Am 21. Juli 2021 findet zum 23. Mal der internationale Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher:innen statt. Das Gedenken findet auf dem Vorplatz des Ausgangs der U-Bahn-Station „Stadtgarten“ in unmittelbarer Nähe zum fest installierten Mahnmal ab 12 Uhr statt und wird vom Angehörigenkreis Drogen konsumierender Menschen, der Drogenhilfe PUR gGmbH, der Drogenhilfeeinrichtung kick, von JES Dortmund, der DROBS, der NADO sowie dem Pastor Andreas Bäppler, entsprechend der vorherrschenden Corona-Schutzrichtlinien, organisiert und durchgeführt. Dazu werden wie in den Jahren zuvor Freunde, Angehörige, Mitarbeiter*innen der Drogenhilfe sowie interessierte Dortmunder Bürger*innen erwartet, um gemeinsam den verstorbenen Drogenkonsument*innen zu gedenken.
Akteure der Drogenhilfe fordern individuelle Substitutionsbehandlung
Im Jahr 2020 verstarben in Dortmund offiziell 16 Personen an den Folgen ihres Drogenkonsums. Bundesweit beläuft sich die Zahl auf 1.581 Menschen. Im Vergleich zum Vorjahr mit 1.398 Todesfällen ist dies ein Anstieg von 13Prozent.
Hinter all diesen Zahlen verbergen sich Personen mit ihren individuellen Biographien, sowie Angehörige und Freunde, die damit den Verlust eines geliebten Menschen in Verbindung bringen. Dies sollte bei der Betrachtung dieser Zahlen niemals vergessen werden.
Zugleich soll dieser Tag auch mit Forderungen zur Verbesserung des bestehenden Drogenhilfesystems verbunden sein. „Drogentod vermeiden – Substitutionsbehandlung individualisieren“ lautet daher das Motto des diesjährigen Gedenktages.
Viele betroffene Personen sind obdachlos oder leben in prekären Verhältnissen
Durch die Substitutionsbehandlung von opiatabhängigen Menschen könne nachweislich die Lebenserwartung und Lebensqualität der Betroffenen erhöht werden, so die Veranstalter*innen des Gedenkens in Dortmund. In Zeiten der Corona-Pandemie sei der Zugang zu diesem Behandlungsangebot vereinfacht und flexiblere Ausnahmeregelungen für eine kontinuierliche Versorgung geschaffen worden.
Nichtsdestotrotz gebe es noch immer Drogenkonsument*innen, die von den bestehenden Angeboten nicht erreicht würden bzw. diese nicht in Anspruch nehmen würden. Aus diesem Grund sei man sich trägerübergreifend einig, dass auch in Dortmund die Implementierung einer Diamorphinambulanz vorangetrieben werden sollte.
Damit würde eine Erweiterung der bestehenden Therapiemöglichkeiten entstehen, die den Betroffenen aus der Illegalität heraushelfen und das damit verbundene Leid verringern könnte. Unabhängig davon seien Drogenkonsument*innen sowie Substitutionspatienten*innen häufig von der prekären Wohnungssituation betroffen, so dass viele dieser Menschen wohnungs- oder obdachlos sind.
Substanzabhängigkeit kann vielseitigen Hilfebedarf notwendig machen
Weitergehend habe sich auch der Bedarf an barrierefreien Wohnraum gesteigert, zumal sich zum einen das Durchschnittsalter vieler Substitutionspatienten*innen erhöht habe und zum anderen einige von ihnen zusätzlich von einer Schwerbehinderung betroffen seien.
Daher besteht weiterhin die Forderung nach geeignetem Wohnraum für diese Betroffenengruppe, da eine Rückkehr in das gesellschaftliche Leben auf dieser aktuellen Grundlage nahezu unmöglich sei.
An dieser Stelle wird schnell deutlich, dass die Liste an Problemlagen, unter denen Drogenkonsument*innen leiden, lang und äußerst vielfältig ist. Eine alleinige Reduzierung auf das „Problem Substanzabhängigkeit“ ist hier nicht ausreichend. Um dem daraus resultierendem Hilfebedarf gerecht zu werden, ist die Bereitstellung sowie der Ausbau eines breit aufgestellten Netzwerkes an Unterstützungsangeboten unabdingbar.
Zahl der Drogentoten 2020 auf dem Höchstwert der letzten 20 Jahre
Die Notwendigkeit ergebe sich zwangsläufig aus der anfangs erwähnten Zahl der drogenbedingten Todesfälle, die im Jahr 2020 einen neuen Höchstwert der letzten 20 Jahre erreicht habe. Beileidsbekundungen oder Empfehlungen aufgrund der erkannten Bedarfe würden an dieser Stelle nicht ausreichen. Es müsse gehandelt werden, insbesondere bei den Angeboten, die sich direkt auf die Zahl der drogenbedingten Todesfälle auswirken können.
Drug-Checking oder die Vergabe von Naloxon könnten an dieser Stelle exemplarisch genannt werden, aber auch anderweitige Hilfsmaßnahmen, wie z.B. die Aufstellung von Spritzenautomaten, die Initiierung von Beschäftigungsprojekten oder aber der laufende Ausbau der Notschlafstelle für diese Zielgruppe, dürften an dieser Stelle nicht in Vergessenheit geraten.
„Es geht jetzt darum, Leben zu retten!“ Diesen Satz äußerte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig, bereits vor einem Jahr in demselben Zusammenhang. Angesichts der steigenden Zahlen an Todesfällen sei dieser Satz leider aktueller denn je. Den Worten müssten nun Taten folgen!
Weitere Informationen:
- Infos zum Angehörigenkreis Drogen konsumierender Menschen: hier
- www.kick-dortmund.de
- www.drogenhilfe-pur.de
- www.nado.de