Workshops, Seminare und mehr – rund um Themen, die alle betreffen, aber vor allem Frauen. Um ihnen die Teilnahme an den Angeboten im AfricanCompetenceCenter anlässlich der Internationalen Frauenwoche zu ermöglichen, hatte AfricanTide Union e.V. eine kostenlose Kinderbetreuung für die TeilnehmerInnen organisiert. Zum Abschluss fand eine gemeinsame Podiumsdiskussion mit Politikerinnen und Aktiven des Vereins statt. Moderiert wurde der Nachmittag von Andrea Tarilayu Weber. Vertreten waren SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grüne, FDP und Die Linke.
AfricanTide Union will MigrantInnen mit und ohne Migrationshintergrund zusammenbringen
Im Jahr 2010 als Verein gegründet, kümmert sich AfricanTide Union e.V. um die Integration von MigrantInnen, insbesondere aus dem afrikanischen Raum. Ziel des Zusammenschlusses ist es, einen aktiven Austausch von MigrantInnen und Menschen ohne Migrationshintergrund zu ermöglichen.
Zur internationalen Frauenwoche mit eigens organisierter Kinderbetreuung für die teilnehmenden Frauen unterschiedlicher Altersstufen und verschiedener ethnischer wie religiöser Herkunft gab es ein dichtes Programmangebot: Alphabetisierungskurse, Empowerment-Workshops, Deutschkurse, Arbeitsmarktintegration, ein Kochduell, ein Medienkurs und vieles mehr.
Die Frauenrechte wurden viele Jahre hart erkämpft und werden es häufig immer noch. Daher bedarf es mehr als nur einen Tag, um die Frauen zu zelebrieren. Aus diesem Grund habe der Verein AfricanTide Union e.V. nicht nur den Frauentag gefeiert, sondern gleich eine ganze Woche den Frauen gewidmet, erklärt Farina Görmar, Generalsekretärin von AfricanTide Union e.V. Und fasst einen gewichtigen Aspekt der heutigen Problemlage in dem plakativen Satz zusammen: „Frauen schaffen doppelt so viel auf High-Heels mit schicker Frisur!“
Verlust von Frauenrechten bei den Nazis und formale Gleichstellung der Frau im Grundgesetz
Am letzten Tag der Woche fand eine Podiumsdiskussion mit Vertreterinnen von SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen, FDP und Die Linke statt. Außerdem waren Mitglieder von AfricanTide Union e.V. und Teilnehmerinnen der Frauenwoche dabei.
Moderatorin Andrea Tarilayu Weber erinnert in einen kurzen geschichtlichen Exkurs daran, dass nun seit 100 Jahren das Frauenwahlrecht besteht. Zwischendurch gab es allerdings immer wieder Rückschläge, beispielsweise bei der Machtergreifung der Nazis 1933. Dadurch haben Frauen wieder ihr Wahlrecht verloren. Es wurde ihnen geraubt, als sei es nie da gewesen.
Ende des 2. Weltkriegs verlangten sie ihre Rechte zurück und es wurde 1949 im Grundgesetz, Artikel 3, Absatz 2, schließlich verankert, dass Männer und Frauen gleich sind und Gleichberechtigung erfahren sollen. Niemand darf benachteiligt oder bevorzugt werden. Es sei wichtig, sich mit starken Frauen zu umgeben, um gemeinsam Hand in Hand die Ziele zu erreichen, so Weber.
Verschiedene Aktionen zum EqualPayDay am Wochenende in Dortmund
Vor der Podiumsdiskussion gab es ein Grußwort von Maresa Feldmann, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Dortmund. Sie betonte, dass AfricanTide Union e.V. nicht mehr wegzudenken und essentiell für die Integration von MigrantInnen sei. Darüber hinaus ging sie auf den Unterschied von Gehältern zwischen Männern und Frauen ein. Frauen verdienen durchschnittlich 21% weniger als Männer.
Daher gibt es am Freitag, 18. März, den EqualPayDay, der in Form eines Marsches durch die Stadt demonstrieren soll, wie unfair dieses Unterfangen ist. Anschließend wird es eine Kurzfilmvorführung im Rathaus und ein RedDinner geben mit verschiedenem Finger-Food.
