Symbolischer Spatenstich in der Nordstadt: es war der erste Akt in einem Mammutprogramm, das in Dortmund über die nächsten zehn Jahre signifikant die Bildungsinfrastruktur verbessern soll. Es ist gleichsam eine strategische Investition in die Zukunft, indem das Know-how von morgen und (hoffentlich auch) ein begleitender kritischer Geist praktischerweise gleich in der Stadt selbst gebildet werden. Schlappe 1,1 Milliarden Euro sind dafür vorgesehen, jungen Menschen die Gelegenheit zu bieten, soweit wie möglich, unabhängig von ihrer Herkunft zu mündigen Bürger*innen zu werden. Begonnen hat das ehrgeizige Vorhaben nun mit dem Neubau der Lessing-Grundschule am Sunderweg.
Ein Grundgedanke des Schulbauprogramms: Teurer als Bildung ist nur – keine Bildung
„Was ist teurer als Bildung?“, zitiert Ullrich Sierau während der kleinen Feierlichkeit anlässlich des ersten Spatenstiches zur neuen Lessing-Grundschule im Hafenquartier den damaligen US-amerikanischen Präsidenten J.F. Kennedy. Die Antwort auf die rhetorische Frage hätte dieser natürlich selbst parat gehabt: „Keine Bildung“. ___STEADY_PAYWALL___
„Wir müssen in Bildung investieren, weil uns das sonst teurer zu stehen kommt“, lautet die naheliegende Schlussfolgerung des OB. So in etwa dürften auch die Grundüberlegungen in der Dortmunder Stadtspitze ausgesehen haben, als sie ihr ambitioniertes Schulbauprogramm auf den Weg brachte, für das es aus dem Rat im letzten Dezember grünes Licht gab.
Die neue dreigeschossige wie 3-zügige, d.h. drei Parallelklassen eines Jahrgangs umfassende Lessing-Grundschule wird zwischen Clemens-Veltum-Straße, Speestraße, Sunderweg, Landwehr- und Fichtestraße errichtet werden – unweit von der gleichnamigen Vorgängerschule in der Gneisenaustraße und ebenso wie sie in direkter Nähe zum Hafen. Die Baukosten betragen knapp 24 Millionen Euro, die Eröffnung ist für das Frühjahr 2023 vorgesehen.
Eigentliches Großprojekt der Stadt, das aus Haushalt heraus finanziert wird: die Bildungsinfrastruktur
Für Ullrich Sierau ist klar: „Für uns ist das eine Investition in die Zukunft“, was da in den nächsten Jahren passieren soll und nun mit der Nordstadtpenne anhebt. An 100 Schulstandorten werden in den kommenden zehn Jahren bei 174 Maßnahmen satte 1,1 Milliarden Euro investiert werden, so der Plan. – Damit dürfte es sich um eines jener Großprojekte handeln, welche nicht immer – Stichwort etwa: Wahlkampf – bei allen im politischen Dortmund gleichermaßen gut ankommen.
Was Sierau in diesem Zusammenhang festgehalten wissen will: Einige der früher an solchen Diskussionen Beteiligten hätten nicht gewusst oder nicht erwähnt, „dass das alles Projekte sind, die kaum aus dem Dortmunder Haushalt heraus finanziert wurden“.
Doch es gäbe eine Ausnahme: „Das eigentliche Großprojekt dieser Stadt, das aus dem Haushalt heraus finanziert wird, ist die schulische, ist die Bildungsinfrastruktur.“ Dafür stünde dieses Nordstadtprojekt und andere, wie etwa die dortigen Berufskollegs. Es geht um Neubauten, Gebäudeerweiterungen, Ertüchtigungen. Hinzuzufügen ist: Co-Finanzierungen wie Förder- und Kreditmittel werden geprüft.
Ein junger, vielfältiger Stadtbezirk braucht eine entsprechende Schulinfrastruktur
Überhaupt, der Norden Dortmunds, insbesondere die Nordstadt, genauer die nördliche Innenstadt: „Ein Stadtbezirk, dem wir als Gesamtstadt sehr, sehr dankbar sein müssen“, denn hier würde „unglaubliche gesellschaftliche Arbeit“ geleistet. Konkret denkt der OB an die Integration, die Sozialisation „von Menschen, die hierher kommen“, gerade von jungen Menschen. Und muss auch im Sinn haben: Je stärker die integrativen Kräfte hier wirken, desto geringer die Gefahr im restlichen Dortmund, dass Ankommende dort die Türen einrennen.
Aber, mahnt er: In der Nordstadt, diesem jüngsten und buntesten Stadtbezirk, da müsse dann die sich darin ausdrückende, vielfältige Zukunft auch kompetent auf den Weg gebracht werden. Daher die besondere Bedeutung von Investitionen in die Bildungsinfrastruktur gerade dieses Stadtbezirks.
