Als vor gut zwanzig Jahren ein Haus in der Holsteiner Straße, nach einer Kundgebung auf dem Nordmarkt, am 1. Mai besetzt wurde, war das für Andreas Koch und Ute Lohde der Anlass, das Jugendhilfeprojekt JAWOLL ins Leben zu rufen.
Die „Struppis“ von JAWOLL kämpften um Akzeptanz der „Etablierten“ und gegen eine Bürgerinitiative der Borussenfront
„Jugendliche litten zu dieser Zeit unter Wohnungsnot, wir wollten die Beschaffung von Wohnraum auf einen legalen Weg bringen“, beschreibt Grünbau-Geschäftsführer Andreas Koch die dramatische Situation auf dem Wohnungsmarkt in der Nordstadt in den Neunzigern Jahren.
Der Start in der Enscheder Straße mit zwei Häusern, die durch die Jugendlichen renoviert wurden, war nicht einfach. Die „Struppis“, so Dezernentin Daniela Schneckenburger in ihrem Grußwort, mussten um die Akzeptanz in den etablierten Kreisen der Jugendhilfe kämpfen.
Das Konzept betreutes Wohnen, eine individuelle sozialpädagogische Begleitung und die berufsorientierte Bildung zu einem Ganzen zusammen zu fassen, war vielen nicht geheuer.
Zudem hatte man es auch noch mit Siegfried Borchardts Borussenfront zu tun, die dem Projekt in der Enscheder Straße äußerst feindselig gegenüber stand und eine Bürgerinitiative gründete. Der damals schwangeren Ute Lohde drohte man mit Schlägen in den Bauch, falls nicht vom dem Projekt abgelassen würde.
Jubiläumsempfang zwanzig Jahre später auf dem Gelände an der Unnaer Straße
Den schwierigen Anfangszeiten gedachte man nun zwanzig Jahre später beim Jubiläumsempfang auf dem Gelände von Grünbau an der Unnaer Straße in der Nordstadt.
Die neue Dezernentin für Schule, Jugend und Familie, Daniela Schneckenburger war neben vielen anderen Gästen erschienen. Die Theatergruppe Sugar Snap Paradise sorgte für anspruchsvolle Unterhaltung zwischen den Wortbeiträgen.
Bei bestem Wetter wurde gefeiert. In der Gegenwart sind die aktuellen Angebote der Jugendhilfe der Grünbau: JAWOLL Beruf & Wohnen, JAWOLL International, JAWOLL Flexible Erziehungshilfen und JAWOLL Tagesstruktur
Neue Aufgaben für das Jugenhilfeprojekt bei jungen Flüchtlingen und Neuzuwanderern
Ein Team aus multiprofessionellen Fachkräften betreut Jugendliche, junge Erwachsene, junge Flüchtlinge aus aller Welt und Familien mit Kindern. Ziel ist es realistische Lebensperspektiven zu erarbeiten, Schutzräume zu bieten, um eigene Stärken zu mobilisieren und den Weg in ein autonomes Leben zu starten.
Sowie bei Paul*, dem jungen Flüchtling aus Mali, der im Hafen eine Ausbildung in einem Recyclingbetrieb macht (Nordstadtblogger berichteten) oder der 23-jährige Hayder*.
Mit sechzehn kam der junge Afghane nach Dortmund. Durch die Betreuung im Projekt gelang es ihm diverse Schulabschlüsse zu machen um nun Wirtschaftsmathematik zu studieren.
„Ohne die Betreuung und Begleitung durch JAWOLL hätte er sich dies Perspektiven nicht erarbeiten können“, zieht er Bilanz. Im letzten Jahr konnte das Coaching für junge Flüchtlinge und Neuzuwanderer 17 junge Menschen von 50 in eine Berufsausbildung bringen.
Auf weitere zwanzig Jahre des Jugendhilfeprojektes hofft man an diesem Tag. „Dann bauen die Jugendlichen, Ute und mir, das Seniorenselbsthilfehaus“, scherzt Andrea Koch.
* Namen geändert