Freier Eintritt in die Dauerausstellungen: Die städtischen Museen in Dortmund sollen Orte der Begegnung werden

Im Kindermuseum Adlerturm wird das mittelalterliche Dortmund präsentiert. Archivbild: Alex Völkel
Im Kindermuseum Adlerturm wird das mittelalterliche Dortmund präsentiert. Archivbild: Alex Völkel

Die Dortmunder Museen sollen zu Treffpunkten und zu Orten der Begegnung werden. Darum gehen die Kulturbetriebe der Stadt Dortmund ihren bereits beschrittenen Weg zur Öffnung und Belebung der Häuser konsequent weiter: Ab dem 1. Januar 2019 soll der Eintritt in die Dauerausstellungen aller städtischen Museen frei sein.

„Fünf-Euro-Jahresticket“ führte kaum zu Zuwächsen bei den BesucherInnen 

Für 5 Euro können die Dortmunder Museen immer neu entdeckt werden: Direktor Dr. Jens Stöcker (MKK), Dr. Stefan Mühlhofer, kommissarischer Leiter der Kulturbetriebe, Regina Selter, stellvertretende Leiterin vom Museum Ostwall im U. Foto: Joachim vom Brocke
Das Fünf-Euro-Konzept ging nicht auf: Eintrittsgelder für Dauerausstellungen sind passé. Archivfoto: J.v.Brocke

Der Verwaltungsvorstand hat die veränderte Nutzungs- und Entgeltordnung in seiner heutigen Sitzung beschlossen und zur Beratung in die politischen Gremien gegeben. Der Rat der Stadt beschließt in seiner Sitzung am 15. November darüber.

Bereits seit Januar 2017 gilt ein verändertes Ticketing-System für die städtischen Museen: Um neue Besuchergruppen zu erschließen und die Besucherinnen und Besucher häufiger in die Häuser zu locken, wurde beschlossen, einen einmaligen Eintritt von fünf Euro für die Dauerausstellungen zu erheben.

Mit diesem Ticket können die Besucher seitdem das Museum Ostwall im Dortmunder U, das Museum für Kunst und Kulturgeschichte und das Brauerei-Museum beliebig oft besuchen. Außerdem wurde bereits das Eintrittsentgelt für das Kindermuseum Adlerturm und das Westfälische Schulmuseum abgeschafft.

Der Einnahmeausfall soll an anderer Stelle eingespart werden

Wechselausstellungen wie die zu Pink Floyd sollen den Ausfall kompensieren. Foto: Stadt Dortmund

Nach anderthalb Jahren haben die Kulturbetriebe die Erfahrungen nun ausgewertet. Demnach hat das neue Modell zwar zu leicht höheren Besucherzahlen geführt, allerdings nicht in dem erhofften Ausmaß. Das Ziel ist weiterhin, Schwellenängste zu den „Tempeln der Kultur“ abzubauen und den Dortmunder Bürgerinnen und Bürgern ihre Schatzkammern zu öffnen.

Die Kulturbetriebe Dortmund werden die entgehenden Einnahmeverlust von 170.000 bis 200.00 Euro durch strukturelle Veränderungen – unter anderem durch den eingesparten Kassendienst – kompensieren und attraktive Sonderausstellungen anbieten, die weiterhin Eintritt kosten, machte Kulturdezernent Jörg Stüdemann deutlich.

Ein Beispiel dafür ist die derzeit laufende Familien-Ausstellung „Cowboy & Indianer – Made in Germany“, die Groß und Klein ins Museum für Kunst und Kulturgeschickte lockt. Bei den Wechselausstellungen liegen die Einnahmen im Bereich von rund zwei Millionen Euro. In diesem Jahr erhofft sich die Stadt zudem durch die Mitte September kommende Pink Floyd-Ausstellung im Dortmunder U ein deutliches BesucherInnenplus.

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Mit VIDEO: Multimediale Erlebnisausstellung „The Pink Floyd Exhibition: Their Mortal Remains“ kommt nach Dortmund

Für fünf Euro ein Jahr lang ins Museum: Neues Preismodell der städtischen Museen soll mehr BesucherInnen anlocken 

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Reaktionen

  1. Linke & Piraten

    Linke & Piraten begrüßen freien Eintritt in die Dortmunder Dauerausstellungen

    „Da hat uns der Oberbürgermeister mit seinem Verwaltungsvorstand tatsächlich links überholt.“ Thomas Zweier; Mitglied der Ratsfraktion DIE LINKE & PIRATEN und Mitglied im Kulturausschuss, ist überrascht und erfreut. Am Dienstag verkündete der Dortmunder Verwaltungsvorstand, dass ab 2019 kein Eintritt mehr für einen Besuch der Dauerausstellungen in städtischen Museen verlangt wird. Der Besuch des Kinder- und Schulmuseums ist bereits seit längerem kostenlos.

    Seit Jahren fordert DIE LINKE in ihren Wahlprogrammen freien Eintritt in Museen. In Dortmund bisher vergeblich. Selbst mit der Forderung, zumindest Vergünstigungen für Hartz IV-Bezieher auch aus dem Umland anzubieten, war man gescheitert. Kein Wunder, dass die überraschende Neuregelung bei der Fraktion DIE LINKE & PIRATEN große Zustimmung findet.

    „Super“, sagt Thomas Zweier. „Wir werden im Rat dieser Neuregelung auf jeden Fall zustimmen.“ Damit werde endlich auch Familien mit einem geringen Einkommen ein einfacher Zugang zur Kultur ermöglicht. „Es war immer unser Ziel, dass alle Menschen – unabhängig vom Einkommen und Wohnort – einen freien Zugang zur Kultur und damit auch zur kulturellen Bildung bekommen soll. Wir freuen uns, dass dies nun endlich ermöglicht wird.“

    Dass die Dortmunder Kulturbetriebe mit ihrem neuen Angebot nicht vordergründig den sozialen Aspekt im Fokus haben, sondern schlichtweg mehr Besucher in ihre Ausstellungen locken wollen, ist Thomas Zweier egal. „Das soll mir Recht sein. Denn zu den zusätzlichen Besuchern gehören hoffentlich bald auch Familien, die sich einen solchen Ausflug bisher nicht leisten konnten oder einfach Hemmungen hatten, in ein Museum zu gehen.“

    Nur etwa 10 Prozent der Bevölkerung besuchen regelmäßig eine Kultureinrichtung, hat das Zentrum für Kulturforschung herausgefunden. Und das unabhängige Forschungsinstitut kann auch belegen, dass ein höheres Bildungsniveau und ein gutes Einkommen den Wunsch nach einem Museumsbesuch eher begünstigen, während Schwellenängste und soziale Not die Idee für einen Museumsbesuch gar nicht erst aufkommen lassen. „Dabei hat doch ein jeder Mensch ein Recht auf Teilhabe am kulturellen Leben in seiner ganzen Vielfalt“, sagt Thomas Zweier.

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