Zum 37. Evangelischen Kirchentag wurden ab Mitte letzter Woche täglich rund 100.000 BesucherInnen in Dortmund erwartet. Während die Innenstadt an allen Tagen von rund 120.000 Gästen in das Motto-Grün getaucht wurde, blieben bei den Abschlussgottesdiensten in der Westfalenhalle und im Westfalenpark viele Ränge unbesetzt. Aber manchmal ist weniger ja auch mehr. Und so wurde der Kirchentag bei bestem Wetter dennoch für alle Gäste und Dortmunder BürgerInnen zu einem unvergleichlichen, friedlichen und multikulturellen Erlebnis. Sowohl die Stadt Dortmund als auch Polizei und Feuerwehr zeigen sich zufrieden mit dem Verlauf und bedanken sich bei allen Beteiligten, die es möglich gemacht haben, dass erneut eine Großveranstaltung dafür sorgt, den guten Ruf Dortmunds als weltoffene und tolerante Stadt über die Grenzen der Region hinaus zu festigen.
Positives Fazit vom OB: Viele Eindrücke, guter Austausch, neue Impulse
Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau freut sich über einen Kirchentag, der auf seinen Veranstaltungen zahlreiche Gelegenheiten lieferte, sich konstruktiv und intensiv auszutauschen. „Ich habe versucht, so viele Eindrücke wie möglich zu gewinnen“, so der OB, der selbst bei der Tour „Brot für die Welt“ mitgefahren ist und bei einer Pedelec-Tour im Rahmen des Projekts „Wege zur Nachhaltigkeit“ den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Kirchentages den Dortmunder Norden nahegebracht hat.
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Ullrich Sierau: „Beide Veranstaltungen haben deutlich gemacht, wofür die Stadt Dortmund steht: für eine Eine-Welt-Politik sowie für eine nachhaltige Politik.“Sierau hofft, dass die Ergebnisse der vielen Workshops und Veranstaltungen des Kirchentages auch eine nachhaltige Wirkung nach sich ziehen. „Ich wünsche mir, dass diese Gespräche Impulse setzen für den kirchlichen und interreligiösen Dialog sowie für weitere gesellschaftliche Diskussionen und kommende inhaltliche Entwicklungen. Es ist zu hoffen, dass die Anregungen, die die Gäste vom Kirchentag mitnehmen, auch im Alltag gelebt und umgesetzt werden.“
Die Besucherinnen und Besucher, so Sierau, werden mit vielen Anregungen und Eindrücken den Kirchtag verlassen. Aber auch von vielen Dortmunderinnen und Dortmundern, die sich am Kirchentag beteiligt haben, hat der Oberbürgermeister positive Rückmeldungen bekommen. „Diese Akteure haben mit Freude ihre Arbeit vorgestellt, ihre Projekte haben große Wertschätzung erfahren.“
Lob an alle AkteurInnen und Ehrenamtliche, ohne die die Veranstaltung nicht möglich gewesen wäre
Für den Dortmunder Oberbürgermeister ist der Kirchentag eine Veranstaltung der Vielfalt und des Austausches getragen von gegenseitigem Respekt. „Deshalb passt er so gut zu Dortmund als vielfältige, internationale, weltoffene und partizipative Stadt.“
Sierau: „Schon der Eröffnungsgottesdienst war ein gelungener Auftakt, auf den ein ungezwungener Abend der Begegnung gefolgt ist. 130 000 Menschen haben schon dort die Chance wahrgenommen, miteinander zu reden, sich kennenzulernen und erste Eindrücke von Dortmund zu gewinnen. Diese Atmosphäre hat sich durch alle Tage des Kirchentags gezogen.“
Der Oberbürgermeister hebt noch einmal den Einsatz der vielen tausend Helferinnen und Helfern hervor, die über Monate den Kirchentag vorbereitet haben, darunter hunderte Ehrenamtliche. „Auch sie haben durch ihren Einsatz dafür gesorgt, dass die zehntausenden Gäste von unserer Stadt viele positive Eindrücke mit nach Hause nehmen können. Und ich hoffe, dass möglichst viele Besucherinnen und Besucher des Kirchentags wiederkommen, um diese Eindrücke zu vertiefen.“
Polizeipräsident Gregor Lange: „Wir alle sind Dortmund!“
Die Polizei Dortmund blickt auf einen sehr gelungenen und äußerst friedlichen Kirchentag zurück. Die vielen positiven Rückmeldungen aus der Bevölkerung würden zeigen, dass die Polizei ihre Arbeit gut und bürgernah erledigt habe, so der Dortmunder Polizeipräsident Gregor Lange.
Viele der Beamtinnen hätten von großer Dankbarkeit und Wertschätzung gesprochen, die ihnen seitens der KirchentagsbesucherInnen entgegen gebracht worden sei. „Der Kirchentag hat sich als Beispiel für das Zusammentreffen einer friedvollen Gemeinschaft präsentiert, die mit gegenseitigem Respekt in den Austausch tritt. Besonders beeindruckt war ich davon, dass sich viele Religionen und Kulturen eingebracht haben“, so Lange.
