnung, was aber fast einem Dreiviertel aller Besucher*innen überhaupt nicht bekannt ist, so die Projektgruppe von der HSPV) über Kleinkriminalität bis zu schwereren Verbrechen, jüngst gipfelnd mit dem Tötungsdelikt im Bereich der Rittershausstraße an der Parkperipherie.
Sicherheitsfirma im Westpark – nach Polizei und Ordnungsamt nur dritte Wahl
Auf Antrag der Fraktionen von SPD und den Grünen, der in der BV einstimmig angenommen wird, soll das Parkmanagement des Westparks insgesamt auf den Prüfstand gestellt werden. Es ginge um „eine Evaluation des vor zwei Jahren beschlossenen Einsatzes eines privaten Sicherheitsdienstes“, heißt es in dem Papier.
Dies geschah seinerzeit mit städtischen Haushaltsmitteln, um die Einhaltung der neuen Parkordnung von 2019 zu sichern, einschließlich der Kontrolle von Lärmbelästigungen. Jedoch gab es in der letzten Zeit zahlreiche Beschwerden, das Verhalten von Security-Leuten stieß bei Besucher*innen oft auf Unverständnis. Solche Unzulänglichkeiten sind wohl auch der Bezirksvertretung nicht verborgen geblieben.
„Dass wir einen Sicherheitsdienst dort einsetzen, ist nicht unsere erste Wahl“, erklärt Stadtrat Arnulf Rybicki in der Sitzung. Die Entscheidung sei entstanden, „weil wir Polizei- und Ordnungskräfte nicht in ausreichender Zahl haben, um dort Präsenz zu zeigen oder auch nur immer dann da zu sein, wenn gerufen würde“. Insofern seien die Sicherheitsdienste lediglich dritte Wahl, macht er klar.
Mangels hoheitlicher Rechte: Private „Security“ kann einzig mit Worten agieren
Das hat etwas mit den sehr eingeschränkten Durchsetzungsmöglichkeiten privater Sicherheitsdienste im öffentlichen Raum zu tun, denn denen kommen keine hoheitlichen Rechte zu. Ihnen ist es beispielsweise – anders als Mitarbeiter*innen des Ordnungsamts – verwehrt, Ausweise zu kontrollieren oder Zeugen zu befragen. Und zu guter Letzt ist es die Polizei, die im Bedarfsfall das staatliche Gewaltmonopol durchsetzt.
Vor diesem Hintergrund nun, so wird in der BV-Debatte deutlich, müsse auf die potentielle Klientel im Westpark geschaut werden, die durch ihr Verhalten ein Einschreiten erforderlich macht. Wo es um Ermahnungen gegenüber Radler*innen geht, die um drei Uhr nachmittags die Parkordnung nicht einhalten, reichen die begrenzten Befugnisse von Angestellten einer Security-Firma noch. Häufiger abends hingegen, wenn durch Alkohol (und/oder Drogen) manche Leute tendenziell aggressiver werden, sind deren Grenzen erreicht – auch wenn selbsternannte Sheriffs aus dem Milieu das anders sehen mögen.
Da solche Typen niemand wirklich braucht, entsteht eine Diskussion um die Qualitätsstandards privater Sicherheitsfirmen. Michael Großmann, Erster Polizeihauptkommissar (EPHK), betont: Am Runden Tisch Westpark sei damals vereinbart worden, „dass ein geeigneter Sicherheitsdienst, der besonders kommunikativ geschult und mit seinen Aufgaben bestens vertraut ist, selbst die Parkordnung kennt usw.“ – die Aufgabe übernehmen solle.
Forderung nach stärkerer Berücksichtigung von Qualitätsstandards bei Ausschreibungen
Der erste Sicherheitsdienst 2019, der sei nach Einschätzung der Polizei gut, wenn nicht sehr gut gewesen. Doch es gab nur einen Einjahresvertrag. Dann musste neu ausgeschrieben werden – und das billigste Unternehmen bekam den Zuschlag. Nicht das Beste, sind sich alle kommunalen Akteure einig. Doch gegenwärtig und bis auf Weiteres ist das die so geschaffene Realität.
