5. Platz der transplantierenden Augenkliniken in Deutschland:

Im St. Johannes Hospital gab es dieses Jahr schon über 500 Hornhaut-Transplantationen

Sehr fein zu sehen ist die Naht in einem Auge. (Symbolbild) Foto: St. Johannes Hospital Dortmund

Die Klinik für Augenheilkunde des St. Johannes Hospitals führte als Zentrum für Hornhautchirurgie in diesem Jahr mehr als 500 Hornhauttransplantationen durch und liegt damit auf dem 5. Platz der transplantierenden Augenkliniken in Deutschland. Deutschlandweit werden jährlich bis zu 10.000 dieser Operationen durchgeführt, womit die Hornhautverpflanzung die häufigste und auch erfolgreichste Transplantation in der gesamten Medizin ist.

Keratokonus, Vorwölbung der Hornhaut

Verliert eine Hornhaut ihre natürlichen Eigenschaften wie Durchsichtigkeit oder Stabilität und ist auf anderem Wege keine Abhilfe möglich, hilft nur die Übertragung einer klaren menschlichen Hornhaut. Die fremde Spenderhornhaut wird vom Patienten oft jahrzehntelang toleriert. Medikamente, die eine Abstoßung verhindern, müssen meist nur vorübergehend eingenommen werden.

Durch eine erfolgreiche Transplantation können betroffene Patienten das Sehvermögen wieder erlangen und damit wieder lesen, sich orientieren, ihrem Beruf nachgehen. Zu den häufigsten Krankheitsbildern, die im fortgeschrittenen Stadium eine Hornhauttransplantation erfordern, zählen Wölbungsanomalien der Hornhaut. Hier kommt es zu einer unregelmäßigen Verkrümmung der Hornhaut, so dass kein klares Bild mehr entstehen kann.

Trübungen der Hornhaut, die zum Verlust ihrer Durchsichtigkeit führen, können vielfältige Ursachen haben. Dazu zählen Narben nach Verletzungen, Infektionen, Geschwüre oder auch Ablagerungen bei bestimmten Stoffwechselstörungen. Eine Hornhauttransplantation ist nur selten ein akut notwendiger operativer Eingriff. In der Regel geht eine längere augenärztliche Behandlung, verbunden mit beratenden Gesprächen, voraus. Kann kein zufrieden stellendes Behandlungsergebnis erreicht werden, wird der Augenarzt die Hornhauttransplantation als Alternative erwähnen.

Hornhauttransplantat mit einer doppelten Naht fixiert

Bei der Hornhauttransplantation wird in der Regel nicht die gesamte Hornhaut übertragen, sondern nur der zentrale Teil. Mit Hilfe eines speziellen Instrumentes wird unter dem Operationsmikroskop ein kreisrundes Scheibchen aus der erkrankten Hornhaut herausgeschnitten. Ein exakt gleich großes Scheibchen wird aus dem Zentrum der Spenderhornhaut geschnitten und mit feinsten Nähten in die Öffnung des Empfängerauges eingenäht.

Professor Dr. med. Markus Kohlhaas, Chefarzt Klinik für Augenheilkunde im St. Johannes Hospital.
Professor Dr. med. Markus Kohlhaas, Chefarzt Klinik für Augenheilkunde im St. Johannes Hospital. Foto: Gerd Müller

Wenn der Augenverband zum ersten Mal entfernt wird, werden die Patienten Licht, Farben und Umrisse sehen können. Einzelheiten werden verschwommen und unscharf sein. Dies ist normal, nach einer Hornhauttransplantation kann es viele Wochen und Monate dauern, bis sich das Sehvermögen langsam bessert.

In vielen Fällen ist die postoperative Anwendung von Augentropfen und eventuell auch -salben über Monate, in seltenen Fällen auch Jahre oder gar lebenslang, notwendig. Das für die bestmögliche Sehschärfe notwendige Brillenglas wird nach der Operation oft ganz anders sein als zuvor, die Werte werden sich in aller Regel auch noch häufig ändern.

Die feinen Nylon-Nähte, mit denen das Transplantat eingenäht wurde, verbleiben meist 1 – 2 Jahre in der Hornhaut. Die neue Hornhaut wird im Laufe der Monate und Jahre solide mit einer feinen Narbe verheilen. Diese Narbe erreicht jedoch nie ganz die Festigkeit einer nicht operierten Hornhaut. Wie nach jeder Gewebe- oder Organtransplantation können in einigen Fällen noch nach Jahren, Komplikationen – wie z.B. eine Abstoßungsreaktion – auftreten.

Dabei handelt es sich um eine Abwehrreaktion des Organismus gegen das fremde Gewebe. Unbehandelt führt eine Abstoßungsreaktion zur Wiedereintrübung. Das Risiko einer Abstoßung ist in den ersten 1-3 Jahren am höchsten. Wenn sie früh genug erkannt werden, können Abstoßungsreaktionen meist allein durch Augentropfen gestoppt und das Transplantat klar erhalten werden.

Revolutioniertes Verfahren senkt Komplikationen

In den vergangenen 10 Jahren hat sich die Hornhauttransplantation geradezu  revolutioniert. Über Jahrzehnte wurde die komplette Hornhaut transplantiert, heute werden Mikrometer dicke Membranen an der Vorderseite oder auch Rückseite der Hornhaut entfernt und neue dünnste Schichten transplantiert.

Durch die neuartigen Verfahren sinkt das Infektionsrisiko, der Patient wird schneller gesund und erreicht schneller wieder eine zufriedenstellende Sehschärfe.  Die Hornhauttransplantation ist heute diejenige Gewebetransplantation, die sowohl am häufigsten durchgeführt wird, als auch die mit Abstand besten Erfolgsraten erzielt. Dies ist den bemerkenswerten Fortschritten der mikrochirurgischen Technik, der postoperativen medikamentösen Behandlung und vor allem den biologischen Eigenschaften der Hornhaut, die sie für die lmmunabwehr des Körpers weniger anfällig macht, zu verdanken.

Hornhauttransplantate stammen immer von verstorbenen Menschen. Durch sorgfältige Laboruntersuchungen wird sichergestellt, dass die Hornhaut funktionstüchtig und gesund ist, also keine Krankheiten auf den Spender übertragen werden können. Die Hornhauttransplantation gilt als Gewebespende und nicht als Organspende. Die Hornhautspende ist – wie jede Organ- oder Gewebespende – freiwillig und nie gegen den zu Lebzeiten erklärten Willen eines Menschen möglich. Die Spende einer Hornhaut nach dem Tode ist ein Geschenk für einen anderen Menschen, das fortlebt.

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