Von Susanne Schulte
Klappern gehört zum Handwerk. Und die Freunde des Naturkundemuseums haben dafür bald jede Menge Knochen zur Verfügung. So viele, wie zu einem kompletten Mammut-Skelett gehören.
Naturkundemuseum war der Besuchermagnet der Dortmunder Einrichtungen
Zu sehen ist dieses Ausstellungsstück erst im Herbst des kommenden Jahres. Dann wird das Museum, gelegen gegenüber des Fredenbaums, nach der Renovierung wieder geöffnet.
Bevor die Stadt es im vergangenen Jahr für den Umbau schloss, führte das Museum die Liste der Besucherzahlen an.
Mit jährlich über 70.000 Gästen war es das meistbesuchte in Dortmund. Das soll es auch nach Abschluss der Bauarbeiten bleiben oder wieder werden.
Dafür tun die Freunde und Förderer, die sich seit 2010 in einem Verein zusammengeschlossen haben, alles. Vor allem jetzt, zur Halbzeit der museumslosen Zeit.
Viele der Ehrenamtler sind sehr fach- und sachkundig
Die Liste der Veranstaltungen und der Arbeitseinsätze ist lang. Ausflüge und Vorträge, Standbetreuung während des Heidemarkts im Rombergpark und beim Mitmachtag im Fredenbaum, Besuche in Steinbrüche und Ausräumen der Museumsvitrinen.
„Wir haben viele Ehrenamtler, die sach- und fachkundig sind“, sagt dann auch der Vereinsvorsitzende Adolf Miksch. So war das Stereomikroskop beim Mitmachtag ständig umlagert.
Kinder wie Erwachsene wollten sehen, wie die Schönheiten der Natur vergrößert aussehen.
Beim Heidemarkt ging es vor allem um Fossilien und Mineralien, die verkauft wurden. Das Standpersonal wusste stets, um was es sich handelte. Jeweils acht Frauen und Männer aus dem Verein wechselten sich an den zwei Tagen bei der Betreuung ab. Und das, obwohl die Mitgliederzahl bei knapp 80 liegt.
Innerhalb von fünf Jahren stieg die Mitgliederzahl um das Zehnfache
„Bei der Gründung waren wir exakt die sieben Personen, die wir brauchten, heute haben wir das Zehnfache an Mitgliedern“, sagt Miksch und ist stolz auf diese Entwicklung des jungen Vereins.
Denn anders als die vielen Exponate im Museum kommt der Verein erst auf fünf Jahrestage nach seinem Geburtstag. Und das, obwohl das Naturkundemuseum 2012 sein 100. Jahr seit Bestehen erlebte.
Bis dahin hatte es, als einziges Museum in der Stadt, keinen Förderverein. Dr. Dr. Elke Möllmann, die Museumsleiterin, sprach Miksch damals an und fragte, ob er nicht den Verein gründen wollte.
Er wollte. Denn das Naturkundemuseum hatte er als Kind oft besucht. Damals, als es noch in dem Backsteinhaus auf dem heutigen Friedensplatz, gleich neben der Treppe zum Wall untergebracht war.
Wenn’s in den Steinbruch geht, sind die jungen Gäste ganz bei der Sache
Er fand schnell Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Eine von ihnen ist Petra Marx, vor ihrer Pensionierung Lehrerin an der Geschwister-Scholl-Gesamtschule.
Heute führt sie Gruppen von Kindern in die Steinbrüche der Umgebung, „kennt sich da bestens aus“, sagt Miksch.
Petra Marx macht das sehr, sehr gerne. „Als ich noch in der Schule war, habe ich immer beim Museumsbesuch gemerkt, wie interessiert plötzlich die uninteressiertes Schüler wurden“, erzählt sie.
So ist auch für sie heute jeder Ausflug in einen Steinbruch ein Erlebnis. Alle, die daran teilnehmen, betont sie, seien versichert. Sonst könnte der Verein diese Aktion gar nicht anbieten.
„Es ist wichtig, dass Kinder überhaupt ins Museum gehen, und nicht nur einen virtuellen Rundgang machen.“
40 Felsbrocken aus der Region liegen auf dem Außengelände
Weil sie sich so gut in den Steinbrüchen auskennt, ist es ihr auch gelungen, 40 Felsbrocken aus der Region aufs Außengelände des Naturkundemuseums zu schaffen.
Den Transport besorgten Sponsoren, Menschen, denen daran gelegen ist, die regionale Natur den Städtern nahe zu bringen.
Und damit sind wir wieder beim Mammut. Das Tier hat, anders als Dinosaurier, durchaus in der Region gelebt und ist durchs Ruhrgebiet gezogen.
So soll nach dem Umbau des Museums ein Skelett einer Mammut-Kuh der Anziehungspunkt für die BesucherInnen jeden Alters sein. Denn ein Originalskelett einer Mammut-Kuh sucht man andernorts in Europa vergeblich.
150.000 Euro kosten die alten Knochen. Zwei Drittel des Kaufpreises spendierte die Sparkasse, der Rest kommt durch Spenden zusammen, gesammelt durch Ideen der Freunde und Förderer des Naturkundemuseums.
Museumsfreunde halfen beim Verpacken jedes einzelnen Ausstellungsstücks
Das Skelett steht dann in einem brandgeschützten, barrierefreien und mit einem Café ausgestatteten Gebäude.
Die darin gezeigte Ausstellung sich nach den Wünschen der Vereinsmitglieder verstärkt regional und biologisch ausrichten.
So sollen ins Aquarium nur Fische aus dem Möhnesee und der Ruhr, Fotos von Blumen und Pflanzen sollen die heimische Flora würdigen.
Weitere Fotos dokumentieren den Umbau und das Verpacken jedes Ausstellungsstücks in bruchsicheren Kisten. Hier waren die Museumsfreunde und ihre tatkräftige Mithilfe besonders gefragt. Beim Auspacken soll man ja jedes Exponat sofort wieder finden.
Ausweichquartier für die Vorträge ist das Big Tipi am Fredenbaum
Bis dahin, es wird wohl der späte Herbst 2016 werden, haben die Museumsfreunde noch viel auf dem Zettel stehen.
Für Donnerstag, 22. Oktober, freuen sich alle auf Dr. Jan Ilger, der im Big Tipi, dem Ausweichquartier während der Umbauarbeiten, um 17 Uhr über das Kellwasser-Event spricht.
„Kellwasser ist ein Fluss im Harz“, so Petra Marx, im dem vor 500 Millionen Jahren Tiere in Massen starben. Ilger erklärt, warum das so war.
Und er erklärt es so, dass auch Laien es verstehen, versichern die Vorstandsmitglieder Miksch und Marx.
Für den 22. November ist ein vorweihnachtlicher Weihnachtsbasar geplant und zwei Stammtischtreffen, die sind immer um 19 Uhr im Depot, stehen für den 10. November und den 16. Dezember im Terminkalender.