Ab November 2020 – nach dem Ende der Legislaturperiode – soll sich das Rathaus der Stadt Dortmund für rund zwei Jahre in eine Großbaustelle verwandeln. Dafür müssen alle NutzerInnen raus. Allerdings wird es nicht – wie bei anderen Projekten – „den einen“ großen Ersatzbau geben. An verschiedenen Orten in der City werden Beschäftigte, Fraktionen und Gremien untergebracht werden. 27 Millionen Euro sind allein für Bau- und Planungskosten veranschlagt. Was die vorübergehende Unterbringung kosten wird, ist noch offen.
Rathaus soll ab Herbst 2020 haustechnisch und baulich saniert werden
Das Rathaus der Stadt Dortmund wurde im Zeitraum von 1987 bis 1989 errichtet und zeigt nach rund 30 Jahren eine altersbedingte Abnutzung der haustechnischen Anlagen des Gebäudes. Diese müssen saniert werden. Damit soll ab Herbst 2020 begonnen werden. Ein Abriss und Neubau des Rathauses ist für OB Ullrich Sierau keine Option: Dies käme die Stadt deutlich teurer – zumal dann auch mehr Zeit benötigt würde.
Der ermittelte Kostenrahmen für die Baumaßnahmen im Zuge der Sanierung beträgt zirka 27 Millionen Euro. Grundsätzliche Umbauten oder Veränderungen in der Struktur des Hauses sind nicht beabsichtigt. Das Rathaus hat sich mit seinem Raumkonzept über die Jahre bewährt.
Mit einem Beschluss aus März 2017 hatte die Investitionskonferenz eine eingehende Gebäudeuntersuchung mit Aufnahme und Bewertung von bestehenden Schadensbildern im Rahmen eines Vorprojektes beauftragt.
Als Ergebnis dieser Untersuchung wurde festgestellt, dass das Rathaus eine gute Bausubstanz aufweist. Jedoch sind die haustechnischen Anlagen, wie z.B. die Brandmeldeanlage, die Heizungs- und Lüftungsinstallationen abgenutzt und müssen saniert werden. „Das Rathaus ist eine Energieschleuder“, bedauert Sierau. Mit der Erneuerung dieser technischen Anlagen, die sich auf alle Bereiche des Gebäudes erstrecken, werden bekleidende Bauteile wie z. B. Decken- und Wandflächen und zum Teil Fußböden im Anschluss überarbeitet.
Da sich die technischen Anlagen über alle Geschosse und Räume erstrecken, sind von diesen Maßnahmen sämtliche Räume des Rathauses betroffen. Hinsichtlich der Auswirkungen kam die Untersuchung zu dem Ergebnis, dass eine Nutzung oder auch eine teilweise Nutzung des Rathauses bei Ausführung der Sanierungsmaßnahmen definitiv nicht möglich ist.
Rund 100 Beschäftigte brauchen einen neuen Arbeitsplatz – Sitzungsräume betroffen
Für die Dauer der Sanierung des Rathauses muss daher ein Ausweichquartier gefunden werden. Schließlich arbeiten rund einhundert Beschäftigte im Rathaus. Außerdem ist es als Ort der Demokratie Raum für Rats- und Ausschusssitzungen, unzählige Kultur- und Bürgerinformationsveranstaltungen, Seminare, Kongresse, Empfänge, repräsentative Termine, Konferenzen und Vieles mehr.
Im Rathaus befinden sich unter anderem die Geschäftsstellen der Ratsfraktionen, die Büros der Bürgermeisterin, des Bürgermeisters sowie das Büro des Oberbürgermeisters. Außerdem werden hier in mehreren Geschäftsbereichen unterschiedliche Aufgaben durch Verwaltungsbeschäftigte bearbeitet.
Im Erdgeschoss gibt es ein Trauzimmer des Standesamtes, die Rathausgastronomie, Ausstellungsflächen und Präsentationen. Nicht zuletzt ist im Rathaus natürlich auch die Rathaustechnik und -verwaltung inklusive Küche untergebracht, um einen reibungslosen Ablauf tausender Veranstaltungen und Termine jährlich zu gewährleisten.
