Inzwischen wissen sicher fast alle Lanstroper, dass Haus Wenge ein Kulturzentrum werden wird. Neben den Sanierungsarbeiten, die die Stadt Dortmund gerade an der baulichen Substanz vornimmt, hat das Stadtbezirksmarketing Dortmund e.V. in Kooperation mit der Kulturpädagogin Manuela Wenz an Stellen gewirkt, die – zumindest auf den ersten Blick – unsichtbar sind: Es geht um altes Wissen, Geschichten und Erfahrungen, die sich um Haus Wenge drehen. Im Mittelpunkt steht die Zeit, als Haus Wenge noch ein adliger Gutshof inmitten eines bäuerlichen Dorfes war. Dabei geht es vor allem um die Jahre 1930 und 1960.
Vier der Zeitzeug*innen wurden auf dem Gutshof Haus Wenge geboren
Dazu erscheint jetzt – deutlich sichtbar – ein fast 90-seitiges quadratisches Buch, dass die erzählten Geschichten und Erlebnisse von elf Lanstroper Zeitzeugen und Zeitzeuginnen dokumentiert. Liebevoll gestaltet und illustriert wurde es von der Grafikerin Astrid Halfmann. ___STEADY_PAYWALL___
Die Zeitzeug*innen sind heute sind zwischen 68 und 87 Jahren und haben in und um Haus Wenge ihre Kindheit und Jugend verbracht. Vier von ihnen sind auf Haus Wenge geboren und haben dort mit ihren Familien gelebt:
Franz und Bernhard Wethmar sind die Söhne der damals auf Haus Wenge lebenden Gutsverwalter-Familie, Rita Klotzbach und Gisela Sturm haben im damaligen Nebengebäude mit ihrer Familie gelebt. Ihr Vater war der Melker Heinrich Schulz, der alle (25-30!) Kühe des Hofes noch mit der Hand gemolken hat.
Menschen wie du und ich: Alltagsgeschichten mitten aus dem Leben
Die Zeitzeug*innen Ilse und Georg Ludmann, Doris Eul, Doris Wulle, Ursula Wieters, Magreth Zyche und Gerlinde Stöve haben im Dorf „drumrum“ gelebt und in vielen Gesprächen Einblicke in ihre Erinnerungen an diese prägende Zeit rund um den zweiten Weltkrieg gewährt. Dabei geht es Manuela Wenz weniger um einen umfassenden geschichtlichen Abriss dieser Zeit.
Vielmehr sollten die (Alltags-)Erlebnisse der Menschen wie du und ich die Hauptrolle spielen. Menschen, die auf der Wenge und in Lanstrop (oft hart) gearbeitet, gelebt, gespielt und gelacht haben. „Mein Anliegen war und ist noch immer, dass die Geschichte dieses historisch bedeutsamen Denkmals greifbar wird. Für alte und junge Besucher und Besucherinnen des Hauses. Denn so funktioniert lebendige Tradition!“, sagt die Autorin Manuela Wenz.
Bei der Übergabe des Buches an die Zeitzeug*innen macht Marion Hardt, Verwaltungsstellen-Leiterin und Geschäftsführerin des Stadtmarketings Dortmund-Scharnhorst deutlich: „Haus Wenge ist für den ganzen Stadtbezirk Scharnhorst, ja für ganz Dortmund ein Schatz, den es zu heben gilt. Wir haben dieses Buch zu Haus Wenge finanziert und unterstützt, weil uns gefallen hat, dass die Menschen aus Lanstrop selbst zu Wort kommen.“
Lebendige Tradition: Es geht darum die Geschichte des Denkmals greifbar zu machen
Zu Wort kommen die Zeitzeugen und Zeitzeuginnen in acht Kapiteln, die durch zahlreiche Fotos und Zeichnungen illustriert werden. Neben Erinnerungen, die an ganz konkrete Orte und Stellen geknüpft sind, geht es neben dem Alltag auch um Festtage sowie um Selbstversorgung und Nachhaltigkeit. Ein Kapitel widmet sich dem Aufwachsen nach dem Krieg, ein anderes den vielen Veränderungen und Umbrüchen von Haus Wenge und Lanstrop seit den 50er Jahren.
