Der Rat hat grünes Licht für den Neubau der Kreuz-Grundschule gegeben. Er soll im rückwärtigen Bereich entstehen und der Altbau bis zur Fertigstellung genutzt werden. Die Kosten für den Neubau in U-Form entsprechend der Schulbaurichtlinie liegen bei 28,63 Millionen Euro. Anschließend soll das alte Gebäude (Baujahr 1915) aber stehen bleiben und einer neuen Nutzung zugeführt werden. Die Art der Nutzung ist noch offen, der Rat hat aber einige Pflöcke eingeschlagen.
„Wir brauchen schnellstmöglich Räume für Schulkinder“
Nicht wenige Ratsmitglieder waren genervt, weil das Thema wieder auf der Tagesordnung stand. Eigentlich hatte der Rat im vergangenen Jahr schon einen Abriss und einen Neubau beschlossen.
Doch nun soll das Gebäude – es kommt in Kürze doch unter Denkmalschutz – erhalten bleiben. Der Vorschlag des Bundes Deutscher Architekten (BDA), das Altgebäude für Schulzwecke umzubauen, fand aber keine Mehrheit.
Vor allem die Grünen hatten diese Lösung favorisiert, weil man so Schul-, Umwelt- und Klimapolitik unter einen Hut hätte bringen können.
Denn die Nutzung eines Bestandsgebäude hätte eine deutlich bessere CO2-Bilanz als die Errichtung eines Neubaus, hielt Katrin Lögering (Grüne) fest. Zudem werde dann der Schulhof kleiner – der Neubau wird darauf errichtet.
SPD und CDU hingegen wollten das Thema schnellstens vom Tisch haben: „Ich wäre froh, wenn wir endlich ans Bauen kämen. Die Maxime ist: Wir brauchen schnellstmöglich Räume für Schulkinder. Die Gebäudefrage ist nachrangig”, betonte beispielsweise Roland Spieß (SPD).
„Wenn wir die Schulbau-Richtlinie mit einem Neubau erfüllen können, bin ich vollauf zufrieden”, so der SPD-Politiker.
„Wir müssen die Inklusion weiter vorantreiben – da kommt auch nur ein Neubau in Frage”
Auch Uwe Waßmann (CDU) reichte es: „Wir werden keine Debatte neu aufmachen, die wir hinreichend geführt haben. Wir müssen zu Potte kommen. Irgendwann ist in Punkt da, wo man sich entscheidend muss – die einen so, die anderen so.“
„Wir entscheiden uns für den Vorschlag der Verwaltung”, sagte er mit Blick auf den geplanten Neubau auf dem Schulhof der Kreuz-Grundschule. Dem folgte auch die gemeinsame Fraktion von FDP und Bürgerliste.
Den Neubau favorisierte auch die Fraktion „Die Linke+“: „Wir schließen uns der Verwaltungsvorlage an. Das alte Gebäude bleibt bestehen – das war ein wichtiger Punkt. Aber wir möchten, dass Kinder in hellen und barrierefreien Räumlichkeiten lernen können”, betonte Petra Dresler-Döhmann.
Doch die vollständige Barrierefreiheit habe der BDA bei seinen Plänen nicht garantieren können – der Umbau sei nur „unter Umständen barrierefrei“. Das war der Linken-Politikerin zu wenig. „Wir müssen die Inklusion weiter vorantreiben – da kommt auch nur ein Neubau in Frage.”
Der Rat macht Vorgaben für alternative Nutzungen
Die beschlossene Vorlage sah auch vor, den Fachbereich Liegenschaften mit der Beauftragung von Alternativ-Nutzungen zu beauftragen. Doch dafür wollte die „Die Linke+“ vorab Pflöcke einschlagen: „Ein dauerhafter Erhalt ist natürlich nur möglich, wenn es auch eine dauerhafte Nutzung des Gebäudes gibt“, betonte Utz Kowalewski (Die Linke+).
Sie wollten die Nutzung für Kitas, als Schulgebäude für andere Jahrgänge, für die Unterbringung von Geflüchteten oder als Verwaltungsgebäude prüfen lassen. Die Nutzung für Obdachlose wollte auch die Linke nicht prüfen lassen.