Denn ggf. kurzfristig ein passendes Unternehmen zu gewinnen, das preislich akzeptabel, also gut und billig ist, das dürfte schwierig sein. Gleichwohl, für Arnulf Rybicki bleibt klar: „Security“ im Westpark, so wie jetzt, das sei immerhin besser als gar nichts. Das bezweifelt in der BV-West niemand explizit. Die Frage ist vielmehr, wie groß der gegenwärtige Benefit ist – angesichts defizienter Kompetenzen.
Aber die nächste Ausschreibung, sie kommt bestimmt. Bei der vielleicht stärker Qualitätskriterien in den Blick geraten sollten, heißt es aus der BV. Statt zu vermeinen, sich gebotene Standards beim Umgang mit Menschen in kritischen Situationen unbesehen über Schnäppchen angeln zu können, um die Stadtkasse zu schonen.
Klimaschutz zwingt zur Verkehrswende zulasten von PKWs – auch in Dortmund
Relativ gute Nachrichten hingegen hat Michael Großmann in Bezug auf die Raser- und Poser-Szene. Mit den gerade sich vollziehenden Lockerungen des öffentlichen Lebens würde es da merklich dünner, berichtet er. Den jungen Leuten, meist Männern, eröffnen sich auf diese Weise offenbar wieder andere Gelegenheiten, überschüssige Hormone loszuwerden. Das scheint sich auch in Dortmund niederzuschlagen.
Doch Autos bleiben allemal ein Problem, in vielerlei Hinsicht und trotz der langsam auf den Markt drängenden E-Modelle. Der Kampf gegen den Klimawandel erzwingt so oder so eine Abkehr vom motorisierten Individualverkehr. Wegführungen für PKWs werden ökologisch vernünftigeren Fortbewegungsweisen weichen müssen: dem Fuß- und Radverkehr, dem Öffentlichen Personennahverkehr. Stadtentwicklung bedeutet insofern unausweichlich Umbau der Verkehrsinfrastruktur.
Im Kreuzviertel übersteigt die Anzahl der dort gemeldeten PKWs die der öffentlichen Parkplätze. Das kann eng werden, spätestens zum Feierabend hin. Und es wird definitiv eng, das wissen alle, die dort wohnen. Zumal, wenn an den Wochenenden das Versprechen aufs hippe Freizeitvergnügen Zeitgenoss*innen aus den Tiefen des Märkischen Kreises und von woandersher anlockt.
Ganz zu schweigen von Heimspielen des BVB oder bei Messen in den Westfalenhallen: dann beginnt in den Straßen das wahre Hauen und Stechen um den begehrten Parkraum.
Parken im Kreuzviertel – zukünftig wird’s noch kuscheliger, als es eh schon ist
Es wird nicht besser werden, im Gegenteil. Die gebotene Verkehrswende erfordert mehr Platz für alternative Mobilität. Sichtbar beispielsweise am Umbau der Sonnenstraße von der Möllerbrücke bis zur Arneckestraße für den neuen Radschnellweg Ruhr 1: Stellplätze für Autos weichen.
Und die Stadt erhöht den Druck – selbst in der Querstraße geht das „Querparken“ halb auf den Bürgersteigen aus nachvollziehbaren Gründen jetzt nicht mehr, ohne kontinuierlich Knöllchen zu riskieren.
Der Blick auf die Städte, wo einst alle Verkehre wie Aufenthaltsqualitäten den Erfordernissen des motorisierten Privatverkehrs untergeordnet waren – er verändert sich. Straßenraumgestaltung wird neu, in Sonderheit nachhaltig gedacht. Angekommen ist dies kürzlich – nicht zur Freude aller – auch im Kreuzviertel. Darüber berichtet in der BV-Sitzung Dr. Steven März, Leiter des vom Land NRW in Dortmund geförderten Projekts „Lebenswerter Neuer Graben“.
Gemeint sind am Beispiel dieser Wegführung quer durchs Kreuzviertel: Straßen ohne parkende Autos, Entsieglung und mehr Stadtgrün, neue Nutzungsmöglichkeiten. Gefragt sind mithin Ideen und Zukunftsbilder für eine mögliche Umgestaltung jener Flächen, die bisher einseitig im Geiste eines Denkens von Mobilität reserviert waren, das sich global als unvernünftig erwiesen hat – und die nun sinnfällig im Raum den im Viertel lebenden Menschen zugutekommen sollen.
