Scharfe Kritik an fehlender Umsetzung durch die Verwaltung

Halbzeit: Projektpartnerschaft von Grünen und CDU feiert sich für 200 „abgehakte“ Themen

Mit 230 Punkten war die Projektpartnerschaft von Grünen und CDU nach der Wahl gestartet. Für die zweite Hälfte sind 33 Punkte auf der Agenda. Diese stellten Jenny Brunner, Christoph Neumann, Ingrid Reuter, Jendrick Suck und Uwe Waßmann vor.
Mit 230 Punkten war die Projektpartnerschaft von Grünen und CDU nach der Wahl gestartet. Für die zweite Hälfte sind 33 Punkte auf der Agenda. Diese stellten Jenny Brunner, Christoph Neumann, Ingrid Reuter, Jendrick Suck und Uwe Waßmann vor. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Die Vertreter der CDU-Fraktion kamen zwar zu ihrer eigenen Pressekonferenz mit den Grünen zu spät, aber ein Zeichen der Unzufriedenheit mit ihrem Projektpartner sollte das nicht sein: Die Fraktionen von Grünen und CDU zogen eine sehr zufriedene Halbzeitbilanz ihrer Zusammenarbeit. Bei mehr als 200 Punkten ihrer verabredeten Themen habe man „einen Haken dran“, betont Grünen-Fraktionssprecherin Ingrid Reuter. „Aber wir haben noch Potenziale“, ergänzt CDU-Planungssprecher Uwe Waßmann. Ein Ergebnis der grün-schwarzen Zusammenarbeit im Rat: „Wir konnten zu anderen Mehrheiten kommen und anderen Beschlüssen.“

Ziel: Das „Primat der Politik herstellen, um die Kultur zu verändern“

„Bis zur nächsten Kommunalwahl wollen wir weitere Punkte in Angriff nehmen. Die Zusammenarbeit ist sehr erfolgreich. Man kann es gut an Haushaltsanträgen sehen – alle unsere Anträge haben eine Mehrheit gefunden“, so Reuter. „Das zeigt auch, dass es der Projektpartnerschaft gelungen ist, die anderen demokratischen Fraktionen mitzunehmen, so dass wir – selbst wenn wir keine eigene Mehrheit haben – eine Mehrheit bekommen konnten.“ ___STEADY_PAYWALL___

„In der politischen Kultur hat sich einiges geändert. Es ist sehr viel offener geworden, auch was das gemeinsame Bestreben angeht, das Beste für die Stadt zu finden. Das hat uns bestärkt, die Projektpartnerschaft weiterzuführen und neue Akzente zu setzen.“

Es sei darum gegangen, das „Primat der Politik herzustellen, um die Kultur zu verändern“, erläutert Waßmann. „Wir werden weiter bohren und diese Projektpartnerschaft ist sehr wertvoll gewesen, um andere einzuladen, diesen Umbruch zu schaffen.“

Einen Seitenhieb setzte er gegen die SPD. Sie ist zwar die größte Fraktion und stellt auch den Oberbürgermeister, hat aber keine eigene Gestaltungsmehrheit mehr. „Die eine große Fraktion tut sich schwer mit ihrem Rollenverständnis. Wir sehen uns als Treiber und Impulsgeber im politischen Bereich – aufeinander zuzugehen, wo wir früher gefremdelt und uns in Schützengräben eingegraben haben“, so Waßmann – bereute aber gleich die Wortwahl: „Das ist vielleicht zu kriegerisch formuliert und lassen wir weg.“

Brandmauer zur AfD: „Keine Mehrheiten um jeden Preis“

Beide Fraktionen machten allerdings deutlich, dass sie auch weiterhin eigene Themen verfolgen werden. „Da hat jede Fraktion eigene Punkte. Wir sind keine Koalition, sondern eine Projektpartnerschaft“, so Reuter.

„Weiterhin gilt auch: Wir haben mit der Partnerschaft keine eigene Mehrheit. Beschaffen sie aber nicht um jeden Preis. Eine Mehrheit mit der AfD wird es nicht geben“, betont Grünen-Fraktionssprecher Dr. Christoph Neumann. „Wenn sie sich unseren Themen anschließt, egal. Aber wenn alle anderen Fraktionen dagegen sind, werden wir ein Thema nicht um jeden Preis durchdrücken. Wir werden die Brandmauer zur AfD aufrecht halten.“ 

Hier gibt es auch keinen Dissens mit der CDU-Fraktion. Dr. Jendrick Suck hatte schon direkt nach dem ZDF-Sommerinterview mit Friedrich Merz, dessen Aussage, dass auf lokaler Ebene eine Zusammenarbeit mit der AfD möglich sein müsse, strikt abgelehnt.

Grün-Schwarze Kritik an fehlenden Umsetzungswillen der Verwaltung

Statt mit 230 Punkten nach der Wahl, von denen mehr als 200 umgesetzt bzw. angestoßen worden seien, haben sie für die zweite Halbzeit nun noch mal 33 Themen aufgeschrieben, die sie bis zur nächsten Wahl umsetzen oder zumindest beschließen lassen wollen.

