Zum 76. Mal jährt sich am 2. August 2022 der Tag, an dem die letzten gefangenen Sinti und Sintezze, Romnja und Roma im KZ Auschwitz-Birkenau ermordet wurden. Die schrecklichen Taten waren ein Versuch, die Gruppen der Roma und Sinti auszulöschen. Für die Überlebenden und ihre Nachkommen war es seither nicht nur ein langer Kampf um Anerkennung und Gerechtigkeit, sondern vor allem auch um das Überleben. Nicht nur, dass die Verfolgung nach 1945 weiterging: Der Verlust der Familie bedeutete oftmals einen harten Kampf um den Erhalt der Identität und Kultur.
Gedenkstunde am Mahnmal für Dortmunder Rom:nja und Sinte:zze
Der 2. August ist vom Europäischen Parlament zum Europäischen Holocaust-Gedenktag für die für die Sinti und Roma erklärt worden. Der Gedenktag erinnert deshalb nicht nur an die schrecklichen Verbrechen, sondern auch daran, dass die heute lebenden Rom:nja und Sinte:zze diesen Kampf gewonnen haben. Über Generationen hinweg konnten sie ihre Identität und Kultur unter widrigsten Bedingungen bewahren und wieder aufbauen.
Hierzu veranstaltet das Bündnis Dortmund gegen Rechts (BDgR) zusammen mit dem Verband Deutscher Sinti und Roma e.V. NRW am Dienstag um 17 Uhr eine Gedenkveranstaltung und Kunstaktion. Sie findet am Gedenkstein für die ermordeten Sinti und Roma (Weißenburger / Ecke Gronaustraße) statt.
Der Gedenkstein steht an dem Ort, an dem am 9. März 1943 vom Dortmunder Ostbahnhof aus 150 Sinti und Roma nach Auschwitz deportiert wurden. In der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944 wurden die letzten noch in Auschwitz-Birkenau lebenden 4300 Sinti und Roma mit Hunden und Flammenwerfern in die Gaskammern getrieben. Niemand von ihnen überlebte diese Nacht in Auschwitz.
„Die Geschichte mahnt: Kein Schweigen zu Antiziganismus“
Neben Reden vom Vorsitzenden der Deutschen Sinti und Roma NRW, Roman Franz, und des 1. Bürgermeisters der Stadt Dortmund, Norbert Schilff, gibt es künstlerische Beiträge.
Die Schauspielerin Tirzah Haase liest Gedichte von Sinti und Roma Künstler:innen und es wird vom Leben und Werk des Malers und Bildhauers Otto Pankok berichtet. Für die musikalische Umrahmung sorgen die Musiker David Oriewskij und Bernd Rosenberg.
„Die Geschichte mahnt: kein Schweigen zu Antiziganismus, Rassismus und Neonazismus. Die Erinnerung an diese grauenvolle Nacht muss wach gehalten werden“, fordert das Bündnis Dortmund gegen Rechts.
„Auch heute ist es dringend geboten, Antiziganismus, Rassismus und Neonazismus entgegenzutreten, den hiervon Betroffenen Solidarität zu zeigen und in allen Bereichen unseres gesellschaftlichen Lebens Schutz zu geben. Wir dürfen nicht schweigen“, heißt es im Aufruf zur Teilnahme an der Veranstaltung.
Diskussion beleuchtet die Frage, was Kultur und Identität bedeuten
Am Abend wird es auf Einladung der Stadt Dortmund zum ersten Mal eine eigene Veranstaltung geben. Unter dem Motto „Heu men hi“ steht das kulturelle Beisammensein zum internationalen Holocaust-Gedenktag der Sinti:zze und Rom:nja“ im Mittelpunkt.
Über Generationen hinweg konnten sie ihre Identität und Kultur unter widrigsten Bedingungen bewahren und wieder aufbauen. Doch was bedeutet Kultur und Identität? Was bedeutet Widerstand? Was bedeutet Empowerment? Zum Abschluss des Tages lädt die die Gemeinschaften der Sinte:zze und Rom:nja zusammen mit Interessierten aus der Stadtgesellschaft ein, ins Gespräch zu kommen.
Die Veranstaltung findet um 19 Uhr im BierCafé West, Lange Str. 42 statt. Die Begrüßung übernehmen Stadtdirektor Jörg Stüdemann und Gilda Horvath vom Verein European Roma Institute for Arts and Culture e.V. .(ERIAC).
Anschließend soll es um 19.20 Uhr soll es ein Panel/Fishbowl-Gespräch geben: „Heu men hi“ – Identität und Kultur der Sinte*zze und Rom*nja als Formen des Widerstandes. Um 20 Uhr gibt es dann Musik und Gesang von und mit Melanie Terres, Guyltekin Ivanov, Nancy Black und Taylor Swing.