Das Buch ist an folgenden Stellen im Stadtbezirk zum Preis von 15 Euro erhältlich:
- Michael Apotheke, Färberstr. 23 in Lanstrop
- Gemeinde St Michael, Michaelstr. 2 in Lanstrop
- Bibliothek Scharnhorst, Mackenrothweg 15 in Scharnhorst-Ost
- Volksbank Scharnhorst, Mackenrothweg 6 in Scharnhorst-Ost
- Verwaltungsstelle Scharnhorst, Gleiwtzstr. 277 in Scharnhorst-Ost
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„nordwärts“-Projekt Haus Wenge: Digitale Beteiligung wird erprobt (PM)
„nordwärts“-Projekt Haus Wenge: Digitale Beteiligung wird erprobt
Jetzt erst Recht: Auch wenn der Workshop zur Findung einer Trägerkonstruktion für den ehemaligen Adelssitz „Haus Wenge“ am 26. Oktober 2020 aufgrund der aktuellen COVID-19 Situation nicht stattfinden kann, lassen sich die Beteiligten nicht entmutigen. Die Koordinierungsstelle „nordwärts“ möchte gemeinsam mit ihrem Kuratoriumsvorstand und allen Haus-Wenge-Interessierten neue Möglichkeiten der Bürger*innen-Beteiligung erproben.
Alle Bürger*innen, insbesondere auch die Vertreter*innen aus den Lanstroper Vereinen, sind eingeladen, an einem der drei folgenden Mitwirkungsangebote teilzunehmen:
1. Möglichkeit: Sie nehmen an einer Videokonferenz teil (26.10.2020 von 16 – 19 Uhr)
„nordwärts“ lässt Ihnen gerne Zugangsdaten sowie eine kurze Anleitung zu einer Videokonferenz zukommen. Sie benötigen dafür einen PC oder einen Laptop, am besten mit einer Kamera und einen Internetzugang. Bei Fragen hilft „nordwärts“ gerne telefonisch weiter.
2. Möglichkeit: Sie nehmen an einer Telefonkonferenz teil (29.10.2020)
Alternativ erhalten Sie von „nordwärts“ Einwahldaten sowie eine kurze Anleitung zu einer Telefonkonferenz. Sie benötigen dafür ein Telefon oder ein Smartphone. Auftretende Fragen werden Ihnen auch bei dieser Möglichkeit beantwortet. Anhand ihrer Rückmeldung werden Kleingruppen gebildet und entsprechende Zeitfenster zur Verfügung gestellt.
3. Möglichkeit: Sie führen persönliche Gespräche (02.11.2020)
Zur Findung einer Trägerkonstruktion können Sie persönliche Gespräche, bilateral oder in einer kleinen Gruppe (maximal zu fünft) mit der Koordinierungsstelle „nordwärts“ führen.
ANMELDUNG
Melden Sie sich gerne per E-Mail bei nordwaerts@dortmund.de oder telefonisch unter 0231/50-10039, wenn Sie Interesse haben, am Projekt Haus Wenge mitzuwirken.
Zum Hintergrund
„Haus Wenge“ in Dortmund-Lanstrop ist ein mittelalterlicher Rittersitz aus dem 13. Jahrhundert. Das zweigeschossige Herrenhaus mit dem Staffelgiebel in Backstein und den Steinkreuzfenstern ist das einzige im Raum Dortmund erhaltene Adelshaus mit gotischen Formen.
„Haus Wenge“ steht aktuell leer und wird durch die Firma Grünbau gGmbH renoviert. Die Grünbau gGmbH ist ein Jugendhilfeträger und vermittelt Langzeitarbeitslose in Arbeit. Sie bereitet so Jugendliche auf den Übergang von der Schule in den Beruf vor.
„Haus Wenge“ soll zukünftig für die Bürger*innen geöffnet und von ihnen selbst verwaltet werden. Die Koordinierungsstelle “nordwärts“ arbeitet gemeinsam mit dem “nordwärts“-Kuratorium sowie interessierten Vereinen aus Lanstrop an der Schaffung einer Trägerorganisation sowie an einem nachhaltigen Nutzungs- und Finanzierungskonzept.