mex - die Dortmunder Reihe für experimentelle Musik - wird 30 Jahre alt

Sounds & Visions: Ausstellung im Künstlerhaus Dortmund feiert mehr als Krach

700 Namen, immer wieder – Vera Vorneweg gestaltet eine Ausstellungswand im Künstlerhaus am Sunderweg. Foto: Paulina Bermúdez für Nordstadtblogger

Über 700 Mitwirkende sind seit 1992 Teil einer größeren Geschichte – der Geschichte von mex, dem Verein für experimentelle und intermediale Musikprojekte. 700 Namen, die Vera Vorneweg unermüdlich auf der weißen Wand des großen Ausstellungsraums im Künstlerhaus notiert. Bereits vier mal hat sie die Reihe durchlaufen und bis zur Eröffnung am Freitag, 26. August um 18 Uhr, werden weitere Runden folgen. Eigentlich ist sie Schriftstellerin und eigentlich arbeitet sie im öffentlichen Raum. Aber für mex geht sie neue Wege. Wie viele hier.

mex – das ist nicht nur was für Nerds, das ist was Besonderes!

Die Künstler:innen und Kurator:innen von „30 Jahre mex“ (2. v. l. Achim Zepezauer). Foto: Paulina Bermúdez für Nordstadtblogger

mex – das ist was Besonderes. Spezielle Musik, vielleicht nicht was für jeden, aber offen für alles. Achim Zepezauer kuratiert das Programm seit sieben Jahren und er weiß um die überregionale, ja internationale Ausstrahlung von mex.

„Der dunkle Keller des Künstlerhauses wird von Musiker:innen geschätzt – laut kann man hier sein, aber auch ganz leise“, berichtet er. Für Zepezauer hat der Raum seine ganz eigene Aura: „Wenn ich bedenke, wer hier alles gespielt hat…“.

Held:innen einer Szene, die sicher nicht jede:r kennt, aber deren Geburstagsfeier einfach Spaß macht. Im magischen Keller wird es auch zur Eröffnung und im September Konzerte geben – zwischendurch läuft ein „Kettenfilm“: 15 mex-Künstler:innen haben mitgemacht – jede:r fügte ein Stück Bild und Sound hinzu und am Ende entstand ein eigenwilliges 45-minütiges Geburtstagsständchen.

Lust am Experiment und der Dekonstruktion

Darsha Hewitt setzt auf Dekonstruktion von Soundmaschinen Foto: Paulina Bermúdez für Nordstadtblogger

Spaß am Experiment, an Technik und ein eigener Sound – das eint die mex-Musiker:innen und die Künstler*innen, die Kuratorin Denis Ritter zur Ausstellung eingeladen hat.

Joanna Schulte will mit zwei Musiktruhen aus den 60er Jahren analog Loops erzeugen, die uns über die Unmöglichkeit der identischen Wiederholung nachdenken lassen.

Darsha Hewitt zerlegt die Haus- und Soundtechnik früherer Tage gleich vollständig in ihre Einzelteile. Auf ihren Fotos legt sie Bauweisen offen, dekonstruiert Soundmaschinen und sucht im Inneren nach handfesten Spuren, die die Grundlage für Unerhörtes legen.

Und dazu eine große Portion subversiver Humor

Kinetisches Objekt des Künstler*innenduos Pfeifer&Kreutzer in der neuen Ausstellung.
Kinetisches Objekt des Künstler*innenduos Pfeifer&Kreutzer in der neuen Ausstellung. Foto: Paulina Bermúdez für Nordstadtblogger

Für das Künstler*innen-Duo Pfeifer&Kreutzer gehen Sound und Bewegung zusammen. Ihre Objekte überraschen mit einem Eigenleben.

Da raschelt es in der Box, ein Scheibenwischer kämpft mit einem Fellbommel und ein Flauschkissen wirbelt im schwarzen Quadrat – Malewitsch (der Künstler, der es 1915 für die Malerei „entdeckte“) hätte seinen Spaß gehabt.

Newton’s Buddha von Olsen. Foto: Paulina Bermúdez für Nordstadtblogger

Auch Wolf Olsen bedient sich der Maschinen und Apparate und führt sie ins Absurde. Da wird der Chefsessel durch einen Ventilatorantrieb zum „Düsenjäger“ und die Winkekatze aus dem Asia-Shop zum Impulsgeber für das Newtonsche Pendel. Perpetuum Mobile light sozusagen.

Er setzt „Humor und Witz als eine Form des Widerstandes gegen den Funktionalismus der Lebenswelt“ ein – so der Künstler in seinem Statement. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Lassen wir uns in fremde Welten entführen?

Jan van IJken und Jana Winderen zeigen ihren Kurzfilm „Planktonium“ und machen für uns Unsichtbares sichtbar und Unhörbares hörbar.
Jan van IJken und Jana Winderen zeigen ihren Kurzfilm „Planktonium“ und machen für uns Unsichtbares sichtbar und Unhörbares hörbar. Foto: Paulina Bermúdez für Nordstadtblogger

Ihren ruhigen Abschluss findet die Geburstagsfeier dann im zweiten, nicht weniger magischen Keller des Künstlerhauses. Hier zeigen Jan van IJken und Jana Winderen ihren Kurzfilm „Planktonium“ und machen für uns Unsichtbares sichtbar und Unhörbares hörbar.

Van IJken filmte die Welt des Planktons durch ein Mikroskop und zeigt uns eine Welt voller Schönheit – der Sound dazu kommt von Jana Winderen. Er basiert auf Unterwasseraufnahmen, Geräuschen aus dem Eis oder arbeitet in Frequenzbereichen, die unser Ohr normalerweise nicht erreichen.

Fazit? Unerhörtes, Unerforschtes, Witz und Schönheit – was für ein schöner Geburtstag! Herzlichen Glückwunsch zu 30 Jahren mex.

Mehr Informationen:

  • Eröffnung 26. August, 18 bis 22.00 Uhr / 21.00 Uhr, Konzert-Performance 120 DEN
  • Laufzeit 27. August bis 2. Oktober 2022
  • Öffnungszeiten Donnerstag – Sonntag, 16 bis 19 Uhr
  • Künstlerhaus Dortmund, Sunderweg 1, im Hafenquartier der Nordstadt
  • weitere Infos zum Begleitprogramm: www.kh-do.de oder auch www.mexappeal.de

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