Ehrung überschattet: Cityring-Chef und OB gerieten verbal aneinander

Horst Hanke-Lindemann erhält City-Ring 2025 für sein Engagement für die freie Kulturszene

Freuen sich über die Auszeichnung v.l.n.r.: OB Thomas Westphal, der City-Ring-Preisträger Horst Hanke-Lindemann mit seiner Frau Barbara Lindemann, und der Vorstandsvorsitzende des Cityrings Dortmund, Tobias Heitmann. Foto: Jan Heinze

Ein strahlender Tag für die freie Kulturszene Dortmunds: Horst Hanke-Lindemann, Gründer des Theaters Fletch Bizzel, „Vater“ des Geierabends, Initiator der Theaternacht sowie des Kleinkunst-Festivals „RuhrHOCHdeutsch“, wurde feierlich mit dem City-Ring 2025 geehrt. Mit dieser Auszeichnung würdigt der Cityring Dortmund sein jahrzehntelanges Engagement für die kulturelle Vielfalt und Teilhabe in der Stadt. Überschattet wurde die Verleihung durch einen Eklat.

Politischen Streit auf offener Bühne ausgetragen

Wie im Vorjahr auch holte Tobias Heitmann als Gastgeber und Vorsitzender des Cityrings vor der eigentlichen Würdigung zu einem allgemeinpolitischen Rundumschlag aus und ging auch den zweiten Laudator  – Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD) – an.

Tobias Heitmann, Vorstandsvorsitzender des Cityrings, holt zu einem politischen Rundumschlag aus. Foto: Stephan Schütze

So forderte er u.a. den SPD-Politiker auf, statt  neue Stellen zu schaffen, diese eher abzubauen und auch beim Bürokratieabbau aktiv zu werden. Zudem war er dem SPD-Politiker und anderen politischen Akteur:innen Realitätsferne vor, weil sie Themen wie den Drogenkonsumraum aus seiner Sicht ideologisch thematisierten.

Westphal lies dies allerdings nicht unkommentiert:  Er kritisierte in seiner Rede das Vorgehen des Gastgebers als „unangemessen“ – denn dieser sei erst nach 42 Minuten überhaupt auf den Preisträger eingegangen.

Zudem warf Westphal Heitmann Besserwisserei vor. Doch das sei er ja bereits vom Vorsitzenden des Cityrings gewohnt. Durch diesen Disput trat die eigentliche Ehrung fast schon in den Hintergrund – aber nur fast. Und beim anschließenden Pressefoto setzten alle Seiten wieder professionell stratehende Minen auf.

Der City-Ring krönt eine beeindruckende Karriere

„Horst Hanke-Lindemanns Arbeit hat die Dortmunder Theaterszene nachhaltig geprägt“, betonte Tobias Heitmann, Vorsitzender des Cityrings, in seiner Laudatio. „Sein unermüdlicher Einsatz, Kulturprojekte für alle Bevölkerungsgruppen zugänglich zu machen, sowie seine innovative Kraft, kulturelle Veranstaltungen an ungewöhnlichen Orten zu etablieren, verdienen höchsten Respekt und Anerkennung.“

Somit krönt der City-Rings eine beeindruckende Karriere, die Hanke-Lindemann in den vergangenen Jahrzehnten zu einer der prägenden Figuren der freien Kulturszene gemacht hat. Seit den 1980er-Jahren ist der in Westerfilde geborene Theatermacher ein zentraler Akteur in Dortmunds Kulturleben.

Oberbürgermeister Thomas Westphal Foto: Stephan Schütze

Mit dem Fletch Bizzel schuf er einen kreativen Ort für Theater, Kabarett und Weiterbildung. Darüber hinaus verwandelte er Industriebrachen wie Hochöfen, den Phoenix-See oder das Dortmunder „U“ in beeindruckende Bühnen für Kunst und Kultur.

Nach dem Grußwort von Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal, der ebenfalls die zahlreichen kulturellen Verdienste hervorhob, zeigte sich der frischgebackene Preisträger in seiner Dankesrede bewegt: „Diese Auszeichnung ist für mich eine besondere Ehre. Theater und Kultur waren für mich stets Orte der Begegnung, des Austauschs und der Inspiration. Diese Arbeit war jedoch nie eine Einzelleistung. Mein Dank gilt all denjenigen, die mich auf diesem Weg begleitet und unterstützt haben – den Künstlerinnen und Künstlern, den Organisationsteams, Förderern, meiner Familie und natürlich dem Publikum.“

Ein Zufall ebnete die Leidenschaft für das Theater 

Die Entscheidung, Theater zu seiner Lebensaufgabe zu machen, traf Hanke-Lindemann einst aus einem ganz persönlichen Anlass: „1981 hatte ich Liebeskummer, und eine Freundin fragte mich, ob ich nicht Theater machen wolle. Eigentlich sollte ich nur die Technik übernehmen, doch bald stand ich selbst auf der Bühne – und das war der Beginn einer Leidenschaft, die bis heute anhält.“

Horst Hanke-Lindemann bei der feierlichen Veranstaltung zur Vergabe des City-Rings. Foto: Stephan Schütze

Nach der Gründung des Fletch Bizzel 1985 erweiterte er das Haus um eine Galerie und eine Kulturwerkstatt, die bis heute als Weiterbildungsstätte für Theater, Tanz, Gesang und Persönlichkeitsentwicklung dient. 1992 entstand hier auch der „Geierabend“, ein alternatives Karnevalsprogramm, das weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist.

Mit Projekten wie der Theaternacht und dem Kabarett-Festival RuhrHOCHdeutsch setzte Hanke-Lindemann weitere Meilensteine. Selbst in schwierigen Zeiten wie der Pandemie bewies er mit kreativen Hygienekonzepten, dass Kultur nicht stillstehen muss.

Obwohl er sich bereits 2021 aus der Geschäftsführung des Fletch Bizzel und 2023 aus der Leitung von RuhrHOCHdeutsch zurückgezogen hat, bleibt Horst Hanke-Lindemann der freien Kulturszene Dortmunds eng verbunden. Mit der Verleihung des City-Rings 2025 erfährt sein Lebenswerk nun die verdiente Würdigung.

Der City-Ring wird seit 1976 an eine um Dortmund verdiente Persönlichkeit verliehen

Der Cityring Dortmund Initiativkreis attraktive Innenstadt e.V. ist ein Zusammenschluss von Dortmunder Kaufleuten. Er setzt sich für die Interessen des Einzelhandelsstandortes und Oberzentrums Dortmund ein. 

Zur Verleihung kamen Gäste aus Politik, Kultur, Handel und Gesellschaft. Foto: Stephan Schütze

Das Netzwerk vertritt die Interessen der Dortmunder Gewerbetreibenden bei der Stadt und allen wichtigen Institutionen. Der Cityring arbeitet intensiv daran, die guten Seiten weiter auszubauen und die vorhandenen Mängel abzustellen, zum Wohle aller Gäste und Einwohner der Stadt.

Seit 1976 verleiht die Initiative einmal im Jahr den „City-Ring“ an eine um Dortmund verdiente Persönlichkeit. 

Darüber hinaus plant, organisiert und finanziert die City Marketing Gesellschaft (CMG) – eine gemeinsame Tochter von Cityring und Stadt – Stadtfeste wie den „Hansemarkt“, die „Cityring-Konzerte“, „Do-City bewegt sich“ sowie die Weihnachtsbeleuchtung in der Innenstadt.

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