Dortmund hat nach Ansicht des Gesundheitsamts-Leiters Dr. Frank Renken ein „unverändert lebhaftes Infektionsgeschehen“. Er ist allerdings froh, dass das Geschehen dankbar, derzeit nicht weiter ansteigt. Dennoch muss es weitere Maßnahmen zur Eindämmung geben. Dazu gehört auch die Verlängerung der Besuchsverbote in den Dortmunder Krankenhäusern. Außerdem braucht das Gesundheitsamt dringend mehr Personal.
Nur zwei Drittel der Reiserückkehrer*innen aus Risikogebieten lassen sich testen
Das Infektionsgeschehen in Dortmund hat seit Anfang Juni stetig zugenommen. Mit einer 7-Tage-Inzidenz zwischen 15 und 20 Infektionsfällen pro 100.000 Einwohner hat es in den vergangenen drei Wochen bedauerlicherweise ein recht hohes Niveau erreicht. ___STEADY_PAYWALL___
Seit dem ersten Auftreten der Erkrankung in Dortmund liegen insgesamt 1635 positive Tests vor. 1436 Menschen haben die Erkrankung bereits überstanden und gelten als genesen. Insgesamt sind derzeit in Dortmund 179 Menschen infiziert.
Zurzeit werden in Dortmund 11 Corona-Patient*innen stationär behandelt, eine*r von ihnen intensivmedizinisch sowie beatmet.In Dortmund gibt es bislang 13 Todesfälle im ursächlichen Zusammenhang mit Covid-19. Weitere sieben mit SARS-CoV-2 infizierte Patient*innen starben aufgrund anderer Ursachen.
Die Tests von Reiserückkehrer*innen bewegen nach wie vor die Gemüter. Denn trotz der bisherigen Rechtspflicht, nach einer Rückkehr aus einem Risikogebiet testen zu lassen, haben das am Dortmunder Flughafen nur rund zwei Drittel der Ankommenden aus den Risikogebieten testen lassen.
Infizierte sind immer jünger – Apps bringen kaum Hilfe oder Entlastung
Außerdem – das ist eine weitere Erkenntnis, sind die Infizierten zunehmend jünger. Das erklärt auch die verhältnismäßig vielen milden Krankheitsverläufe. Insofern seien die vorliegenden Zahlen sehr plausibel, findet Renken. Allerdings gehen die Behörden davon aus, dass zehn Prozent der klinisch behandelten und als geheilt entlassenen Personen auch später noch auf mit dauerhaften Symptomen zu kämpfen.
„Über eine Überlastung des Gesundheitsystems müssen wir erst mal keine Gedanken machen“, zieht er eine optimistische Zwischenbilanz. Dennoch sei die Belastung des Gesundheitsamtes sehr hoch. Die neue Gesundheits-Status-App „GESA“ – die gemeinsam mit Materna entwickelte Software und Handyapp soll Gesundheitsbehörden unterstützen – liefert noch nicht nicht den Nutzen und die Entlastung, den sich die Verantwortlichen versprochen haben.
Denn kaum 50 Prozent der in Quarantäne befindlichen Personen möchte diese nutzen und ihren Gesundheitszustand übermitteln. „Das liegt nicht an der App, sondern am Verhalten“, so Renken, der einen Vergleich zur Corona-Warn-App zieht. Damit diese richtig Wirkung entfalten könnte, müssten 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung diese installieren und auch nutzen. „Bisher ist sie kein hilfreiches Instrument, da es nur ganz wenige Warnmeldungen gibt“, bedauert Renken.
Gesundheitsamt braucht dringend Stellen : Statt 15 werden 86 Beschäftigte im Infektionsschutz benötigt
Daher muss das Gesundheitsamt in Dortmund weiterhin personell verstärkt werden: Bislang arbeiten dort 180 Menschen. Im Bereich Infektionsschutz arbeiten zur normalen Zeiten 15 Menschen. Derzeit sind es 68 – und auch diese arbeiten weit über das Limit hinaus. Um dort Abhilfe zu schaffen und die Menschen, die bisher aus anderen Arbeitsfeldern abgezogen wurden, zu entlasten und die regulären Arbeiten auch zu erleidgen, will die Stadt aufstocken.