Feldmann betonte auch, dass Altersarmut Frauenarmut sei, denn in jungen Jahren arbeiten Frauen häufiger als geringfügige Arbeitskräfte oder in Teilzeit, um sich um die Kinder oder Familienangehörige zu kümmern. Noch immer sind wenig Frauen in Topführungspositionen, es gab noch keine Bundespräsidentin und Frauen sind öfter Opfer von Gewalt und sexuellem Missbrauch. Dies würde auch deutlich gemacht in der #MeToo-Frauenbewegung, so Feldmann.
Bridget Fonkeu, Initiatorin der Silent University, zu Besuch bei der Podiumsdiskussion
Als Special Guest war auch Bridget Fonkeu geladen. Sie ist Wissenschaftlerin an der Technischen Universität Dortmund und Initiatorin der Silent University – ein Netzwerk für geflüchtete AkademikerInnen, deren Abschlüsse in Deutschland keine formalen Qualifikationen darstellen. Zusammen arbeiten sie daran, dass zunächst alle Abschlüsse der Akademiker anerkannt werden, damit sie zukünftig ihre Berufe ausüben dürfen.
In der Diskussion gingen die Teilnehmerinnen vor allem auf die Gender Pay Gap (der geschlechtsspezifische Lohnunterschied zwischen Mann und Frau) und auf die Gender Pension Gap (der Unterschied im Alterssicherungseinkommen) beziehungsweise Frauenarmut im Alter ein. Die Gleichstellungsbeauftragte Feldmann äußerte dazu, es müsse eine neue Wertigkeit geben, und dass wichtige Berufe im Allgemeinen nicht schlecht bezahlt werden dürfen. Tagesaktuelles Beispiel: die Situation der KrankenpflegerInnen in der Bundesrepublik.
Ingrid Jost: „Wichtigen Dingen darf nicht nur ein Tag im Jahr gewidmet werden“
Die Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen, Katja Möllner, äußerte dazu, dass das Wertebild geändert werden müsse. „Wenn Frauen arbeiten, machen sie Karriere, wenn Männer arbeiten gelten sie als Ernährer der Familie“, so Möllner. Die geschlechtertypischen Berufe sollten viel mehr von beiden Geschlechtern ausgeübt werden. Darüber hinaus solle der Arbeitgeber auch damit rechnen, dass nicht nur die Frau ausscheidet, wenn sie eine Familie gründet, sondern, dass auch Männer Erziehungsjahre nehmen können.
„Wir Frauen sollten uns darauf besinnen, dass wir alle Schwestern sind, die Frauenkräfte müssen sich bündeln“, so Ingrid Jost von Die Linke. Die Existenzsicherung muss zum Leben reichen, damit jede/r in Würde alt werden könne. „Wichtigen Dingen darf nicht nur ein Tag im Jahr gewidmet werden“, betont Jost.
Ein weiteres zentrales Thema der Podiumsdiskussion war die Kinderbetreuung und damit einhergehend die Möglichkeit für viele Frauen, wieder arbeiten zu gehen. SPD-Landtagsmitglied und Frauenpolitische Sprecherin Anja Butschkau ist der Meinung, dass der Arbeitgeber die Arbeitszeiten so anpassen muss, dass die Kita-Mitarbeiter entlastet werden und Eltern mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen können. Sie erzählte außerdem von dem Projekt „Sonne, Mond und Sterne – ergänzende Kinderbetreuung“. Hierbei gehen „Kinderfeen“ in die Familien von Eltern, die vor den Öffnungszeiten der Kita arbeiten gehen müssen, und kümmern sich darum, dass die Kinder frühstücken und in die Kita gebracht werden.
FDP-Mitglied und Allgemeinmedizinerin Bettina Houben findet es besonders wichtig in ihrer Praxis bei Zweifeln von jungen Frauen, diese zu ermutigen ihren Abschluss zu machen. Justine Grollmann, Ratsmitglied der CDU-Fraktion in Dortmund und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Dortmunder Frauenverbände, hat schon damals mit Alice Schwarzer für die Emanzipation gekämpft. Ihr ist besonders wichtig, dass die Frauen sich untereinander vernetzen, um sich gegenseitig helfen zu können.
Weitere Informationen:
- EqualPayDay Demonstration am Freitag, 16.03.2018 um 15.30 Uhr am Friedensplatz Dortmund
- RedDinner am Freitag, 16.03.2018 um 17.00 Uhr im Rathaus Dortmund