Nordstadt-Oper – das bedeutet Elektromusik und Operngesang zusammen mit ganzen Orchestern auf der Straße. Mit einer ganz besonderen Aufführung besuchte das Theater Dortmund am Samstag (5. Juni 2022) die Nordstadt. Gestartet im Blücherpark, zog die Prozession mit hunderten Menschen in Richtung Speicherstraße. Zusammen mit einer Diversität des Publikums, die das Theater wohl selten erlebt.
Elektronische Musik traf Oper und Akkordeon
Seit Monaten haben zahlreiche Musiker:innen und Tänzer:innen auf diesen Tag hingearbeitet. Am Samstagabend verwandelten sie das Hafenviertel zu einem großen Opernsaal. Zunächst gab es eine Soundinstallation in den Blücherpark. Wenig später formierten sich Künstler:innen und Publikum zu einem großen Zug auf der Straße. Vorne weg ein LKW mit einem Hafencontainer auf der Ladefläche. Aus dem Container performten die Sänger:innen des Dortmunder Opernensembles Daegyun Jeong, Wendy Krikken und Mandla Mndebele zusammen mit den DJs 909 Schneider und WIFI GOLD.
Mit der Freiluftoper wollte das Theater die Besondere Atmosphäre der Nordstadt aufgreifen. Der Weg des Lebens spiegle sich in den Straßen der Nordstadt. „Eine große Suche, Umwege, Selbsterkenntnis und schließlich die Befreiung“. Die performative Soundkarawane ein Prozess der Transformation – Mit etwa 200 Künstler:innen.
Auch zufällig Vorbeikommende sollten von der Oper mitgenommen werden. Und das gelang auch sehr gut. Zahlreiche Menschen schlossen sich dem Opernzug auf der Strecke an. Viele wurden durch die Klänge an ihre Fenster gelockt und schlossen sich anschließend teilweise der Menge an. Auch viele Nordstadt-Kinder verfolgten die Oper begeistert.
Das Format ermöglichte die Teilhabe mit möglichst wenig Hürden
So gelang es mit dem offenen Format vor Ort wahrscheinlich auch Menschen abzuholen, die zuvor nichts mit dem Theater Dortmund zu tun hatten. Das die Aufführung kostenlos im Eintritt war und nicht das Setting einer noblen Abendveranstaltung hatte, senkte weitere Hürden.
So war ein in jeglicher Art sehr breites wie auch diverses Publikum vertreten. So könnte die Aufführung vielleicht sogar die Sympathie der Dortmunder CDU gewinnen. Es herrschte eine Stimmung wie bei einer Kombination von Karneval, Oper, Demonstration und Loveparade.
Damit das Werk funktioniert war eine Menge Koordination und Teamwork notwendig. Über Funkgeräte kommunizierten die Mitwirkenden während der Aufführung ständig. Die Verkehrswacht und weitere Ordner:innen sicherten den großen LKW. Das Tiefbauamt sperrte die Straßen für die Oper. Auf der Mallinckrodtstraße führte das zu einem Hupkonzert, welches wie ein Teil der Aufführung wirkte.
Ihren Abschluss fand die Aufführung mit einem Finale am Umschlagplatz an der Speicherstraße. Hier kamen alle Beteiligten noch einmal zusammen. Im Anschluss an die eigentliche Aufführung spielte 909 Schneider noch bis um Mitternacht ein DJ-Set.
Viele Anwohner:innen missachteten die Parkverbote und wurden abgeschleppt
Bei aller guten Stimmung: Ein „Nachspiel“ könnte die Nordstadt-Oper dennoch haben. Denn dafür wurden zahlreiche Fahrzeuge abgeschleppt, was bei nicht wenigen Anwohner:innen für Unmut sorgte.
Deren Fahrzeuge standen in den temporär errichteten Parkverbotszonen, obwohl schon seit Tagen Schilder auf Veranstaltung und Parkverbot hinwiesen. Zudem wurden an die Haushalte entlang der Strecke Hinweise zur Oper und dem daraus resultierenden zusätzlichen Platzbedarf in die Briefkästen gesteckt.
Mit der Nordstadtoper setzt sich die Reihe der musiktheatralen Stadtprojekte der Oper Dortmund fort − nach MusiCircus in der Spielzeit 2018/19 und Sounds of Dortmund der vergangenen Saison. Die Verantwortlichen kündigten an, dass es bestimmt nicht das letzte Mal gewesen sei, dass sie so etwas machen. Bis dahin solle man sie im Theater Dortmund besuchen.
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