„Um dauerhaft arbeitsfähig sein, müssten es im Infektionsschutz mindestens 86 Menschen sein“, rechnet Renken vor. Dabei gehe es nicht darum, die Stellenazhl dauerhaft zu erhöhen – doch die Corona-Pandemie werde das Amt noch mindestens ein Jahr begleiten. Daher brauche es mehr Personal. Dabei hat das Gesundheitsamt nicht mit Maximalzahlen gerechnet. Die neue Personalstärke haben sie auf Basis von 75 neuen und zu betreuenden Infektionsfällen pro Woche berechnet – aktuell sind es aber 120 Fälle pro Woche.
Personaldezernent Christian Uhr hofft, dass die Hälfte der Stellen durch interne Bewerbungen auch aus anderen Ämtern besetzt werden könnten. „Wir haben in der Belegschaft um Solidarität und Flexibilität gebeten. Wir sehen das auch als Qualifizierungs- und Entwicklungsmöglichkeit für die Beschäftigten“, so Uhr.
Verlängerung des Besuchsstopps in Dortmunder Krankenhäusern
Da Kitas und Schulen nun wieder geöffnet haben und soziale Zusammenkünfte sowie private Feiern mit bis zu 150 Personen möglich sind, ist ein Rückgang der Infektionszahlen in den nächsten Wochen nicht zu erwarten. Im Gegenteil, es wird auch zukünftig viel Anstrengung und Einsatz des Gesundheitsamtes erfordern, die Infektionsketten möglichst frühzeitig zu unterbrechen und das Pandemiegeschehen im Griff zu behalten.
Die Leitungen der Kliniken und das Gesundheitsamt haben daher einvernehmlich entschieden, die geltende restriktive Besuchsregelung bis Ende des Jahres aufrecht zu erhalten. Die Dortmunder Krankenhäuser untersuchen seit Monaten alle Patient*innen bei Aufnahme auf SARS-CoV-2.
Unter 1.000 symptomlosen Dortmunder*innen sind dabei 3 bis 4 Personen positiv. Dies bedeutet, dass auch unter 1000 (symptomlosen) Besucher*innen in Krankenhäusern drei bis vier Menschen infektiös wären.
Daher sei es umso wichtiger, gerade Einrichtungen in kritischen Bereichen wie die Krankenhäuser vor Vireneintrag zu schützen. „Es geht darum, Patienten*innen und Personal zu schützen“, heißt es von der Stadt. Weiterhin gelten aber Ausnahmeregelungen: In allen Krankenhäusern für besondere klinische Situationen, z.B. Schwerst- oder Langzeiterkrankungen, Geburts-/Kinderstationen und auf Palliativstationen sind Besuche im Einzelfall möglich.
Restriktive Besuchsregelung hat zu geringen Infektionszahlen beigetragen
In diesen Fällen werden die Besucher*innen über die notwendigen hygienischen Verhaltensregeln und Schutzmaßnahmen durch die behandelnden Ärzt*innen informiert. In den psychiatrischen Krankenhäusern bzw. psychiatrischen Abteilungen werden Besuche weiterhin gesondert geregelt.
„Wir sind uns sicher, dass die restriktive Besuchsregelung in den Dortmunder Krankenhäusern stark dazu beigetragen hat, die Infektionszahlen in diesem kritischen Versorgungsbereich bislang überschaubar zu halten“, sagt Dr. Frank Renken.
„Deshalb gehen wir vor dem Hintergrund der anhaltend kritischen Infektionslage diesen Weg weiter, wobei wir in Einzelfällen auch individuelle Regeln treffen. Ich hoffe auf breites Verständnis bei den Dortmunder Bürgerinnen und Bürgern“, so , der Leiter des Dortmunder Gesundheitsamtes.
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