Die Droge Fentanyl ist auf dem Vormarsch – auch in Nordrhein-Westfalen. Noch sind die Zahlen gering. Um die Entwicklung im Blick zu behalten, fordert Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal: „Das Land muss das Angebot von Drogen-Schnelltests in Konsumräumen gesetzlich verankern.“ Ein entsprechendes Modellprojekt des Bundes wurde in Dortmund gut angenommen – doch es ist ausgelaufen.
Bisher kein Nachweis für Dortmund – Hohe Akzeptanz bei Süchtigen
Fentanyl ist ein synthetisch hergestelltes Opiat. Es hat eine bis zu 100-mal höhere Wirkung als Heroin. Eine Überdosierung birgt daher ein hohes Risiko für die Konsument:innen. Aus Kostengründen wird es von Produzenten häufig Heroin beigemengt, ohne dass es die Drogenkonsument:innen wissen.
Um diese vor den lebensgefährlichen Beimischungen zu schützen, hatte das Bundesgesundheitsministerium das Modellprojekt „Rapid Fentanyl Tests in Drogenkonsumräumen“ (RAFT) gefördert. Während der Laufzeit des Projekts konnten Abhängige ihr Heroin kostenlos und freiwillig in Schnelltests auf Beimischungen von Fentanyl untersuchen lassen.
Bundesweit hatten sich 17 Drogenkonsumräume an dem Modellprojekt beteiligt, darunter auch der von der Aidshilfe betriebene Konsumraum in Dortmund. Das Angebot, Drogen testen zu lassen, wurde bundesweit von 70 Prozent der Nutzer:innen angenommen. 3,6 Prozent der bundesweit getesteten Proben wurden positiv auf Fentanyl getestet. In Dortmund gab es keinen einzigen Hinweis auf Fentanyl-Beimischung.
Forderung: Drogenchecks müssen zum Regelangebot gehören
„Wir wissen, dass dies eine Momentaufnahme ist, aber es wird notwendig sein, dies dauerhaft im Blick zu haben. Daher ist es zwingend, dass die Drug-Checking-Methode ein Regelangebot wird“, fordert Thomas Westphal.
Denn: Das Projekt ist auf Bundesebene bereits ausgelaufen und soll nun in die Verantwortlichkeit der Länder wechseln. Die NRW-Landesregierung befasst sich mit einer möglichen gesetzlichen Verankerung. Eine konkrete Perspektive wird derzeit nicht genannt.
Die zuletzt gestiegenen Zahlen von Drogentoten, insbesondere in NRW (703 Todesfälle im Jahr 2022, im Vorjahr 700) und Dortmund (31 Todesfälle im Jahr 2022, im Vorjahr 20) unterstreichen die Forderung des Sonderstabs „Ordnung und Stadtleben“ und des Oberbürgermeisters zur Fortführung dieser und weiterer Drug-Checking-Methoden.
Drogentests schützen Konsument:innen
Das Testangebot ist eine Art Frühwarnsystem: Es liefert Hinweise auf Marktveränderungen und Inhaltsstoffe illegal erworbener Substanzen. Gerade Schnelltests sind eine Möglichkeit, die vermeidbaren Risiken des Konsums zu reduzieren und die Konsument*innen zugleich zu informieren und sensibilisieren.
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