Wohnen ist seit mehr als 150 Jahren ein wichtiges Thema in Dortmund: Die einsetzende Industrialisierung mit ihren neu entstehenden Arbeitsstätten in der Schwerindustrie und im Bergbau führt zu einem Bedarf an Arbeitsplätzen.
Bevökerungszahlen explodierten in den Ruhrzentren
Zehntausende Arbeiter zog es in die industriellen Zentren des Ruhrgebiets. Die Bevölkerung stieg sprunghaft an: Binnen von 30 Jahren wuchs die Bevölkerung um über 200 Prozent. Darauf waren die Städte jedoch nicht vorbereitet – weder der Wohnungsmarkt noch die Ver- und Entsorgung. Zahlen untermauern dies: 1850 lebten 11.216 Menschen in Dortmund. Es gab 1322 Häuser. 1875 waren es 57.600 Menschen und 3942 Häuser. Und im Jahr 1900 zählte Dortmund 142.733 Bewohner in 7186 Häusern.
Wohnungsbau diente der Gewinnmaximierung
Allerdings gab es beim Wohnungsbau andere Vorzeichen: Er wurde als Erwerbszweig gesehen und betrieben, um maximale Gewinne zu erzielen. Bis zum Ersten Weltkrieg waren fast 88 Prozent der Häuser in Privateigentum. 1917 waren sieben Prozent der Wohnungen Werkswohnungen – gerade ausreichend für 11,4 Prozent der 36.000 Arbeiter. Diese Werkswohnungen waren größer und preiswerter als private, waren aber an den Arbeitsplatz gebunden.
Der Anteil der vier gemeinnützigen Bauvereine am Wohnungsmarkt, die zwischen 1887 und 1913 gegründet wurden, war gering. Reich, Länder und Kommunen hielten sich zurück. Sie sahen keine Verpflichtung zur Wohnraumbeschaffung.
Drangvolle Enge im Norden, Villen mit Garten im Süden
Auch wenn es – anders als in Berlin – keine typischen Mietskasernen gab, kam es um die Jahrhundertwende zu schlimmen Bauauswüchsen. Hohe und dichte Bebauung, kaum Freiflächen. Die Arbeiter lebten auf engstem Raum. Im Süden der Stadt sah dies anders aus: Villen und Eigenheime mit Garten der mittleren und gehobenen Schicht.
Der Dortmunder Stadtbaurat Hans Strobel sorgte für ein Umdenken
Ein Umdenken gab es erst in der Weimarer Republik: In Dortmund war es vor allem Stadtbaurat Hans Strobel, der in einer viel beachteten Denkschrift neue Wege aus der Wohnungsnot aufzeigte. Wichtigster Schritt war die Gründung einer gemeinnützigen Baugesellschaft unter Beteiligung der Stadt, der Industrie und vermögenden Privatpersonen.
Zwei Millionen Mark wurde benötigt: Die Stadt gab 1,2 Millionen Mark, Hoesch 250.000, die Deutsch-Luxemburgische Hütten AG in Bochum ebenfalls 250.000 und die Handelsgesellschaft August Klönne 25.000 Mark. Weiteres Geld wurde in den Kirchen und bei Privatleuten eingeworben – was länger dauerte als ursprünglich gedacht.
Dortmunder Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft gegründet
Am 11. Oktober 1918 wurde die Dortmunder Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft – heute DOGEWO Dortmunder Gesellschaft für Wohnen mbH (DOGEWO21) gegründet. Ihre Aufgabe war es mehr und vor allem preiswerten Wohnraum für die schnell wachsende Dortmunder Bevölkerung bereit zu stellen. Die große Wohnungsnot zwang zum mehrgeschossigen Bau von Wohnblöcken. Vordringliche Aufgabe war es, so schnell wie möglich fertig zu werden.
Die ersten geförderten Häuser entstanden in der Nordstadt
Los ging es in der Nordstadt: Hier war – durch die Schwerindustrie und den Hafen – der Wohndruck besonders groß. Errichtet wurde eine Wohnhaus-Gruppe an der Flur-, Robert und Lutherstraße – der sogenannte Lutherblock im Borsigplatzviertel. Dabei handelte es sich um ein viergeschossiges Gebäude mit Drei- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen.
Errichtet wurde der Baublock mit 64 Wohnungen von den renommierten Dortmunder Architekten Strunck und Wentzler. Im Sommer 1919 war der Komplex bezugsfertig. Er war einer der ersten in Deutschland, die mit Reichs-, Staats- und Stadt-Zuschüssen errichtet wurden. Die Kosten pro Wohnung lagen bei 20.000 Mark, der gesamte Bau 427.000 Mark. Der Luther-Block gehört heute zum Denkmalsbestand der Stadt – aus städtebaulichen und siedlungsgeschichtlichen Gründen.
Knappheit an Baustoffen behinderten zügige Fertigstellung
Weitere Bauvorhaben wurden im Bereich der Burgholzstraße – besonders gefragt wegen der Nähe zum Hafen – gestartet. Hier wurde darauf geachtet, dass ausreichend Grünflächen zwischen den Häusern erhalten blieb. Gebaut wurden hier dreigeschossige Häuser mit Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen mit einem kleinen Garten für jeden Mieter. Die Wohnblöcke waren weitgehend typisiert, insbesondere Fenster und Türen. Allerdings behinderten beispielsweise die Knappheit an Baustoffen die zügige Fertigstellung der ersten Projekte.
Kommunale Gesellschaft hat heute mehr als 16.000 Wohnungen
Die zum Dortmunder Stadtwerke-Konzern gehörende Dogewo21 ist heute mit mehr als 16 000 Wohnungen fast überall im Stadtgebiet ein wichtiger Akteur im städtischen Wohnungsmarkt und engagiert sich über die Bestandsbewirtschaftung der Wohnungen hinaus mit dem Bau von Kindergärten und vielen Aktivitäten zun Beispiel in der Nordstadt für die Stadt Dortmund.
Seit dem Jahr 2000 leitet Klaus Graniki als Geschäftsführer das Unternehmen mit rund 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (darunter acht Auszubildende). Es hat seinen Sitz in der Landgrafenstraße. Komplettiert wird die Geschäftsleitung durch Christian Nagel und Bernd Wortmeyer als Prokuristen.
Hohe Investitionen in den Bestände
Mit hohen Investitionen in die Bestände (aktuell setzt das Unternehmen zum Beispiel umfangreiche Maßnahmen zur Quartiersentwicklung in Wickede und Löttringhausen um) und engagiert sich verstärkt in der Nordstadt durch die Übernahme von Problemimmobilien, einer bemerkenswert niedrigen Leerstandsquote (0,76 % vermietungsbedingter Leerstand zum 30.06.2013) und einer Durchschnittsmiete von 4,84 Euro (30.06.2013) ist und bleibt DOGEWO21 ein wichtiger Faktor im Dortmunder Wohnungsmarkt.
Weitere Links zum Thema auf nordstadtblogger.de:
- Statt “exklusivem” Wohnen am Phoenixsee investiert Dogewo in “inklusives” Wohnen im Hafenquartier
- Innovativer Kampf gegen Problemhäuser in der Nordstadt