Und in diesem Sinne sei die Arbeit in den Kitas, in den Schulen „mit Gold nicht aufzuwiegen. Und dafür möchte ich mich auch mal persönlich bei Ihnen herzlich bedanken“, so Sierau anerkennend in Richtung des anwesenden pädagogischen Fachpersonals. Eine Tätigkeit, die unter teils schwierigen Bedingungen geleistet würde, das wüsste er gut. „Dass Sie nicht schreiend rauslaufen, sondern sagen ,Hey, ich freu mich auf das, was kommt’ , das find’ ich klasse.“
Eine Stadt, die wächst, braucht notwendig auch mehr Platz für ihre Schüler*innen
Doch es ist nicht allein der Nordstadt wegen. Sondern da sind mindestens zwei weitere gute Gründe, um sich der schulischen Infrastruktur in Dortmund mit Nachdruck anzunehmen. Erstens geht es sowieso um Bildungsgerechtigkeit – ein Dauerbrenner als Thema, gerade in der Bundesrepublik. Mit seinem Schulsystem, das knallhart sozial benachteiligte Kinder früh wie Spreu vom Weizen trennt und so – mehrheitlich politisch gewollt – strukturelle Ungleichheit verfestigt.
Das zweite Motiv steht nicht in ethischen, sondern pragmatischen Zusammenhängen. Dortmund wächst, es besteht dringender Bedarf nach mehr Plätzen für Schüler*innen. Und: es muss schnell agiert werden – da kann nicht bei jeder Baustelle quasi das Rad neu erfunden werden.
Um diese Schwierigkeit zu umkurven, gibt es in der Kommune die hier entwickelte „Schulbauleitlinie“ – ein Katalog, der als Richtschnur dienen soll, das selbstauferlegte Programm möglichst zügig zu bewältigen und dabei auf zeitgemäße Qualität zu setzen, statt in Windeseile irgendeinen Mist aus dem Boden zu stampfen.
Dortmunder „Schulbauleitlinie“ legt Standards für Errichtung qualitativ hochwertiger Schulen fest
Erarbeitet hat die Schulbauleitlinie eine interdisziplinäre Projektgruppe unter Beteiligung der Fachbereiche Liegenschaften, Schule und Städtische Immobilienwirtschaft, unter Hinzunahme externer Expertise. Die Stadt erhofft sich dadurch ein Instrumentarium geschaffen zu haben, das Schulbauprogramm umzusetzen, „um genügend Schulraumkapazitäten in einer hohen Qualität zu erstellen“, wie es im Grußwort seitens des OB an Ort und Stelle heißt.
Das Ziel der betreffenden Leitlinie ist es, pädagogische Anforderungen mit der Gestaltung attraktiver und leistungsfähiger Schulen, näherhin durch die dortigen baulich-technischen Standards für nachhaltige Schulgebäude über das architektonische Konzept so zu verschränken, dass die angestrebten Ziele schnell und qualitätskonform realisiert werden können. Dies geschieht über eine modulare Bauweise mit Lern- und Unterrichtsbereichen nach Clustern.
Gemeint sind mit den Clustern Raumgruppen, in denen die Lern- und Lehreinrichtungen mit Differenzierungs-, Aufenthalts- und Erholungsbereichen zu überschaubaren Einheiten integriert werden. Klassenräume in einer „Flurschule“, aufgereiht wie an einer Perlenkette, das war gestern. Angesagt sind stattdessen unterschiedliche Räume für Projekte, gemeinschaftliches oder selbstständiges Lernen, jeweils möglichst mit Sichtverbindung, wodurch aktivere Kommunikation und Begegnungen ermöglicht werden.
Geclusterte Modulbauten auf Höhe der Zeit für Dortmunder Schüler*innen
Das Miteinander in solchen Cluster-Bereichen kann es für mehrere Klassen einer Jahrgangsstufe, aber auch für unterschiedliche Altersgruppen geben. Das Grundkonzept erlaubt eine Vielfalt von Lernformen in variablen Raumsituationen und ist, wie es in den Leitlinien heißt, „für alle Schulformen geeignet und wird für Grundschulen und die verschiedenen weiterführenden Schulen entsprechend angepasst“. (S. 23)
Errichtet werden sollen auf dieser Grundlage sog. Modulbauten, mit denen zeitverkürzt Bedarfe an Lehr- und Lernräumen gedeckt werden können. Die Lessing-Grundschule, konzipiert für etwa 380 Schüler*innen gilt hier als erste Dortmunder Cluster-Schule und Modellprojekt.
Sie stellt baulich gewissermaßen den letzten Schrei „moderner“ Anforderungen da. Alles, was einem unüberhörbaren Zeitgeist im Sinne ökologisch orientierter Wünsche wichtig ist, wird dort zu finden sein: vom begrünten Dach mit Photovoltaik-Anlage über eine flächendeckende Lüftungsanlage mit Aktivkohlefilter wegen nicht zu öffnender Fenster, um Schallschutz vorm Lärm des Schwerlastverkehrs am Sunderweg sicherzustellen, bis zur LED-HCL-Beleuchtung im Inneren des Gebäudes, deren Lichtfarbe sich nach der Sonneneinstrahlung richtet.
