Historischer Städteatlas erschienen: Eine Sammlung für stadtgeschichtlich interessierte Menschen in Dortmund

Stellten den neuen Städteatlas vor: Dr. Daniel Stracke, Autor, Prof. Dr. Werner Freitag, Vorstand, Dr. Stefan Mühlhofer, Direktor Stadtarchiv, OB Ullrich Sierau, Klaus Steenweg, Sparkasse. Fotos: Joachim vom Brocke
Stellten den neuen Städteatlas vor: Dr. Daniel Stracke, Autor, Prof. Dr. Werner Freitag, Dr. Stefan Mühlhofer, OB Ullrich Sierau und Klaus Steenweg. Fotos: Joachim vom Brocke

Von Joachim vom Brocke

Ein dicker Schuber für stadtgeschichtlich Interessierte ist erschienen: der Historische Städteatlas Dortmund. In der Sammlung enthalten ist ein 52-seitiges Textheft sowie 18 großformatige Tafeln mit historischen Stadtansichten, Landkarten und Stadtplänen des 15. bis 21. Jahrhunderts sowie thematische Karten einschließlich Kommentartexten.

Europaweit sind über 520 Städteatlanten erschienen

Der neue Städteatlas wird am Dienstag, 14. Februar, um 19.30 Uhr in der Reinoldikirche vorgestellt und kann an diesem Abend auch für 39,90 Euro gekauft werden. Das Werk ist entstanden in Kooperation zwischen dem Institut für vergleichende Stadtgeschichte (IStG) in Münster, das die Reihe herausgibt, dem Stadtarchiv Dortmund, unterstützt von der Stadtarchäologie und dem Vermessungsamt.

Die Aufnahme in den Deutschen Historischen Städteatlas stellt Dortmund in den Kontext eines internationalen Forschungsvorhabens, das im einmalig im historisch-geographischen Bereich ist. Diesem Netzwerk, das sich von Island bis Italien und Irland bis Rumänien erstreckt, gehören 20 nationale und drei regionale Teilprojekte an, die sich auf gemeinsame Richtlinien verständigt haben.

So entsteht ein Bild des europäischen Städtewesens in seiner Gesamtheit, das typische Entwicklungen, regionale Ausprägungen und überregionale Verbindungslinien zeigt. Mit Dortmund – mittelalterliche Königspfalz, einzige westfälische Reichsstadt und industrielle Großstadt – wird dieses Bild um wichtige Aspekte bereichert. Mittlerweile sind europaweit über 520 Städteatlanten erschienen.

Autorenteam geht auf Werden und Wachsen von Dortmund ein

Der Historische Städteatlas von Dortmund wird am Dienstag, 14. Februar, um 19.30 Uhr in der Reinoldikirche vorgestellt.
Der Historische Städteatlas von Dortmund wird am Dienstag, 14. Februar, um 19.30 Uhr in der
Reinoldikirche vorgestellt.

Autoren sind die renommierten Kenner der Dortmunder Stadtgeschichte Prof. Dr. Thomas Schilp und Dr. Stefan Mühlhofer sowie Dr. Daniel Stracke vom Institut für vergleichende Stadtgeschichte.

Von der Stadtsparkasse gab es einen Zuschuss für die Druckkosten. Das Autorenteam geht beim neuen Städteatlas sowohl auf das Werden und Wachsen der Stadt ein und auf die Faktoren und Akteure, die darauf Einfluss nehmen.

Auch die wirtschafts- und sozialgeschichtliche Dimension des Stadtraumes wird thematisiert, ebenso die Umstände, die das Leben in Dortmund zu unterschiedlichen Zeiten prägte.

Stadtgeschichtlicher Stand der Forschung

Der Städteatlas stellt den stadtgeschichtlichen Stand der Forschung dar. Er bündelt und hinterfragt die bisherigen Forschungsergebnisse und kommt dabei zu neuen Erkenntnissen und Interpretationen zu bekannten Fragen.

Themen sind unter anderem die Lage der im 10. Jahrhundert erstmals erwähnten Dortmunder Burg, die Lokalisierung der mittelalterlichen Königspfalz, die Dortmunder Aktivitäten zur Zeit der Hanse und die enge Verzahnung der Stadt- und Wirtschaftsgeschichte im Industriezeitalter, als sich die Konjunkturen der Montanindustrie unmittelbar in den Lebensverhältnissen der Bewohner spiegelten.

Herzstück sind zwei neu gezeichnete Grundrisspläne

Das Herz des Dortmund-Atlas bilden zwei neu gezeichnete parzellengenaue Pläne, die den Stadtgrundriss in der ersten bzw. der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeigen, und ein detaillierter Innenstadtplan von 2016. Sie wurden von den Geoinformatikerinnen und -informatikern des IStG in mühevoller Kleinarbeit anhand von historischen Katasterplänen und aktuellen Geodaten eigens hergestellt.

Zum Material gehören weiterhin:

– der Vogelschauplan des Dietmar Mulher (1610) und der Brandhoff’sche Stadtbauplan (1857/58), die in großem Format und in hervorragender Qualität abgedruckt werden.

– die bedeutende Überlieferung von Stadtansichten auf spätmittelalterlichen Altarbildern in der Propsteikirche sowie ihre Fortführung in der frühneuzeitlichen und neuzeitlichen Druckgraphik,

– ein historisches und ein modernes Luftbild sowie

– Karten aus der Preußischen Topographischen Landesaufnahme seit der ersten Vermessung. Während die übrigen Materialien historische Schlaglichter auf die Innenstadt werfen, zeigen die Karten aus der topographischen Landesaufnahme das Dortmunder Umland 11839/40, 1892, 1927/35 und 2016.

Darstellung aus der Zeit des Nationalsozialismus

Mehrere der im Städteatlas enthaltenen großformatigen Tafeln erwuchsen dabei direkt aus den Grundlagen, die in der intensiven Projektforschung des Dortmunder Stadtarchivs gelegt wurden.

Dazu gehören die Darstellung der Zeit des Nationalsozialismus mit der Verortung von NS-Einrichtungen, Zwangsarbeiterlagern, Bunkern ebenso wie die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg. Aus unzähligen Einzelfakten entstanden dichte Raumbilder, die Zusammenhänge erschließen und neue Forschungsfragen aufwerfen werden.

Mehr Informationen:

  • Stefan Mühlhofer, Thomas Schilp & Daniel Stracke: Dortmund – Deutscher Historischer Städteatlas Nr. 5, herausgegeben von Peter Johanek, Jürgen Lafrenz & Thomas Tippach am Institut für vergleichende Städtegeschichte, Münster (Ardey-Verlag) 2017. ISBN-Nr. 978-3-87023-277-1. Preis: 39,90 Euro. Zu haben in jeder guten Buchhandlung.
  • Aufbauend auf einer Auswahl der für den gedruckten Atlas angefertigten Karten entstehen im Institut zurzeit zusätzlich interaktive Onlinemodule, die unter www.stadtgeschichte.de veröffentlicht werden.
  • Nächste Stadt, die historisch aufgearbeitet werden soll, ist Mühlhausen in Thüringen. 

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