Der 84-Jährige war Gast des Seniorenbeirats im Keuninghaus

Zufrieden älter werden – Franz Müntefering: „Früh aufstehen, dass der Tag gelingen kann“

An die 100 Menschen folgten im Keuning-Haus den Ausführungen von Franz Müntefering. Foto: Helmut Sommer für Nordstadtblogger.de

Von Susanne Schulte

Wenn Franz Müntefering Ratschläge zum Älterwerden gibt, ist das keine bloße Theorie. Der 84-jährige SPD-Politiker handelte und handelt selbst danach. Was ihm guttut, erzählte er in einer Gesprächsrunde mit dem Thema „Gemeinsam leben in dieser Zeit“, zu der ihn der Seniorenbeirat Dortmund für den vergangenen Dienstag eingeladen hatte. Was Müntefering guttut, wollten an die 100 Menschen wissen, die zu dieser öffentlichen Veranstaltung ins Keuninghaus gekommen waren.

„Älterwerden ist ein Teil des Lebens“

Gemeinsam auf der Bühne mit dem ehemaligen Bundestagsabgeordneten und Minister saßen Martin Fischer, der Vorsitzende des Seniorenbeirats, und Martina Skender, Leiterin der Abteilung „Stadt der Nachbarschaft“ bei der hiesigen Stadtverwaltung. Moderiert wurde die zweistündige Unterhaltung von Alexander Völkel.

Mit Franz Müntefering (2.v.r) saßen Martin Fischer ((re.) und Martina Skender (2.v.l.) auf der Bühne – moderiert hatte Alexander Völkel (li.). Foto: Helmut Sommer für Nordstadtblogger.de

Älterwerden sei ein Teil des Lebens, sagte Müntefering gleich zu Beginn. „Wir müssen uns da nicht verstecken.“ Und gab gleich den ersten Tipp: „Morgens früh aufzustehen ist wichtig, dasst der Tag gelingen kann.“

Er hatte das an diesem Morgen getan und sich nach einem Spaziergang zum Bahnhof in den Zug von Berlin nach Dortmund gesetzt, um rechtzeitig im Keuninghaus zu sein.

Wer früh aufsteht, hat Zeit mitzugestalten. Martin Fischer, der im Seniorenbeirat mit den weiteren 26 Mitgliedern des Gremiums die Politik in Dortmund mitgestaltet, erklärte dann auch: „Die Teilhabe ist für mich das Wichtigste.“ Damit diese gelingt, gibt es hauptamtliche Hilfe. Martina Skender wies darauf hin, dass jede*r, der in seinem Quartier einen Treffpunkt einrichten möchte, sich an sie wenden könne.

Bei ihr und ihren Kolleg*innen gebe es dafür die Unterstützung. Denn ein Ziel ihrer Arbeit sei es, Begegnungsorte in den Nachbarschaften zu schaffen. So sei Dortmund die erste Kommune in Nordrhein-Westfalen, die eine so genannte Einsamkeits-Beauftragte angestellt habe.

„Stammtische sind unverzichtbar“

Müntefering selbst ist sehr für Treffen, auch solche ohne Zweck: „Stammtische sind unverzichtbar“, sagte er. Diese dienten auch dem Gefühl der Zugehörigkeit. Um Kontakte im Alter zu haben, müsse man sich frühzeitig darum kümmern und diese Freundschaften auch pflegen. Zudem sei tägliche Bewegung wichtig.

Die Senior*innen-Tanzgruppe Golden Swingings traten auf.
Die Senior*innen-Tanzgruppe Golden Swingings traten auf – ein positives Beispiel für Bewegung im Alter. Foto: Helmut Sommer für Nordstadtblogger.de

Ob laufen oder tanzen – hier verwies er auf die Senior*innen-Tanzgruppe Golden Swingings, die zu Beginn der Veranstaltung auf der Bühne stand – sei egal: Hauptsache man bleibe in Bewegung. Körperlich wie geistig.

Kontakte zu haben, das fördert in Dortmund auch das Projekt „Begegnung VorOrt“. Jeweils ein*e Hauptamtliche*r in jedem der zwölf Stadtbezirk unterstützt dort die ehrenamtlich arbeitenden Frauen und Männer in den Begegnungsstätten, probiert neue Angebote aus, und sorgt so dafür, dass Menschen sich treffen, die sich vorher nicht gekannt haben. Das „Begegnung VorOrt“-Team soll zudem dafür sorgen, weitere Menschen für ein Ehrenamt zu begeistern.

Gefordert hatte diese hauptamtlichen Stellen schon vor Jahren der Seniorenbeirat. Seit 2020 sind alle besetzt. „Und das Projekt läuft sehr gut“, so lobte Martin Fischer. Geld für die Stellen gibt es von der Stadt, beschäftigt sind die zwölf Mitarbeitenden bei fünf Wohlfahrtsverbänden.

„Begegnung VorOrt“ bringt Menschen zusammen

„Begegnung VorOrt“ liegt ganz auf der Linie von Martina Skender: „Wir wollen Nachbarschaften konkret fördern. Aber das Ehrenamt braucht das Hauptamt.“ Wer sich abgehängt fühle, so erzählte sie aus dem Inhalt einer Studie, verbittere und suche häufig bei anderen die Schuld für sein Unbehagen.

Franz Müntefering im Gespräch – auch frühere Wegbegleiter*innen kamen. Foto: Helmut Sommer für Nordstadtblogger.de

Das könne der Demokratie abträglich sein. Hierzu hatte Müntefering einiges zu sagen. Die Demokratie habe drei Ebenen, so meinte er: den Staat, die Gesellschaft und „der Einzelne ist auch in der Verantwortung“.

Es gebe sehr viele Menschen, „die haben eine Meinung, aber keine Ahnung“. Deshalb forderte er dazu auf: „Rein in die Parteien.“ Denn wenn die Menschen nicht in die Parteien kämen, was sollten die Parteien dann machen?

Kandidatur für Beiratswahl bis Ende Januar einreichen

Wer nicht in einer Partei politisch aktiv sein will, kann es aber im Seniorenbeirat sein. Das Gremium wird im kommenden März erneut gewählt. Spätestens Ende Januar muss eine Kandidatur eingereicht sein. Fischer erklärte den in der Mehrzahl über 60-jährigen Gästen, was zu tun ist: Wer eben dieses Alter erreicht hat, seit mindestens sechs Monaten unter derselben Adresse in Dortmund wohnt, holt sich die Unterlagen umgehend bei der Stadt ab.

Foto: Helmut Sommer für Nordstadtblogger.de

Wichtig ist hier vor allem die Unterschriftenliste. Die möglichen Kandidat*innen brauchen 25 Unterstützungsunterschriften aus ihrem Wohnbezirk. Wer diese Liste unterschreibt, darf jeweils nur eine*n Kandidat*in unterstützen. Diese Liste muss spätestens Ende Januar 2025 dem Wahlamt vorliegen.

Das prüft die Unterschriften und ist dann alles in Ordnung, kommen die Kandidat*innen auf den Wahlzettel für ihren Stadtbezirk. Diese verschickt die Stadt rechtzeitig bis Ende Februar an alle Wahlberechtigten, die ihr Kreuz machen sollen und den Brief zurücksenden. Am 28. März wird ausgezählt.


Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!

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