Öffentliche Kritik an Forschungsprojekt aus Teilen der Kreuzviertel-Anwohnerschaft
Konkret wurde das Vorhaben in den ersten beiden Augustwochen. In Absprache mit der Stadt Dortmund – die das Projekt überhaupt erst ermöglichte, weil sie beim Landeswettbewerb „Zukunft Stadtraum“ ausgezeichnet worden war – ging es unter anderem um die Erprobung einer veränderten Straßenraumgestaltung am Neuen Graben, genauer: auf dem Abschnitt zwischen der Arneckestraße und Liebigstraße.
Wo zuvor Parkplätze waren, da erzeugten die Akteure aus dem Projekt in den Sommerferien (und ohne den normalen Parkdruck) temporär Simulation: Was wäre wenn? Gäbe es in den von den PKWs eroberten Räumen stattdessen Bänke, Tische, Spiele und mehr, also Gelegenheiten zur Begegnung. Es war ein Quartiersabschnitt als Experiment, Antizipation von utopía. – Das hat nicht allen gefallen, wie aus verschiedenen Eingaben an die BV Innenstadt-West, die während der Sitzung vorlagen, deutlich wird.
In einem Schreiben bemängelt eine örtliche Initiative („Lebenswertes Kreuzviertel aus Sicht der Anwohnerschaft“) gesteigerten „Kreuzvierteltourismus“ – bedingt durch die im Projekt zeitweilig gewonnenen Aufenthaltsmöglichkeiten – und eine Verlagerung des „Möllerns“ (Party an/auf der Möllerbrücke) in die betreffenden Straßenzüge hinein. Mit den üblichen Folgen, nämlich hauptsächlich Ruhestörung, Verunreinigung, Vermüllung. – Wie soll das gehen? Menschen brauchen Ruhe, wenn sie am nächsten Morgen arbeiten müssen.
Und es gibt Ängste um der gefährdeten Parkplätze willen: Wohin mit den vielen Autos, wenn solche Neugestaltungen realisiert würden? Es bräuchte parallel zur Verkehrswende eine Verkehrskonzeption für das Viertel, betonen kritische Stimmen. Die zu entwickeln, war hingegen nicht Teil des vom Land NRW in Dortmund geförderten Vorhabens.
Reader Comments
Tobi
„weil wir Polizei- und Ordnungskräfte nicht in ausreichender Zahl haben, um dort Präsenz zu zeigen oder auch nur immer dann da zu sein, wenn gerufen würde“ <– Das wurde SO gesagt?
Sprich wenn ich die Polizei rufe muss ich damit rechnen das niemand kommt? oO
Thomas Engel
Ja, das Zitat ist wörtlich.
Manfred Rotermund
Das Kreuzviertel braucht kein Pilotprojekt „Lebenswerter Neuer Graben“, sondern ein Gesamtkonzept „Verkehr, Parken und Umwelt“. Dieses sollte in Verantwortung eines Bürgerrates entwickelt und den Menschen im Kreuzviertel zur Abstimmung vorgeschlagen werden. Das wäre ein Beitrag zur Demokratisierung der Politik und des Umweltschutzes.
Walter
Das kommt davon, wenn in einer Großstadt mit mehr als 600.000 Einwohnern, die Verkehrspolitik an den Realitäten der Einwohner vorbei gemacht wird. Man muss sich nur die vielen Anträge in den verschiedenen Ausschüssen und BV‘s anschauen. Da gibt es einen Überbietungswettbewerb verschiedener Fraktionen, alles einem grünen Klimadiktat zu unterwerfen, ohne dabei auch Lösungen für die Menschen anzubieten.
guardiannrw
Fand den Sicherheitsdienst immer schon überflüssig.Das Geld hätte man in MEHR Bedienstete des Ordnungsamtes/Dienstes und der Polizei stecken sollen.Wenn NACHTS gemöllert oder im Westpark gegrillt wird, dann nutzt ein Ordnungsdienst der um 21 Uhr Feierabend macht NULL!