„Für uns kommt nur eine Nutzung für Kita oder Verwaltung in Frage – für Flüchtlinge und andere Jahrgänge gehen wir nicht mit”, betonte Uwe Waßmann (CDU).
Carla Neumann-Lieven (SPD) konnte sich alle Nutzungen – außer für Geflüchtete – vorstellen. „Da haben wir stadtweit schon sehr viel, wo wir bauen oder mieten. Eine Beschulung brauchen wir nicht nur für Kinder, sondern auch für andere Gruppen, die man in diesem Gebäude unterbringen könnte.”
Keine Prüfung des Gebäudes für die Nutzung als Flüchtlingsheim
„Wenn man Bürgerinnen und Bürger maximal verunsichern will, beschließt man den Antrag der Linken. Wir wollen nicht insinuieren, dass dort eine Flüchtlingsunterkunft entstehen könnte”, kritisierte Michael Kauch (FDP) den Prüfauftrag an die Verwaltung: Er wolle keine „Wahlkampfhilfe für die AfD, ich halte es nicht für klug”, so Kauch.
Heiner Garbe (AfD) machte keinen Hehl draus, dass er den Prüfauftrag gerne mit einer Nutzung für Geflüchtete gesehen hätte.
„Die Bürger erkennen schon, dass die Linken in ihrer Asylanten- und Migranten-Verliebtheit ein Heim neben die Schule stellen wollen. Wenn man es prüfen lassen will, hat man auch Wunsch es zu realisieren”, so Heiner Garbe.
Doch die Mehrheit des Rates hatte nicht den Willen dies zu prüfen. Nur eine Nutzung als Kita und als Verwaltungsgebäude wurde den Liegenschaften als Prüfauftrag mitgegeben.
Privatwirtschaftliche Nutzungen kamen dem Rat erst garnicht in den Sinn
Die Vorfestlegung beschränkt allerdings die Optionen. Denn eine mögliche privatwirtschaftliche Nutzung kam trotz der häufig geäußerten Parole „Privat vor Staat“ offenbar niemand im Rat in den Sinn und wäre mit diesem Ratsbeschluss vielleicht nun auch ausgeschlossen. Denn eine ergebnisoffene Prüfung durch die Liegenschaftsverwaltung war ja nun nicht gewünscht bzw. ist keine angestrebte Option.
Vielleicht nicht die beste Ratsentscheidung: Auch an anderen Standorten wurden bzw. werden in Dortmund ehemalige Schulbauten für die Entwicklung von neuen Wohnkonzepten durch private Immobilienentwickler und Wohnungsgesellschaften genutzt.
Teils wurde dies bei markanten Gebäuden über Interessenbekundungsverfahren realisiert, wo die beste Idee und nicht der höchste Preis den Zuschlag erhielt.
So war das beim Spar- und Bauverein, als er den Altbau des Studieninstituts Ruhr erworben und dort einen markanten Neubau am Königswall für gemischte Nutzungen realisiert hat. Außerdem hat Spar- und Bau die frühere Abendrealschule übernommen und will sie bis 2025 für Wohnzwecke umbauen – auch dieser Bau aus den 50er Jahren steht unter Denkmalschutz.
Die Entwicklung anderer ehemaliger Schulbauten stockt massiv
Ähnliche Pläne verfolgte Vonovia auch mit dem ebenfalls denkmalgeschützten Komplex des ehemaligen Robert-Schumann-Berufskollegs seit 2018 (!). Eine Realisierung stockte aber über Jahre wegen ungeklärter Bebauungsplan-Fragen.
Mittlerweile ist das Vorhaben von Seiten von Vonovia beerdigt worden: „Wir haben auf Wunsch der Stadt das Projekt nicht weiterverfolgt, da sie dringend Schulflächen benötigt und das Gebäude reaktivieren möchte“, teilt Vonovia-Pressesprecherin Bettina Benner auf Nachfrage von Nordstadtblogger mit.
Und auch für die ehemalige Westfälische Schule für Sprachbehinderte und Gehörlosenschule in Hacheney, die zuletzt von 2011 bis 2016 aus Erstaufnahmeeinrichtung des Landes NRW für Geflüchtete durch die Stadt genutzt wurde, sollte als Baugebiet entwickelt werden.