Als Beispiele hierfür nannte der Polizeipräsident die Dialoge zwischen Muslimen, Juden und Christen oder den Synagogengottesdienst in der jüdischen Gemeinde. „Ich nehme von diesem Kirchentag auch mit : Wir alle sind Dortmund!“, resümiert Lange.
Feuerwehr Dortmund bedankt sich bei THW und Sanitätsdiensten
Auch er bedankt sich bei allen Beteiligten für den reibungslosen Ablauf der Großveranstaltung. Das Motto „Was für ein Vertrauen“ habe sich in allen Bereichen der Organisation widergespiegelt. Er und der Leitende Polizeidirektor Ralf Ziegler bedankten sich beim den Beamtinnen für ihr Engagement. „Ein besonderer Dank ist an die BesucherInnen und Besucher des Kirchentages zu richten, die durch ihr offenes und vertrauensvolles Mitwirken zu dem sehr gelungenen Kirchentag beigetragen haben“, so Ziegler.
Auch die Feuerwehr Dortmund bedankt sich bei allen MitarbeiterInnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr und der Hilfsorganisationen wie THW und Sanitätsdiensten. Ihr Dank gilt ferner den zahlreichen Zusatzkräften aus Köln, Siegen, Bonn, Borken Paderborn, Lippe, Gütersloh, Herford, Olpe und dem Rhein-Sieg-Kreis sowie den Kollegen im Bereitschaftsdienst.
Aufgrund der guten Vorbereitungen und der guten Zusammenarbeit aller beteiligten Organisationen hätte das Großereignis in der für Dortmund gewohnt entspannten Art und Weise abgearbeitet werden, heißt es in einer Stellungnahme der Feuerwehr Dortmund.
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FOTOSTRECKE: „NAMEN UND NOTIZEN ZUM 37. EVANGELISCHEN KIRCHENTAG“ IN DORTMUND
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Behindertenpolitisches Netzwerk (Pressemitteilung)
Dem Inklusion-Versprechen vertrauen: Überzeugende Vorstellung des Kirchentags Barrierefrei
Das Behindertenpolitische Netzwerk der Stadt Dortmund und die Behinderten- und Patientenbeauftragte des Landes NRW Claudia Middendorf besuchten am Samstag gemeinsam den Deutschen Evangelischen Kirchentag. Michael Hofmann vom Kirchentag Barrierefrei stellte Philosophie und Praxis der Inklusion beim Kirchentag vor.
Dazu Friedrich-Wilhelm Herkelmann, Vorsitzender des Behindertenpolitischen Netzwerks: „Der Evangelische Kirchentag hat bewiesen, dass auch bei großen Veranstaltungen eine gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen ermöglicht werden kann. Das Behindertenpolitische Netzwerk nimmt aus diesem Besuch viel Schwung für seine Arbeit für ein inklusives Dortmund mit.“
Bildunterzeile: Im Zentrum Kirchentag Barrierefrei Claudia Middendorf, Behinderten- und Patientenbeauftragte des Landes NRW, Michael Hofmann vom Kirchentag Barrierefrei und Friedrich-Wilhelm Herkelmann, Vorsitzender des Behindertenpolitischen Netzwerks in Dortmund
Carsten Klink
Wie so oft beim Kirchentag wird auch hier wieder mit falschen Zahlen gearbeitet. Es waren keine 120.000 Dauergäste beim Kirchentag. Auch keine 100.000. Diese wurden lediglich erwartet und von den Kirchentagsveranstaltern als Argument für die öffentlichen Millionensubventionen vorgeschoben. Es waren nur 80.000 Dauerbesucher. Quelle: kirchentag.de
Die 40.000 Tagesbesucher waren auch keine 40.000, sondern 38.000 und teilen sich auf fünf Tage auf. Macht dann 7.600 pro Tag. Insgesamt nahmen also täglich nur 87.600 Personen an den Veranstaltungen teil. Darunter auch die Veranstalter selber.
Zum Abschlussgottesdienst im Westfalenstadion wurden 70.000 erwartet. Es kamen nur 32.000. Zum Abschlussgottesdienst im Westfalenpark wurden 30.000 Gläubige erwartet. Es kamen nur 5.000.