Ingrid Scholtz
„Es bräuchte parallel zur Verkehrswende eine Verkehrskonzeption für das Viertel, betonen kritische Stimmen. “ Genau das! Ohne Verkehrs- und Parkraumkonzeption hat es die – unfraglich notwendige – Verkehrswende schwer. Woher soll die Akzeptanz kommen, wenn Menschen mit ihren (Park-) Problemen alleine gelassen werden? So gab es z.B. keine Reaktion der Bezirksvertretung Innenstadt-West auf eine Eingabe von Anwohnern und Anwohnerinnen. Die BV war gebeten worden, mit den Betreibern des neuen Edeka, Sonnenplatz, zu verhandeln. Ziel: Verzicht auf Gebühren für den Kundenoarkplatz – zumindest ausserhalb der Öffnungzeiten. Natürlich nur ein kleines Mosaiksteinchen. Aber auch ein kleiner Baustein hilft, wenn er das Gesamtbild ( die Konzeption) erkennbar werden lässt.
Ruhestörungen an der Möllerbrücke – Polizei spricht Platzverweise aus und wird mit Flaschen und Gegenständen beworfen (PM Polizei)
Bereits am frühen Freitagabend (17. September) haben Zeugen der Polizei erhebliche Ruhestörungen aus dem Bereich der Möllerbrücke gemeldet. Zahlreiche Beschwerden gingen via Notruf ein. Bei einem Folgeeinsatz reagierten die Personen umgehend aggressiv und bewarfen die alarmierten Beamten mit Flaschen und anderen Gegenständen. Mit Unterstützungskräften wurde die Brücke geräumt.
Bisherigen Erkenntnissen zufolge kam es aufgrund wiederholter Ruhestörungen an der Lindemannstraße gegen 0 Uhr zu einem polizeilichen Einsatz. Die Einsatzkräfte stellten bei ihrem Eintreffen an der Möllerbrücke etwa 250 Personen fest. Ein Teil reagierte umgehend aggressiv und begann die Beamten mit Flaschen zu bewerfen. Mithilfe von Unterstützungskräften und Lautsprecherdurchsagen sprachen die Polizisten Platzverweise aus und räumten die Brücke. Während der Großteil dem Platzverweis nachkam, verblieben etwa 100 Personen vor Ort, von denen aus einer Gruppe heraus etwa 60 bis 80 Personen die Einsatzkräfte massiv mit Flaschen und anderen Gegenständen bewarfen. Die Polizei setzte Pfefferspray und den Schlagstock ein.
Während und nach der Räumung der Brücke kam es neben Beleidigungen gegenüber den Polizisten im Umfeld zu mehreren Sachbeschädigungen. Die Tatverdächtigen zündeten Mülltonnen an und beschädigten Streifenwagen. Die Beamten blieben unverletzt. Die Polizei ermittelt nun u.a. wegen des Verdachts des besonders schweren Falls des Landfriedensbruchs, tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte und Sachbeschädigung.
Aufgrund der Ereignisse wird die Dortmunder Polizei in der kommenden Nacht ihren Fokus auf den Bereich rund um die Möllerbrücke legen.
Nach den Vorfällen des vergangenen Wochenendes: Die GRÜNEN Innenstadt-West fordern Rücksicht von den Möllerbrücken-Feiernden – Treffen mit neuem Nachtbeauftragten ist geplant (PM)
Die Möllerbrücke ist in den letzten Jahren, und nun zunehmend durch geschlossene Nachtgastronomie aufgrund der Corona-Pandemie, zu einem beliebten Treffpunkt geworden. Leider verläuft das nicht immer ruhig und friedlich. Anwohnende leiden unter dem Lärm, morgens liegen Scherben und Müll auf den Fuß- und Radwegen. Am Freitag, den 17.09.2021, wurden erneut massive Ruhestörungen an der Möllerbrücke gemeldet, woraufhin es einen größeren Polizeieinsatz mit Platzverweisen gab.
