Sich zum guten Zweck auf den Drahtesel schwingen – genau das tut die Benefietsen-Gruppe aus Krefeld, rund um Initiator Jürgen Driever. Unter dem Motto: „Immersatt statt Nimmersatt“, sammelt die Gruppe Spenden für lokale Initiativen vom Niederrhein und aus dem Ruhrgebiet. Die fünftägige Fahrradtour soll auf die Kinderarmut in der Region aufmerksam machen. Anlass ist der 70. Jahrestag des Weltkindertages am 20. September 2024.
Die Dortmunder Kindertafel profitiert durch Spende
Verteilt wird das gesammelte Geld bei lokalen Initiativen in Bochum, Gelsenkirchen, Dortmund, Duisburg und in Krefeld. Ziel der Tour war am 22. September der Kinder- und Jugendtisch „Immersatt“ in Duisburg. Bis zu ihrem Zwischenstopp in Dortmund, konnte die ehrenamtliche Initiative bereits 12.000 Euro im Spendentopf sammeln.
2000 Euro der Spendensammlung kamen der Dortmunder Kindertafel zu Gute. Beim Zwischenstopp der Gruppe im Dortmunder Norden, konnte die Dortmunder Kindertafel die Spende annehmen. Die Übergabe der Spende fand im Panoramahaus, in der Haydnstraße statt.
Das Panoramahaus ist eine Anlaufstelle für Kinder und Familien im Dortmunder Norden. Von Hausaufgabenbetreuung, über Spielmöglichkeiten, bis hin zu einem Familien-Info Café, werden armutsbetroffene Kinder und deren Familien durch die Ehrenamtler der Kindertafel Dortmund dort umfassend unterstützt.
Gesprächsrunde fordert Bewusstsein für Kinderarmut ein
Vor der Spendenübergabe luden die „Benefietsen“ Träger der Kinder-, Jugend-, und Erwachsenenbildung zu einer Gesprächsrunde am Nordmarkt ein.
Zu Gast waren unter anderem Nora Oertel Ribeiro (Raum vor Ort), Regina Büchle vom Stadtsportbund, Seyhan Ayaz und Ulrich Pieper von der Dortmunder Tafel, William Dountio von TANG e.V und Club Santé e.V., sowie Hannah Fischer, Gründerin des Unverpackt-Ladens „Frau Lose“.
Diskutiert wurde insbesondere wie es um armutsbetroffene Kinder in Dortmund steht, inwieweit Selbstwirksamkeit an Armutsbetroffene vermittelt werden kann, aber auch welche Entwicklungen, gerade auf landes- und bundespolitischer Ebene als Rückschritt empfunden werden.
„Wir versuchen Hemmnisse abzubauen, die den Zugang zu Bildung erschweren“
„Armut prägt ganz viele Lebenswelten“, betont Nora Oerthel Ribeiro. Wichtig sei, vor Ort Menschen in ihren Lebenswelten anzusprechen: „Wir versuchen Hemmnisse abzubauen, die den Zugang zu Bildung erschweren“, so Oerthel weiter. Bildungsangebote müssten in erster Linie Eltern ansprechen, um langfristig auch Einfluss auf die Familienstrukturen und somit die Kinder zu haben.
Bei der Arbeit mit Familien sei vor allem eines relevant: Gemeinschaft bilden. Dazu gehöre es auch Betroffene zu ermutigen, als „Katalysator“ in ihren Netzwerken aktiv zu werden und andere zum Mitmachen zu motivieren.
„Es fehlt nicht an Ideen“, sondern es mangele vielmehr an Ehrenamtlern und finanziellen Mitteln, um neue Projekte umzusetzen“, betont William Dounitio. „Bei der Dortmunder Kommune sehe ich nicht das Problem“, so Nora Oerthel Ribeiro. Sie macht Kürzungen von Mitteln auf Landes- und Bundesebene für den Wegfall von Geldern in den Organisationen verantwortlich.
Regina Büchle vom Stadtsportbund wirft ein, dass die finanziellen Mittel oftmals auch an viele Bedingungen geknüpft seien. Dieser bürokratische Aufwand erschwere die Arbeit der lokalen Akteure zusätzlich.
Sprachliche Barrieren und räumliche Segregation
William Dounitio beschreibt zudem eine weitere Veränderung in seiner Arbeit, da die Nordstadt hat seit 2015 eine massive Zuwanderung erlebt habe. Er beklagt, dass insbesondere Migrant:innen, die in Deutschland ankommen, an ihren ersten Aufnahmepunkten zu wenig Unterstützung bekämen: „Mangelnde Begleitung, mangelnde Beratung“, so Dounitios Einschätzung.
Wichtig sei vor allem eine gemeinsame Sprache. Oftmals würden selbst Ansprechpartner:innen in den Ausländerbehörden nicht über ausreichende Englischkenntnisse verfügten. Dies erschwere den Prozess des Ankommens. Ein weiterer Kritikpunkt Dounitios: In Richtung Dortmunder Süden gäbe es immer weniger Diversität. Diese Entwicklung spiegele die Spaltung der Dortmunder Stadtgesellschaft wieder.
Auf armutsbetroffene Familien zu gehen, das müssten insbesondere auch die Fachkräfte im sozialen Bereich, so Nora Oertel Ribeiro. Bildung funktioniere nur im Dialog. Gerade Fachkräfte sollten sich klar machen: „Wo sind wir relevant für welche Personen?“. Die Gesprächsrunde ist sich einig: Es braucht ein gesamtgesellschaftliches Problembewusstsein, um langfristig Kinderarmut zu bekämpfen.
Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!