Dennoch mag der Kirchentag jeden Cent wert gewesen sein. Wäre nur schön gewesen, wenn es in einer Stadt, in der jedes dritte Kind von Sozialleistungen leben muss, die Cents der milliardenschweren und steinreichen Evangelischen Kirche (Vermögen über 300 Milliarden) gewesen wären und nicht die Cents (mindestens 8,33 Millionen Euro) der Steuerzahler…
CDU-Fraktion Dortmund (Pressemitteilung)
Sascha Mader: „Dortmund hat sich von seiner besten Seite gezeigt“
„Der Kirchentag in Dortmund war eine große Bereicherung für die Stadt“, zeigt sich Sascha Mader, Sprecher im Ausschuss für Bau, Verkehr, Grün begeistert. Und Mader weiter: „Die Leistung, die die Stadt an diesen Tagen erbracht hat, ist mehr als beachtlich. Alle Beteiligten – angefangen von den Organisatoren der Stadt, dem Ordnungsamt, der Polizei bis hin zu DSW und EDG – haben durchweg eine großartige Leistung erbracht, die dafür gesorgt hat, dass sich mehr als 120.000 Menschen aus der ganzen Welt in Dortmund sicher und wohl auf- gehoben gefühlt haben.“
Für Mader ist die geleistete Arbeit aller Beteiligten eine Zeugnisnote, mit der die Stadt sich auf einer Stufe anderer Metropolen setzen kann. „Dortmund fand in der Vergangenheit oft nur dadurch Erwähnung, dass Rechtsradikalismus hier verankert ist oder aber auch durch ausgestrahlte „Tatorte“, die Dortmund eher von einer düsteren Seite zeigen. Der Kirchentag hat gezeigt, dass Dortmund eine wunderbare Großstadt ist mit vielen Gesichtern, die Grandioses leisten kann. Aber auch eine Stadt, deren Bewohner äußerst hilfsbereit und gastfreundlich sind.“, so Mader.
Besonders lobenswert sieht Mader die Tatsache an, dass das Erscheinungsbild der Stadt vor und während der Kirchentage von einer großen Reinlichkeit geprägt war. Seiner Ansicht nach sollte das Thema „Sauberkeit“ allerdings nicht nur Priorität bei bundesweit beachteten Großveranstaltungen haben. Stattdessen sollte es ein Lebensanspruch von allen Dortmundern sein, dass sich die Stadt möglichst immer so sauber präsentiert.
„Ich würde mir wünschen, dass Dortmund und die Bewohner und Bewohnerin- nen von diesen Kirchentagen einiges mitnehmen. Zum einen das überaus res- pektvolle Miteinander, mal ausschließlich die guten Fakten dieser Stadt be- leuchten und nicht immer nur das, was negativ auffällt und, dass von einer sau- beren und gepflegten Stadt jeder profitiert und dies zu einem wertvollen Wohl- fühleffekt für jeden beiträgt. Um diese Sauberkeit permanent aufrecht zu erhal- ten, werden wir als CDU fordern, dass das Handlungsfeld Sauberkeit mit entsprechenden finanziellen und personellen Ressourcen dauerhaft und adäquat ausgestattet wird“, so Mader abschließend.
Fraktion Linke und Piraten (Pressemitteilung)
Kirchentag war teurer als erwartet
Statt des ursprünglich beschlossenen 2,7 Millionen Euro-Zuschusses betrug der städtische Anteil am Evangelischen Kirchentag im Juni insgesamt 3,717 Millionen Euro. „Das ist noch viel mehr Geld als befürchtet.“ Utz Kowalewski, Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE & PIRATEN, ist erschrocken über die Summe, mit der die Stadt Dortmund letztendlich diese konfessionelle Großveranstaltung unterstützt hat.
Der Dortmunder Oberbürgermeister hat auf eine Anfrage der Linken & Piraten dem Finanzausschuss am 7. November eine Kostenaufstellung vorgelegt. Das Ergebnis: Die Stadt hat für den Kirchentag in Dortmund eine Million Euro mehr als geplant ausgegeben.
Neben Sachkosten in Höhe von 122.000 (etwa für Beschilderungen) und Personalkosten in Höhe von 195.000 Euro mussten auch noch Personal- und Vorbereitungskosten der Dortmund-Agentur in Höhe von 692.000 Euro übernommen werden.
„Schon die ursprünglich vom Rat genehmigten 2,7 Millionen Euro waren indiskutabel“, sagt Utz Kowalewski. „Die Ev. Kirche nimmt jährlich Kirchensteuern in dreistelliger Millionenhöhe ein. Da wäre es wirklich nicht nötig gewesen, dass sich diese wohlhabende religiöse Gesellschaft von einer klammen Stadt wie Dortmund subventionieren lässt.“ Dass am Ende aber seitens der Stadt noch einmal eine Million obendrauf gepackt wurde, sei gerade deshalb unsäglich, weil man an anderer Stelle, etwa bei sozialen Projekten, oft um jeden einzelnen Euro ringen müsse.
Utz Kowalewski: „DIE LINKE und auch die Piraten treten für eine strikte Trennung von Staat und Kirche ein, das gilt natürlich auch für die finanzielle Seite. Unserer Meinung war und ist es deshalb falsch, dass sich Dortmund überhaupt an der Finanzierung dieser evangelischen Großveranstaltung beteiligt hat.“ Hinzu komme, dass man mit diesen üppig verteilten Steuergeldern ohnehin nur knapp ein Viertel der Bevölkerung, also die Protestanten, erreicht habe. Knapp ein Viertel sei katholisch. Und die Hälfte der Menschen sei konfessionslos oder gehöre in kleinen Prozentteilen einer anderen Religion an.