HWK Dortmund stellt Ergebnisse der Frühjahrsumfrage zur Konjunktur vor

Geschäftslage im Kammerbezirk hat sich nach turbulenten Jahren teilweise stabilisiert

Die aktuelle Geschäftslage im Handwerk bleibt stabil. Die Erwartungshaltung der Betriebe verbessert sich merklich. Grafik: HWK Dortmund

Die Geschäftslage im Handwerk hat sich stabilisiert. Das belegt die Frühjahrsumfrage zur Konjunktur der Handwerkskammer (HWK) Dortmund. 86 Prozent der Betriebe sind mit ihrer aktuellen Situation zufrieden (Herbst 2023: 86 Prozent / Frühjahr 2023: 88 Prozent). Für das nächste halbe Jahr rechnen 85 Prozent mit einer zumindest befriedigenden Entwicklung (Herbst 2023: 73 Prozent / Frühjahr 2023: 83 Prozent). Der Geschäftsklimaindex liegt bei fast 86 Prozent. Nach turbulenten Jahren seit Beginn der Corona-Pandemie in 2020 und dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine in 2022, liegen die Parameter Einschätzung der aktuellen Lage und Erwartungen erstmals wieder dicht beieinander.

Wunsch nach Bürokratieabbau und Verbesserung der Rahmenbedingungen

„Die Stimmung unter den Betrieben des Handwerks im Kammerbezirk hat sich teilweise stabilisiert. Damit erweist sich das Handwerk einmal mehr als robuster Wirtschaftszweig“, kommentiert der Präsident der HWK Dortmund, Berthold Schröder, die Umfrageergebnisse.

Berthold Schröder ist Präsident der Handwerkskammer Dortmund. Foto: Marcel Kusch für die HWK Dortmund

„Denn nach wie vor sehen sich die Betriebe mit vielen Unsicherheiten konfrontiert. Der zunehmende Fachkräftemangel und die noch immer hohen Energiekosten sind nur einige der Unwägbarkeiten, mit denen unsere Handwerkerinnen und Handwerker umgehen müssen.“

Von dem auch für die gesamte Wirtschaft wichtigen Baubereich würden in diesem Jahr keine Wachstumsimpulse ausgehen. Hohe Baukosten, gestiegene Zinsen sowie wenig verlässliche Förderkulissen würden hier ihre Wirkung zeigen:

„Die Hälfte der Betriebe meldet einen Auftragsrückgang. Die gut gefüllten Auftragsbücher leeren sich nach und nach. Um die Betriebe in diesen herausfordernden Zeiten zu unterstützen, benötigen wir eine Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit klar mittelstandsorientierten Maßnahmen, zum Beispiel beim Bürokratieabbau“, so Schröder.

Es gibt eine spürbare Verschlechterung im Bauhauptgewerbe

Nur noch 81 Prozent sind mit ihrer Geschäftslage zufrieden – der niedrigste Wert seit Frühjahr 2013 (80 Prozent). Und: Erstmals seit 2008 wird in dieser Gruppe die Situation schlechter eingeschätzt als in den übrigen Handwerken (86 Prozent).

Im Bauhauptgewerbe wird die Geschäftslage durch Auftragsrückgänge angespannter. Grafik: HWK Dortmund

Primärer Grund dafür dürfte der Rückgang bei den Aufträgen sein, 50 Prozent sind davon betroffen. Zuwächse gab es nur bei 19 Prozent.

Die Auftragsreichweite liegt bei 10,1 Wochen (Frühjahr 2023: 13 Wochen), der Auslastungsgrad bei 93 Prozent. Mit einer Besserung der Lage rechnen bis zum Herbst 79 Prozent der Betriebe.

Im Ausbaugewerbe wird die aktuelle Lage mit 90 Prozent auffallend gut bewertet, und das, obwohl etwa bei 35 Prozent der Auftragsbestand rückläufig war und bei 29 Prozent der Gesamtumsatz.

Die durchschnittliche Auslastung beträgt 89 Prozent und die Auftragsreichweite 9,8 Wochen. 86 Prozent der Befragten gehen von einer guten Entwicklung im nächsten halben Jahr aus.

Handwerksbetriebe als Stabilitätsanker der Region

Ralf Marx, Stv. Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Dortmund Hagen Lünen. Foto: Kreishandwerkerschaft Dortmund Hagen Lünen

„Die Betriebe im Bezirk der Kreishandwerkerschaft Dortmund Hagen Lünen sind und bleiben ein Stabilitätsanker für die Region“, sagt der Stellvertretende Kreishandwerksmeister Ralf Marx (KH Dortmund Hagen Lünen).