Doch auch dort ist seit acht Jahren (fast) nichts passiert. Das Areal ist zu einem „Lost Place“ verkommen, weshalb sich die Anwohner:innen seit Jahren über Partys und illegale Nutzungen,Vandalismus und Vermüllung beschweren. Zudem hatten Polizei und Feuerwehr eine ganze Reihe von Einsätzen, weil dort illegale Veranstaltungen eskalierten oder Feuer entstanden bzw. gelegt wurden.
Sechs Jahre nach der EAE-Schließung wurde 2022 zumindest der Abriss der alten Gebäude beschlossen. Von der Neunutzung des Areals in Sachen Wohnungsbau ist bisher nichts zu hören – trotz des massiven Wohndrucks.
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Reader Comments
Bettina Neuhaus
Der Rat hat sich klar der Nicht-Empfehlung der Bezirksvertretung Innenstadt-West widersetzt, in deren Gebiet die Grundschule steht. Vor Ort hätte man sich einen Aufschub gewünscht, um die Vorschläge und Argumente des BDA zu prüfen. Fast alle Parteien haben für diesen Aufschub gestimmt. Das Protokoll der letzten Sitzung der Bezirksvertretung wird die lange Liste an Argumenten zeigen. Leider wird es erst nach Genehmigung der Niederschrift veröffentlicht, aber es wird sicher auch der Rats-SPD vorgelegen haben.
Die hat aber lieber vor dem Machtwort ihres Oberbürgermeisters gekuscht.
Wenn dort eine KiTa gebaut wird, müssen sich Kinder von einem bis zehn Jahren den deutlich verkleinerten Pausenhof teilen. Viel Glück vor allem den Kleinsten!
Wenn in das Altgebäude eine Verwaltung einzieht, kommen hoffentlich alle mit dem Fahrrad. Das mit Abstand häufigste Thema in der Bezirksvertretung sind Bürgerbeschwerden über die Parkplatzsituation.
Von der CO2-Bilanz „Neubau statt Umbau“ möchte man gar nicht anfangen. Wie gesagt: Lesen Sie einfach mal das Protokoll der letzten BV-sitzung und die vielen guten Argumente der SPD-Fraktion, diesen Neubau jetzt nicht durchzuwinken.
Bettina Neuhaus
Bezirksvertretung Innenstadt-West
Ingo St.
Wenn das Altgebäude für eine Kita nach den Kita-Bauleitinien barrierfrei angepasst werden kann, wird das Kita-Außengelände von den Schulkindern abgetrennt. So sehen es die Vorgaben des Landesjugendamtes vor. Mindestens 12qm pro Kitakind sind mindestens vorzuhalten. 6 Gruppen mit 105 Kindern = 1260qm .
Im Gebäude findet auch eine Abtrennung von den Restnutzern statt.
Olaf Greve
Welch eine Ignoranz von CDU und SPD! Es wird noch nicht mal das vom BDA seit längerem erbetene Gespräch geführt, um die Argumente der Fachleute zu hören. Dabei erfüllt eine Schulnutzung im Bestand die schulpädagogischen Vorgaben vollständig, der Umbau ist kostengünstiger und auch genauso schnell umsetzbar wie ein Neubau. Leidtragende dieser Selbstherrlichkeit sind nun die Schüler, die Anlieger und fiskalisch auch die Stadt. Was wohl das Rechnungsprüfungsamt dazu sagt?
Folgen vom „Augen zu und durch“ sind u.a.: Gefällte alte Bäume, fehlende Schulhofflächen, zusätzliche Umbaukosten im Bestand, Standortsuche für neue Kita, B- Planerstellung gegen die Anlieger.
Warum verhalten sich CDU, SPD und der OB so? Es ging um einen Monat erbetene Prüfzeit bis zur nächsten Ratssitzung. Die Parteien hätten zeigen können, dass sie Fachleute und bürgerschaftliches Engagement und Argumente ernst nehmen. Nun bleibt nur politischer Totalschaden. Die Bürger werden genau hinsehen und kritische Begleiter sein.