Auszug in Ausweichquartiere soll in der zweiten Hälfte 2020 erfolgen
Der aktuelle Terminplan für die Sanierung des Rathauses sieht den Auszug der Beschäftigten in das Ausweichquartier in der zweiten Hälfte des Jahres 2020 vor. Für die Dauer der Sanierung müssen für die Büro- und Sitzungsflächen geeignete Ausweichquartiere angemietet werden. Hier gibt es bei der Auswahl Einiges zu beachten.
Bei der zeitlich befristeten Auslagerung sind die Arbeitszusammenhänge der verschiedenen Funktionen weitestgehend durch räumliche Nähe sicherzustellen. Ebenso soll die räumliche funktionale Zusammenarbeit mit den Fraktionen sichergestellt werden.
Es sollen nun folgende Ersatz-Räumlichkeiten geprüft werden:
- für Sitzungsräume (Saal der Partnerstädte, Rothe Erde, Hanse, Tremonia): Im Umfeld des Stadthauskomplexes werden die räumlichen Optionen für die Abbildung der Sitzungsräume geprüft. Vorteilhaft ist hierbei die zentrale Lage am Friedensplatz mit der Nähe der Parkhäuser Rathaus und Stadthaus.
- für Ratssaal, Saal Westfalia und Bürgerhalle: es ist beabsichtigt, im Reinoldihaus (Reinoldistraße 7-9) im ehemaligen großen Sitzungsraum der Handwerkskammer die Funktionen des Ratssaals, des Saals Westfalia und der Bürgerhalle zu realisieren. Für weitere Nutzungen der Bürgerhalle und des Saals Westfalia erfolgt eine anlassbezogene Anmietung.
- Fraktionen und Verwaltung sollen ebenfalls in der Innenstadt adäquat untergebracht werden.
- Bislang wurde bei den Auweichquartieren noch keine „Nägel mit Köpfen“ gemacht
Dies sind alles zurzeit reine Optionen. Es ist nicht auszuschließen, dass aufgrund des Zeithorizontes (Umzug Herbst 2020) Änderungen und Anpassungen notwendig sind. Zum jetzigen Zeitpunkt können noch keine endgültigen vertraglichen Regelungen mit privaten Immobilieneigentümern erfolgen.
Die Sanierung des Rathauses wird dem Rat der Stadt Dortmund im Februar 2018 zur Beschlussfassung vorgelegt. Der Plan sieht vor, einen Generalplaner und Generalunternehmer dafür suchen. Damit habe man beim Baukunstarchiv und beim Fritz-Henßler-Berufskolleg gute Erfahrungen gemacht, berichtet Baudezernent Martin Lürwer.
Die 27 Millionen Euro sieht er als Kostendeckel und Obergrenze. Es dürfe gerne preiswerter werden. „Wir müssen sehen, wie sich Gewerke bei den Ausschreibungen entwickeln.“
Reader Comments
Dortmunder
Tja…
Hier zwei Zitate aus der wikipedia:
1. „Der Bau kostete 62 Millionen DM“ – da sind 27 Millionen Euro nach rund 30 Jahren erschreckend viel – wurde auch die Alternative Abriss und anschließender Neubau diskutiert?
2. „Oberbürgermeister Günter Samtlebe bezeichnete das Bauwerk bei der Eröffnung als Pantheon (Ehrentempel) und „Jahrhundertwerk“.“ – bei dem enormen Ausmaß der notwendigen Sanierungen (s.o.) ist „Jahrhundertwerk“ im Nachhinein wohl etwas übertrieben. Es ist wohl eher ein „Dreidekadenwerk“.
Grundsätzlich steht doch im Moment in Dorstfeld ein Gebäude mit ausreichender Fläche leer. Vielleicht kann die Stadt ja dort ihr Ausweichquartier beziehen? Wenn nur das Thema Brandschutz nicht wäre…