Trotz anhaltender Krisen seien 88 Prozent der befragten Unternehmen mit ihrer aktuellen Geschäftssituation zufrieden – dieser Wert sei höher als in den anderen KH-Bezirken. „Das stimmt uns positiv für die kommende Jahreshälfte. Sorgen bereitet uns nach wie vor der Bausektor.“

Dort würde die Geschäftslage durch Auftragsrückgänge zusehends angespannter. Grund für diese Situation sei die gesunkene Investitionsbereitschaft der Verbraucherinnen und Verbraucher.

Gewerblicher Bedarf: Mehr Zufriedenheit aber verhaltener Blick in die Zukunft

Handwerke für den Gewerblichen Bedarf: Die Zufriedenheit mit der aktuellen Geschäftslage (82 Prozent) hat sich im Vergleich zum Herbst 2023 (76 Prozent) verbessert. Vor einem Jahr lag sie indes bei 90 Prozent.

Die Stimmung bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf erholt sich – Auftragsbestände sinken erkennbar. Grafik: HWK Dortmund

Umsatzrückgänge haben 35 Prozent der Befragten verzeichnet, von sinkenden Auftragsbeständen berichten 39 Prozent.

Die Auftragsreichweite liegt bei 8,9 Wochen (Frühjahr 2023: 9,9 Wochen), Verkaufspreise erhöhen konnten nur 43 Prozent (übriges Handwerk: 57 Prozent).

Die positiven Erwartungen für die kommenden sechs Monate sind mit 77 Prozent verhaltener als bei anderen Gewerken.

Hohe Zufriedenheitswerte im Kfz- und Nahrungsmittelhandwerk

Die Betriebe im Kfz-Handwerk verzeichnen steigende Umsätze und berichten von einer guten Geschäftslage. Grafik: HWK Dortmund

94 Prozent sind mit ihrer Geschäftssituation im Kfz-Handwerk zufrieden – so viele wie in keiner anderen Gruppe. Die Konjunkturindikatoren fallen deutlich besser aus als im übrigen Handwerk.

Die Zuwächse: Umsatz (35 Prozent), Verkaufspreise (69 Prozent), Beschäftigte (22 Prozent), Auftragsbestand (36 Prozent), Investitionen (34 Prozent).

Mit einer guten Entwicklung bis zum Herbst rechnen 90 Prozent der Unternehmen aus dieser Gruppe. Auch bei den Nahrungsmittelhandwerken ist die Zufriedenheit vergleichsweise hoch.

Nach extrem herausfordernden Jahren zeigen sich die Nahrungsmittelhandwerker 2024 sehr zuversichtlich. Grafik: HWK Dortmund

92 Prozent der Betriebe schätzen ihre Geschäftslage gut bis zufriedenstellend ein (Frühjahr 2023: 75 Prozent / Herbst 2023: 68 Prozent).

Bei den Indikatoren stechen vor allem die Zuwächse bei den Verkaufspreisen (92 Prozent), Auftragsbeständen (33 Prozent) und Investitionen (46 Prozent) hervor. 92 Prozent gehen davon aus, dass sich diese erfreuliche Entwicklung fortsetzt.

Gesundheitshandwerke und personenbezogene Dienstleistungen

Trotz Erholung ist die aktuelle Geschäftslage der Gesundheitshandwerke niedriger als im übrigen Handwerk – das Preisniveau steigt. Grafik: HWK Dortmund

Lediglich 78 Prozent der Unternehmen der Gesundheitshandwerke sind zufrieden mit ihrer derzeitigen Lage (Frühjahr 2023: 81 Prozent / Herbst 2023: 58 Prozent).

Bei den Konjunkturindikatoren gibt es im Vergleich zum übrigen Handwerk Zuwächse, teils auch deutlich (z. B. Verkaufspreise, Beschäftigte, Investitionen).

Lediglich die Auftragsreichweite fällt mit 2,7 Wochen viel geringer aus als in anderen Gruppen (Durchschnitt: 8,1 Wochen). 89 Prozent glauben, dass es bis zum Herbst nicht schlechter wird.

Die Geschäftslage bei den Personenbezogenen Dienstleistungen stabilisiert sich weiter. Grafik: HWK Dortmund

Bei den Personenbezogene Dienstleistungen zeigen sich 80 Prozent der Betriebe mit ihrer Situation zufrieden (Frühjahr 2023: 78 Prozent).

Die Konjunkturindikatoren fallen mehrheitlich schwächer aus als im übrigen Handwerk, nur bei den Investitionen gab es stärkere Zuwächse.

Die durchschnittliche Auslastung ist mit 71 Prozent branchentypisch sehr gering und wird nur von den Gesundheitshandwerken unterboten (70 Prozent).

88 Prozent der Befragten erwarten eine positive Entwicklung in den kommenden Monaten.

Hier kann der komplette Bericht zur Umfrage eingesehen werden: Konjunkturumfrage Frühjahr 2024. Außerdem wurde eine Sonderumfrage zum Thema Betriebsstandorte durchgeführt: Sonderumfrage Betriebsstandorte 2024


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