Von Gerd Wüsthoff
Die 1970er-Jahre Horror-Kunstfilme Italiens im Studio am Hiltropwall: Mit den Dramaturgen Anne-Kathrin Schulz und Michael Eickhoff inszeniert Jörg Buttgereit seine Hommage des Horror-Kunst-Genres. Susanne Priebs entführt die ZuschauerInnen in einer optischen Zeitreise 40 Jahre zurück in die Vergangenheit. „Die Kostüme spiegeln die Grandezza der italienischen Mode dieser Jahre“, erklärt Priebs. Sie und das Spiegeln der Technik in den 1970er Jahren sind Kontrast zu dem psychischen Konflikt, den die Hauptfigur, Maximilian Schall (Uwe Rohbeck) empfindet. Schall ist ein Tontechniker für Kinder-Naturfilme, der einen Horror-Splatter Film nachvertonen soll. Ein sehenswerter Ausflug in das Kopfkino der ZuschauerInnen.
Filme des Horror-Splatter-Genres im Italien der 70er Jahre außerordentlich erfolgreich
Im Studio sehen die ZuschauerInnen keine der zu vertonenden Filmszenen, hören aber den Sound der Sequenzen und lassen das Kopfkino starten. Das Stück ist nicht nur eine Inszenierung für Film-Nerds, die Buttgereit damit in das Theater ziehen möchte, sondern er will auch das „Schmuddelkino“ aus seiner zensierten Ecke herausholen und als Kunst- und Theaterform installieren. „In Italien waren die Filme sehr erfolgreich. So übertraf einer dieser Filme 1975 die US Produktion von Steven Spielberg, „Der Weiße Hai“, an den italienischen Kinokassen.
Durch die einzig als Sound erlebbaren Szenen des von Schall zu vertonenden Filmes, werden die ZuschauerInnen eventuell durchaus den Horror einer „Belphégor“ Verfilmung mit Juliette Greco oder „Nosferatu“ von Friedrich Wilhelm Murnau erleben. „Belphégor“ entwickelte sich in Deutschland zu einem Straßenfeger, während „Nosferatu“ von Murnau, gedreht im expressionistischen Stil, nicht nur ein Kassenschlager an den Kinokassen wurde, sondern bis heute stilbildend ist.
Buttgereit hat zahlreiche Filme gemacht, die diese Horror-Kunst-Genre unter verschiedenen Aspekten bearbeiten. Insbesondere auch setzt er sich mit dem stilprägenden Dario Argento, der die Giallo Figur geschaffen hatte, auseinander. Darüber hinaus ist er den ZuschauerInnen im Schauspiel Dortmund, durch eine Reihe von Inszenierungen (2011, 2012, 2013, 2014 und 2015) kein unbekannter. Argento arbeitete gemeinsam mit Bernardo Bertolucci für Sergio Leones klassischen Italo-Western „Spiel mir das Lied vom Tod“.
Sound eines in Fleisch gestoßenen Messers mit Gemüse simulieren – geht das?
Der physische und psychische Kampf von Schall – er ist permanent auf der Bühne gegenwärtig – zeigt den ZuschauerInnen das innere Dilemma des fein- und kunstsinnigen Charakters. Schall muss sich nun mit Fragen auseinandersetzen, wie: Mit welchem Gemüse erschaffe ich den perfekten Sound für ein in einen Körper stoßendes Messer, oder, wie imitiert man mit welchem Gemüse brechende Knochen? Eine zum Teil subtil komische Situation für ZuschauerInnen.
„Den perfekten Sound, für diese ‚Nachvertonung‘ auf der Bühne nach zu kreieren, ist etwas völlig Neues und anderes, als das, was ich für den Film mache“, sagt Sound Designer Frank Behnke. So wird es wohl auch eine neue Erfahrung für Zuschauer werden, die sich nicht als Horror-Film-Nerds sehen oder definieren werden wollen.
Vielen ZuschauerInnen werden aber auch die Kostüme und eventuell die verwandte Technik auf der Bühne bekannt vorkommen. Besonders die Kostüme von Priebs, die zumeist extra angefertigt wurden. „Diese Grandezza, die man in der damaligen Mode Italiens sah, fand man hier nicht, und ist auch sonst verloren gegangen“, sagt Priebs. Vielleicht sollten sich Modeboutiquen in Dortmund ebenfalls zum Stück einfinden, um zu erfahren, was einmal nachgefragt werden könnte.
Die Aufführungen finden im Studio, Schauspielhaus Dortmund statt.
Weitere Informationen:
- Premiere: Sonntag, 16. September 2018, 18 Uhr, ausverkauft
Weitere Termine:
- Donnerstag, 20. September 2018, 20 Uhr, Eintritt 15 Euro
- Samstag, 6. Oktober 2018, 20 Uhr, Eintritt 15 Euro
- Sonntag, 28. Oktober 2018, Eintritt 15 Euro