Von Susanne Schulte
Das Wiedersehen nach den Weihnachtsferien verläuft ohne Sentimentalität. Ilona Finger und Amelia dos Santos haben bereits den Tisch gedeckt, und als die Kinder die Räume an der Schumannstraße 6 betreten, sind die Dialoge wie gehabt. „Schuhe aus, Jacken aus“, sagt Ilona Finger nach einem herzlichen „Hallo“. Und die Jungen und sprudeln gleich heraus, dass sie heute noch „ein bisschen viel Hausaufgaben“ zu machen haben. So beginnt dreimal in der Woche der Nachmittag in der AWO-Begegnungsstätte, die der Wohlfahrtsverbands als Standort für sein Projekt „Satt und schlau“ ausgeguckt hat. Und das bewusst. Die Begegnungsstätte liegt in der Nordstadt und ist im Eigentum der AWO. Eltern, die keinen Platz in der OGS (Offene Ganztagsschule) für ihr Kind bekommen haben, können es zu „Satt und schlau“ schicken. Und zahlen dafür keinen Cent.
Bislang kommen erst neun Jungen und Mädchen in die Gruppe
Gestartet ist das Angebot im vergangenen Jahr nach den Sommerferien, die ersten Jungen und Mädchen kamen jedoch erst zwei Wochen vor den Herbstferien. Jetzt sind es neun Grundschüler:innen, die mehr oder wenig regelmäßig den Weg in das Untergeschoss des Wohnhauses gehen. Alle lernen in der Albrecht-Brinkmann-Schule.
Warum sich das Projekt noch nicht weiter herumgesprochen hat, wissen Ilona Finger und Amelia dos Santos nicht. Sie haben nur eine Vermutung. „Nach Corona ist der Kontakt unter den Eltern immer noch eingeschränkt“, wissen sie aus eigener Erfahrung. ___STEADY_PAYWALL___
Zudem sei der Zugang zu den Räumen nicht sehr offensichtlich. Aber das soll sich ändern: Geplant sei, einen Schaukasten an der Straße vor dem Haus aufzustellen, erzählen die Frauen.
Bis sich noch mehr Eltern entscheiden, ihre Töchter und Söhne zu „Satt und schlau“ zu schicken, genießen die Kinder in der kleinen Gruppe ihr warmes, immer vegetarisches, Mittagessen, bevor sie sich an das „bisschen viel Hausaufgaben“ machen, die noch zu erledigen sind. Die Frauen unterstützen sie dabei.
Persönliche Gespräche statt Smartphone und Computerspiele
Sind die Hefte wieder in den Rucksack gepackt, geht’s ans Basteln und Spielen. „Wir haben hier keine Computerspiele. Aber das will ich auch gar nicht“, sagt Ilona Finger, die die Leitung des Projekts hat.
Wer von den jungen Gästen ein mobiles Telefon hat, muss es abgeben. Das persönliche Gespräch ist wichtig. Die Sprachförderung ist der AWO und den beiden Frauen wichtig.
So gibt es Vorlesezeiten, die die Kinder aber unterschiedlich genießen. Und weil das so ist, überlegt Ilona Finger, demnächst mit speziellen Übungen und autogenem Training die Konzentrationsfähigkeit der Jungen und Mädchen zu stärken.
Eine formelle Anmeldung für die Teilnahme ist nicht nötig
Eltern, die darüber nachdenken, während der Wartezeit auf den OGS-Platz ihre Kinder bei „Satt und schlau“ fördern zu lassen, können dies ganz formlos tun. Sie müssen keine Anmeldung ausfüllen, sondern einfach am Montag, Donnerstag oder Freitag zwischen 13 Uhr und 16 Uhr in die AWO-Begegnungsstätte an der Schumannstraße 6 kommen und mit Ilona Finger und Amelia dos Santos reden.
Ist das nicht möglich, können sie Sohn und Tochter auch alleine dorthin schicken – oder in Begleitung eines der Kinder, das schon dort isst und spielt. Zu den genannten Zeiten sind die Frauen auch telefonisch zu sprechen: Telefon 0160-7084928.
Finanzielle Unterstützung bekommt Arbeiterwohlfahrt für ihr Projekt vom Jugendamt, von der Bezirksvertretung Nordstadt und vom hauseigenen Spendenkonto „Tischlein deck dich“, für das seit Jahren nicht nur die Ortsvereine Geld sammeln, sondern von dem auch viele Kinder- und Jugendeinrichtungen bereits Lebensmittel für Frühstück und Mittagessen kaufen konnten.
Ende dieses Monats wird „Satt und schlau“ erneut Geld von „Tischlein deck dich“ übergeben im Rahmen einer Feier, zu der auch die erwachsenen Gäste der AWO-Begegnungsstätte eingeladen sind.
Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!
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