Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage für Herbst 2018 sagen eines: Nie war die Stimmung im Handwerk besser als jetzt. 94 Prozent der Betriebe bewerten ihre aktuelle Geschäftslage gut bis zufriedenstellend (Herbst 2017: 92 Prozent). 95 Prozent rechnen für die kommenden Monate mit einer weiter guten Entwicklung (Herbst 2017: 94 Prozent). Besonders erfreulich: Bei den Konjunkturindikatoren, z.B. Umsatz, Nachfrage oder Beschäftigtenzahl, gab es grundsätzlich für mehr Betriebe Verbesserungen als Verschlechterungen. Allerdings: Nur die Ausbildung von Fachkräften kann eine Nachfolge sichern. Eine Sonderumfrage zur Betriebsnachfolge ergab, dass fast jeder vierte Handwerksbetrieb im Kammerbezirk bis 2023 zur Übergabe ansteht.
Ein Zukunftsthema sind die Betriebsfortführungen im Handwerk
Bei 23,4 Prozent der Betriebe im Kammerbezirk ist eine Betriebsübergabe in den nächsten zwei bis fünf Jahren geplant. Bei sieben Prozent steht eine Betriebsschließung bevor. Damit werden sich mittelfristig über 30 Prozent der Handwerksbetriebe sehr stark unternehmerisch verändern. Bei elf Prozent der Betriebe wird das sogar schon bis 2020 stattfinden.
Auf die Frage, welche Probleme einer erfolgreichen Betriebsübernahme im Speziellen entgegenstünden, antworteten insgesamt 249 Unternehmen. Maurer- und Betonbauermeister Matthias Hartwig kennt als Inhaber des Günther Nolte Baugeschäfts (Herne) und Obermeister der lokalen Baugewerbeinnung die Nachfolge-Problematik aus eigener Erfahrung.
„Seit Jahren suche ich nach einem geeigneten Nachfolger – damit kann ein Unternehmer gar nicht früh genug beginnen“, sagt Hartwig. Nicht nur die Auswahl des richtigen Übergabemodells und die Findung eines geeigneten Nachfolgers kosten viel Zeit. Auch die Übergangsphase, bis Mitarbeiter und Kunden Vertrauen in die neue Unternehmensführung gefasst haben, muss berücksichtigt werden. Gerade dann, wenn es sich um ein Traditionsunternehmen wie das unsere handelt.“
Die Zukunftssicherung von Handwerksbetrieben ist ein vielschichtiges Thema
„Rechtzeitiger Kontakt zu allen wichtigen Stellen ist wichtig“, betont Hartwig, zu dessen Betrieb (in vierter Generation, spezialisiert auf Umbau, Sanierung, Reparaturen sowie Spezialbau) mehr als 20 Mitarbeiter gehören. Handwerkskammern und Kreishandwerkerschaften böten Unterstützungen unterschiedlichster Art an. Betriebsbörsen können hier sehr hilfreich im Findungsprozess sein, wie die vor kurzen stattgefundene „Die Initiale“.
Die Übernahme eines Handwerkbetriebes gleicht einer Existenzgründung durch den Übernahmekandiaten, sollte kein Familienmitglied den Betrieb erben oder übernehmen wollen. Dieser sollte frühzeitig durch den bisherigen Eigentümer eingebunden und für die Kunden und Mitarbeiter aufgebaut werden. Die finanziellen Aspekte einer Übernahme können vielfältig sein. Hier reicht das Spektrum von eigen-, familien- oder kreditfinanzierten (KfW, NRW Bank – über die Hausbanken) „Auskäufen“ der bisherigen Eigentümer über Vermietungen des Betriebes bis hin zu Leibrenten für den Eigentümer.
Ergänzend dazu sollte der Kontakt zu einem Steuerberater und erfahrenen Juristen gesucht werden, so der Unternehmer aus Herne. „Aufgabe darf nur der letzte Ausweg sein“, unterstreicht Hartwig und appelliert gleichzeitig an seine Kollegen, Fachkräfte für die Zukunft auszubilden, damit genügend Nachfolger zur Verfügung stehen.
Das finden von geeignete Auszubildenden für das Handwerk wird schwieriger
Der Fortbestand des Handwerkes hängt aber nicht nur von einer Weiterführung durch den neuen EigentümerIn, sondern auch von nachrückenden Auszubildenden, den zukünftigen potentiellen MeisterInnen ab.
Hier liegt ein wenig die Krux: Es gibt aktuell leider nicht genügend BewerberInnen für Ausbildungsberufe im Handwerk, was zum Teil am demographischen Wandel liegt. Einen geringen Ausgleich stellen die Bewerbungen von MigrantInnen dar.
Aber auch an den Ausbildungs-BewerberInnen selber, weil sie sich den Handwerksberuf anders vorstellen, lieber in Büros arbeiten wollen, oder aber, weil ihnen die nötigen Voraussetzungen fehlen. Zum Einen hapert es bei einigen an der Fähigkeit, zum Beispiel eine Berechnung einer Fläche zu erstellen. Hier könnten die Schulen, nach Aussage der Handwerkskammer, mehr machen. Zum Anderen bei bestimmten Handwerksbetrieben an den Arbeitszeiten.
Die Arbeitszeiten, so zeigen die Nordstadtblogger Recherchen, sind für einige Milenials (geborene zwischen 2000 und 2010) nicht „kompatibel“ mit ihrem aneigneten „Social Media Lifestyle“. Zum Teil wird dieses durch bestimmte TV Formate unterstützt, die „leichtes“ Leben suggerieren, in dem sie „Super Model“ oder ähnliches werden könnten.
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