„Zuletzt hat die Situation eine neue Dimension angenommen, die wir sehr bedauern“, sagt Friedrich Fuß, Bezirksbürgermeister des Stadtbezirks Innenstadt-West. „Seit Jahren haben wir das Thema Möllerbrücke im Blick, einen solchen Einsatz gab es meines Wissens bislang nur zu Silvester. Man muss sich nun fragen, warum die Feiernden im September Böller zünden und überhaupt mitbrachten.“
Auch in der letzten Sitzung der Bezirksvertretung Anfang September lagen Anwohner*innen Beschwerden vor. Die Polizei berichtete, dass die Präsenz rund um Westpark und Möllerbrücke bereits verstärkt worden sei. Ein Glasverbot sei nicht umzusetzen, ebenso wenig ein Versammlungsverbot.
„Dass es aber nicht nur laut, sondern auch gefährlich wird, wenn sich mehr als 250 Menschen, teilweise stark alkoholisiert, auf den schmalen Gehwegen aufhalten, liegt auf der Hand“, meint Astrid Cramer, Fraktionssprecherin der GRÜNEN Innenstadt-West. „Es ist wichtig, bald einen Runden Tisch einzuberufen, nicht nur für den Westpark, sondern auch für die Möllerbrücke, um ein Konzept für die kommende Sommersaison zu erarbeiten. Hier sollte auch Christoph Stemann, der neue Nachtbeauftragte der Stadt Dortmund, teilnehmen. Die Anwohnenden wollen ihre Nachtruhe zurück, und die Menschen in Feierlaune brauchen eine Alternative.“ Friedrich Fuß betont: “Nicht das ‘Möllern’ in Form eines friedlichen Feierabendbieres ist das Problem, sondern das ‘Möllern’ in dieser exzessiven Form.”
Feiernde Menschen gehören zum Leben in einer Innenstadt, doch ebenso sollten Anwohnende eine gewisse Rücksichtnahme erwarten können. Hier die richtige Balance zu finden ist nicht immer leicht, allerdings muss es Grenzen geben, die bei schwerwiegenden Übertritten auch durchgesetzt werden. Die GRÜNEN suchen daher auch den Austausch mit der Polizei. Vor allem muss geklärt werden, warum es zur Eskalation während des Polizeieinsatzes kam.
Die GRÜNEN in der Bezirksvertretung Innenstadt-West haben zuletzt gemeinsam mit der SPD beantragt, dass sich das mit der Stadt abgestimmte polizeiliche Einsatzkonzept nicht nur auf den Westpark beziehen soll, sondern auch auf den Bereich der Möllerbrücke auszuweiten sei. Dieses Konzept sieht auch die Möglichkeit vor, die Präsenz von Vertreter*innen der Ordnungsbehörden in den Abend- und Nachtstunden zu erhöhen. Die Antwort bzw. Umsetzung durch die Verwaltung steht noch aus.
Einsatz der Polizei Dortmund im Bereich der Möllerbrücke (PM)
Als Reaktion auf die Ereignisse vom vergangenen Wochenende (17. September) im Bereich der Möllerbrücke hat die Polizei Dortmund auch am kommenden Wochenende einen Einsatz geplant und wird in den relevanten Zeiten verstärkt Präsenz zeigen.
Die Polizei Dortmund wird dabei nicht nur am kommenden Wochenende (24./25.09.), sondern auch zukünftig konsequent gegen Straf- und Gewalttaten in diesem Bereich vorgehen.
Durch die verstärkte Präsenz sollen nicht nur Ausschreitungen wie zuletzt unterbunden, sondern auch Ruhestörungen für die Anwohnerinnen und Anwohner rund um die Möllerbrücke minimiert werden.
„Wir haben nichts dagegen, wenn junge Menschen sich treffen und gemeinsam feiern. Gerade nach der langen Corona-Zeit ist dies mehr als verständlich. Dennoch muss das Feiern friedlich, ohne Gewalt und natürlich auch mit Rücksicht auf die Anwohnenden geschehen“, so der Appell des stellvertretenden Polizeipräsidenten Ralf Ziegler.