Weitere Informationen:
- Schulbauleitlinie der Stadt Dortmund; hier:
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Stadt Dortmund bringt Ausbau und Leistungen digitaler Infrastrukturen voran (PM)
Stadt Dortmund bringt Ausbau und Leistungen digitaler Infrastrukturen voran
Die aktuellen Umstände der Corona-Pandemie haben gezeigt, wie wichtig die Digitalisierung in allen Bereichen des Lebens geworden ist. Home-Office und Homeschooling haben in den letzten Monaten Einzug in fast allen Familien gehalten. Diese Fortentwicklung, der kurzfristige Ausbau und die Akzeptanz der Nutzung digitaler Möglichkeiten haben durch die Pandemie neues Gewicht bekommen und dazu geführt, dass auch die Verwaltung den Weg in die Digitalisierung weiter beschleunigen möchte.
Um diesen aktuellen IT-Trend nutzen zu können, ist neben einer Ausstattung mit moderner Hardware auch ein schneller Zugang zum Internet und eine gute Versorgung mit WLAN erforderlich. Profitieren wird davon nicht nur die Verwaltung sondern im Besonderen auch die Schulen und Kitas der Stadt Dortmund.
Zur besseren Koordination und Umsetzung der umfangreichen Aufgaben ist die Verwaltung fachbereichsübergreifend enger zusammengerückt und hat alle Aufgaben zur Glasfaserverlegung, zum Ausbau der hausinternen Datenverkabelung städtischer Immobilien und zum Hardwarewechsel hin zu mobilen Geräten in zwei Projektgruppen gebündelt. Diese befassen sich sowohl mit dem geförderten Breitbandausbau als auch mit nicht geförderten Breitbandanbindungen und profitieren beiderseits durch eine enge Vernetzung der Zusammenarbeit.
Das bestärkt das Ansinnen von Stadtrat Christian Uhr: „Wir verfolgen damit das Ziel, die Fahrt, die die Corona-Pandemie der Digitalisierung mitgegeben hat, weiter zu nutzen und mit kurzen fachbereichsübergreifenden Abstimmwegen bürokratische und organisatorische Hürden abzubauen“. Zu diesem Zweck arbeiten Mitarbeiter*innen des Tiefbauamtes, des Dortmunder Systemhauses, der Immobilienwirtschaft, der Schulverwaltung und der Wirtschaftsförderung in diesen Themen seit Mitte Februar 2020 in einer neu abgestimmten Organisationsstruktur eng zusammen. Fokus aller Beteiligten liegt, neben der gemeinsamen terminlichen Abstimmung der Einzelmaßnahmen, auch darin, diese Aufgaben finanziell durch möglichst umfangreiche Fördermittel von Bund und Land zu unterstützen.
Darüber hinaus hat sich der VV in seiner heutigen Sitzung dafür ausgesprochen, noch eine Gesamtkoordination einrichten. Dies ist mit Blick auf den Umfang der zu bearbeitenden Aufgaben auch geboten: Stadtweit sind noch auf einer Gesamtlänge von ca. 410 km Glasfaserkabel zu verlegen und von 626 städtischen Gebäuden insgesamt ca. 400 Gebäude, darunter 112 Schulen, anzubinden. Die Verfügbarkeit von WLAN innerhalb der Dortmunder Schulen ist mit einem Anteil von rund 70% bereits auf einem hohen Niveau. Gleichwohl soll innerhalb der nächsten 1,5 Jahre durch den weiteren Ausbau der WLAN-Infrastruktur jede Schule über die entsprechenden Drahtlosverbindungen verfügen.
Geplante Erweiterung der Hansa-Grundschule in Huckarde (PM Stadt Dortmund)
Geplante Erweiterung der Hansa-Grundschule in Huckarde
Aufgrund der steigenden Schulkinderzahlen in Dortmund wird auch im Stadtbezirk Huckarde der Schulraum knapper. Aus diesem Grund soll der Standort der Hansa-Grundschule um einen Schulzug erweitert werden. Die Planungen und die bauliche Umsetzung wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
Rechtzeitig vor dem Anmeldeverfahren an den Grundschulen weisen das Schulamt und die Stadt Dortmund die Eltern zukünftiger Grundschulkinder darauf hin, dass die Hansa-Grundschule in den nächsten Einschulungsjahrgängen daher bis zur Realisierung des Erweiterungsbaus zwei Eingangsklassen aufnehmen wird.
Neben der Hansa-Grundschule stehen für Schüler*innen aus dem Bezirk Huckarde auch Aufnahmekapazitäten an der 1,1 Kilometer entfernten Gilden-Grundschule (drei Schulzüge) und der 1,4 km entfernten kath. Urbanus-Grundschule (zwei Schulzüge) zur Verfügung. Mit Fertigstellung des Anbaus an der Hansa-Grundschule, der auch eine Erweiterung für den Betreuungsbedarf vorsieht, wird die Schule dann in jedem Schuljahr drei Klassen aufnehmen können.