Oberbürgermeister Thomas Westphal hat mit seiner SPD hat keine eigene Mehrheit im Rat. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Den entscheidenden Knackpunkt bzw. das größte Hemmnis sehen die Projektpartner:innen dabei in der Verwaltung: „Die Umsetzung der Anträge hängt stark vom Briefkopf der Anträge ab. Bei SPD-Anträgen geht das deutlich schneller“, kritisierte beispielsweise Grünen-Sprecher Neumann. 

In der Ratsarbeit gehe es um „Erkenntnis, Bekenntnis, Aktion und Kontrolle“ skizzierte CDU-Fraktionschef Suck. Drei von vier Dingen könnten die beiden Parteien. „Aber wir können Aktion nicht, das muss die Verwaltung machen. Doch der OB kommt nicht hinterher, Beschlüsse des Rates umzusetzen.“

Hier unterstellte er vor allem fehlenden Willen. Dass es für alles zu wenig Personal gebe, ließ Suck nicht gelten. Er kritisierte unter anderem die „Unfähigkeit zu priorisieren“:  „Die Demokratie leidet, wenn Beschlüsse nicht umgesetzt werden. Das trifft auf alle staatlichen Ebenen zu. Da sind wir als Stadt Dortmund in guter Gesellschaft. Aber das kann ja nicht der Anspruch sein“, so Suck. 

Auch Grünen-Sprecherin Reuter schlug in dieselbe Kerbe: „Bei der Verkehrspolitik ist das Hemmnis, dass es die Verwaltung gibt. Dennoch würden sie die „Monstranz des Primats der Politik“ weiter vor sich hertragen: „Wir gehen mit einem gewissem Enthusiasmus in die nächste Zeit.“

Anm.d.Red.: Wir gehen hier nicht auf die einzelnen Themen des Konzeptpapiers ein. Die 33 Punkte gibt es hier als PDF zum Download: PP_Papier 2.0

Reader Comments

  1. Thomas

    Und das glauben sie wohl wirklich, oder?
    Schlussendlich formuliert man dann wünsche und Ziele. Wenn es um die Maßnahmen geht, wie man die erreichen kann, ist meist die CDU beim „Nein“.

    Das sich die Grünen fur diese PR der CDU hergeben, enttäuscht mich.

  2. Hermann Schultenkämper

    Bei der Halbzeitbilanz der grün-schwarzen Projektpartnerschaft im Rat gibt es nicht wirklich etwas zu feiern.

    Gegründet wurde das Bündnis während der letzten Kommunalwahl zur Unterstützung des CDU OB-Kandidaten in der Stichwahl zum Oberbürgermeister. Die OB-Kandidatin der Grünen war zuvor schon ausgeschieden. Das Ergebnis: der CDU-Kandidat wurde nicht gewählt, die CDU ist nur noch drittstärkste Kraft im Rat, die Projektpartnerschaft hat keine eigene Mehrheit.

    Erstaunlich ist, dass die Projektpartnerschaft nach diesem Wahlergebnis weiter Bestand hat. Die CDU hatte als die große Wahlverliererin (nur noch drittstärkste Kraft in Dortmund) natürlich Interesse daran, bei den Grünen unter zu schlüpfen, um nicht in der politischen Bedeutungslosigkeit zu versinken. Die Grünen haben ihr Obdach gewährt. Herausgekommen sind mehr als 200, vor allem grüne Projektideen, die größtenteils von den Fraktionen der SPD und Linke plus geteilt wurden und so ihre Mehrheit im Rat fanden. Da hätten die Grünen doch gleich mit diesen Fraktionen Projektpartnerschaften eingehen können, was sie ja auch bei der Besetzung der Führungspositionen in den städtischen Beteiligungsunternehmen mit der SPD getan haben.

    Die schwarz-grüne Landesregierung in NRW hat den Neubau der Fachhochschule, Smart Rhino, platzen lassen. Das ist ein großer Rückschlag für die Dortmunder Stadtentwicklung. Grüne und CDU in Dortmund haben es nicht vermocht oder gewollt(?), die Landesregierung zum Umdenken zu bewegen, obwohl sogar die zuständige Ministerin stellvertretende Vorsitzende der CDU Dortmund ist. Offensichtlich hat die Dortmunder grün-schwarze Projektpartnerschaft keine Ausstrahlungskraft auf Landesebene.

    Schade!! Aus meiner Sicht ist die grün-schwarze Halbzeitbilanz nicht besonders positiv.

    Hermann Schultenkämper

  3. Oki Leucht

    Grün gewinnt und die CDU sekundiert. Brav, beliebig und in völliger Harmlosigkeit erstarrt, betrügt sich die CDU-Fraktion mit der Illusion einer Gestaltungsperspektive. So kann man dort immerhin behaupten dabei gewesen zu sein, bei der Umsetzung herzensgrüner Projekte. Für den einen oder die andere springt dabei vielleicht noch ein Pöstchen heraus. Auf die eigenen Wähler sollten sie allerdings nicht mehr hoffen, denn die bleiben beim nächsten Mal einfach zu Hause, bestenfalls.

  4. Norbert

    Was unterscheidet die politischen Positionen von CDU, SPD und Grüne in Dortmund noch?

    Gibt es Belege für die Bevorzugung der SPD durch die Verwaltung?

    Welchen Einfluss auf die verzögerte Erledigung haben Gaga-Anträge wie Radverkehrskonzepte für jeden Stadtteil?

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