Anwoh
Macht doch einen schönen Zaun um den Westpark und schließt diesen um 23:00 Uhr ab… grillen und entspannen zum Abend ist weiterhin möglich, Ruhestörung nachts um eins dann aber nicht mehr. Wie in anderen Großstädten auch (Kopenhagen, Paris…)
Projekt „Lebenswerte Straße Neuer Graben“ bekommt Auszeichnung im Landeswettbewerb „Zukunft Stadtraum“ und wird fortgesetzt (PM)
Die Stadt Dortmund ist für Ihre Planungen zum Umbau des Neuen Grabens am 11. März 2022 vom MHKBG ausgezeichnet worden. Der Entwurf wurde gemeinsam mit sieben weiteren Entwürfen von einer Fachjury aus insgesamt 13 eingereichten Beiträgen prämiert.
Wie sehen lebenswerte Quartiere und deren Straßen aus? Und wie gelingt der Umbau vor Ort konkret? Das haben Forschende des „Wuppertal Instituts“, der Emschergenossenschaft/Lippeverband (gemeinsam mit der „Zukunftsinitiative Klima.Werk“) sowie des Stadtplanungsbüros „Must Stadtbau GmbH“ untersucht. Das Projekt mit dem Titel „Lebenswerte Straßen, Orte und Nachbarschaften“ wird gefördert durch das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen.
Die Straße als Lebensraum für Alle
Ziel war es gleichermaßen ambitionierte wie gesellschaftlich tragfähige Planungen zum Straßenumbau am Beispiel des Neuen Grabens zu entwickeln – hohe Aufenthaltsqualität mit unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten für ganz verschiedene Zielgruppen unter der Anwohnerschaft. Hierzu fanden 2021 verschiedene Beteiligungsformate mit den Anwohnenden statt. Unter anderem wurde ein Teil des Neuen Grabens für zwei Wochen umgestaltet. Aufbauend auf den Rückmeldungen hat das Projektteam einen Planungsentwurf entwickelt, der nun von einer hochrangigen Jury ausgezeichnet wurde und der damit die zweite Stufe des Landeswettbewerbs erreicht hat.
Ludger Wilde, Dezernent für Planen, Umwelt und Wohnen, freut sich über die Nachricht: „Mit der Auszeichnung werden wir ein wichtiges Projekt mit Vorbildcharakter in Dortmund umsetzen können und einen Beitrag für eine nachhaltige Stadtentwicklung leisten. Ein wichtiges Projekt für Klimaschutz und Klimaanpassung sowie für die Verkehrswende in der Stadt und in Nordrhein-Westfalen.“
Ähnlich sieht es Dr. Steven März, Projektleiter beim „Wuppertal Institut“: „Der Preis ist eine tolle Auszeichnung für unsere Arbeit in den letzten Monaten. Es freut uns besonders, dass es trotz der anfänglichen Kritik nun die Möglichkeit gibt, dass Projekt umzusetzen.“
Wie geht es weiter?
Die Stadt Dortmund hat auf Basis der Prämierung die Möglichkeit in den nächsten Monaten einen Städtebauförderantrag zu stellen. Damit ist der Weg bereitet, dass die Idee eines „Lebenswerten Neuen Grabens“ in einigen Jahren Wirklichkeit werden kann.
Der Zeitplan für das Projekt sieht vor, den Förderantrag bis zum 30. September 2022 einzureichen. Danach wird es darum gehen, die Planung unter weiterer Beteiligung der Anwohnerschaft konkreter zu machen, sie weiterzuentwickeln.
Das Ziel ist, den Umbau der Straße im Anschluss an die Kanalarbeiten der Stadtentwässerung zügig nachfolgen zu lassen. Durch Alterung und Verschleiß ist die Bausubstanz der Kanäle in weiten Bereichen aufgebraucht. Die neuen Kanalrohre, die nicht nur auf dem Abschnitt zwischen Hohe Straße und Lindemannstraße verlegt werden, sondern bis zur Von-der-Recke-Straße, werden einen größeren Durchmesser und somit eine höhere Ausnahmekapazität für Abwasser haben. Für den Kanalbau werden zunächst andere Versorgungsleitungen umgelegt.
Für das Projekt muss parallel noch ein Platz im Arbeitsprogramm des Tiefbauamtes gefunden werden. Konkrete Zeitangaben für die Umsetzung des neuen Straßenraumes im Neuen Graben können daher momentan noch nicht gemacht werden.