Von Susanne Schulte
Im Winter sieht Harry Pohlmann seine Tiere kaum. Nicht, weil sie Winterschlaf halten, sondern weil sie eng zusammenrücken, sich gegenseitig und vor allem die Königin wärmen. Sechs Bienenstöcke stehen in seinem Garten in der Berghofer Mark, und alle paar Tage geht er, angezogen mit Anorak, Mütze und Handschuhen, die Wiese hoch um zu horchen, ob es ihnen gutgeht. Er klopft an die Seitenwände der Magazine, wie das Bienenquartier heißt, und hört befriedigt ein leises Summen. „Ja, dann weiß ich, es ist alles in Ordnung.“
Die Aufgabe der Winterbiene ist es, die Königin zu wärmen
Etwa 8000 Bienen leben den Winter über in einem Volk, im Sommer sind es an die 40000. Gefüttert werden sie regelmäßig mit Weizensirup. „14 Kilo pro Magazin“, sagt Harry Pohlmann.
Denn das gegenseitige Wärmen in der Wintertraube ist Arbeit für die Tiere. Nur durch das Schlagen der Flügel bringen die Bienen, die abwechselnd außen an der Traube sitzen, die Temperatur im Traubeninneren auf 20 bis 30 Grad.
Und da sie ihre Nahrung in dieser kalten Jahreszeit nicht selbst sammeln können, muss der Imker sie versorgen. Um ihre Ausscheidungen kümmern sich die Insekten dann zu Beginn des Frühlings wieder selbst und tragen sie, sobald die Temperaturen es zulassen, nach draußen.
Harry Pohlmann kann noch vieles über die Winterbiene erzählen: dass die fast sechs Monate alt wird im Gegensatz zur Sommerbiene, die nur vier bis sechs Wochen lebt; dass sie die Königin füttert; dass die Arbeit des Wärmens auf die hohe Temperatur dennoch weniger anstrengend ist als das Pollensammeln im Sommer und sie deshalb im Verhältnis so viel älter wird als die Sommerbiene.
In den acht Jahren, die er jetzt Bienen hält, hat er sich vieles angelesen und beibringen lassen. Vor allem von den Mitgliedern aus dem Imkerverein Aplerbeck, dem er beigetreten ist, lernte und lernt er viel. „2016 war ich das 27. Mitglied, heute sind wir mehr als 100.“ Ja, für das Hobby würden sich immer mehr Menschen entscheiden.
Biene und Imker – im Sommer haben beide am meisten zu tun
Trotz der vielen Arbeit – vor allem im Sommer. Die Biene muss vor Milben geschützt werden, die Rähmchen sind regelmäßig zu wechseln, die Tiere auf Krankenheiten hin zu untersuchen und der Honig ist zu schleudern. „Sieben Kilo“, so viel ergab die erste Ernte. „Damals haben wir in den Räumen des Imkervereins mit der Handschleuder den Honig aus den Waben geholt“, erzählt Monika Pohlmann.
Sie ist immer wieder begeistert von den Fähigkeiten der fliegenden Bewohnerinnen in ihrem Garten, lässt aber ihren Mann alleine werkeln. Lediglich beim Abfüllen des Honigs und beim Etikettieren der Gläser hilft sie mit. Das ist heute auch viel mehr Arbeit als am Anfang. Das Schleudern passiert in einer elektrischen Maschine, das Abfüllen und Etikettieren noch immer per Hand.
Um die charakteristischen grün-gelben Aufkleber mit den Worten „Echter deutscher Honig“ auf seine Gläser kleben zu dürfen, musste Harry Pohlmann den Honigschein machen, eine Fortbildung mit anschließender Prüfung, die der Deutsche Imkerbund fordert und auch anbietet, bevor der Honig „echter Deutscher“ genannt werden darf.
Der Berghofer kann diesen Schein vorzeigen und auch weitere Dokumente, die die Qualität seines Honigs bezeugen. So zeichnete der Kreisimkerverband eine seiner Ernten aus 2023 mit dem Prädikat „Gold“ aus. Wie lecker das Naturprodukt ist, wissen Pohlmanns Nachbar*innen längst. Von Anfang an hatte er Kundschaft, die im treu geblieben ist.
In 2025 hält Harry Pohlmann einen Vortrag in seinem AWO-Ortsverein
Alles das, was Harry Pohlmann nordstadtblogger erzählt hat, erzählt er auch noch viel ausführlicher im kommenden Jahr vor den Gästen des AWO-Ortsvereins Syburg-Höchsten. Dort ist das Ehepaar seit einigen Jahren Mitglied und – wie zu erwarten – sehr aktiv. Monika Pohlmann ist Schriftführerin, ihr Mann stellvertretender Vorsitzender.
„Die fragen schon lange: Wann hältst du denn mal einen Vortrag über die Bienen?“, erzählt der Imker. Jetzt bereitet er sich vor, schreibt, liest noch mal nach und überlegt, wie er am besten anfängt. Denn im eigenen Garten vor den eigenen Bienenvölkern ist das noch einmal etwas anderes als am Referent*innentisch in der Begegnungsstätte an der Syburger Straße 75.
Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!