Sich in Dortmund zu Hause fühlen – (Wahl)Heimat erkunden
Die Idee eines Quartierrundgangs in der Dortmunder Nordstadt kam Francesca Santo (Integrationscoach bei der dobeq GmbH) während eines Gespräches mit dem spanischen Teilnehmerpaar Houria Bakhti und Said Boulban, die ursprünglich aus Marokko stammen. Die beiden leben zwar seit 2018 in Dortmund, haben sich aber nie Zeit genommen, die Stadt Dortmund zu erkunden. Über die Gelegenheit, 2 Stunden lang die Dortmunder Nordstadt zu erschließen, welche zum Teil in der Muttersprache erfolgen kann, sind beide sichtlich erfreut. Wie viele andere ihrer Landsleute kehrten sie damals der Wirtschaftskrise und Perspektivlosigkeit in Südeuropa den Rücken und haben sich für Dortmund als Wahlheimat entscheiden. Hier in Dortmund richtig Wurzeln zu schlagen, fällt den beiden nicht leicht.
Mit unserem speziell konzipierten Rundgang in der Nordstadt helfen wir unseren Teilnehmenden im Projekt DAWIQ die Dortmunder Nordstadt mit ihren zahlreichen Sehenswürdigkeiten, Angeboten und ihrer traditionsreichen Geschichte zu erschließen, um in Dortmund Wurzeln schlagen zu können. Die Stadt Dortmund hat viel zu bieten, leider wissen Neuzugewanderte sehr häufig über die Angebote nicht Bescheid und nutzen diese nicht. Wir möchten dies ändern: Die Stärkung gesellschaftlicher Partizipation, Teilhabe an niederschwelligen Qualifizierungen und Integration in faire Beschäftigung insbesondere von Neuzugewanderten in der Dortmunder Nordstadt gehören mit zu unseren Zielen im Projekt DAWIQ. Die Nordstadt-Erkundungstour bieten wir unseren Teilnehmenden sowohl auf Deutsch als auch in anderen Sprachen an: Spanisch, Italienisch, Rumänisch und Bulgarisch.
Zusammen mit ihrem Kollegen, Hisen Sabedini, erarbeitet Francesca Santo eine besondere Erkundungstour für das Ehepaar, die neben den Touristen-Attraktionen Möglichkeiten auf dem Dortmunder Arbeits- und Weiterbildungsmarkt aufzeigt.
Frau Bakhti war von unserer Arbeit sichtlich gerührt. Sie möchte endlich in Dortmund „richtig“ ankommen und bemüht sich sehr darum: Bei der ersten Gelegenheit hat sie sich für einen Deutschkurs angemeldet. Es ginge ihr mit dem Erwerb der deutschen Sprache nicht schnell genug, teilte die Teilnehmerin mit. Eine B2 Prüfung steht demnächst an, dies ist ein weiter wichtiger Schritt, um beruflich und privat in Dortmund durchstarten zu können.
Während des Quartierrundgangs gab es einen Halt bei MIA-DO-Kommunales Integrationszentrum der Stadt Dortmund. Frau Bakhti und Herr Boulban möchten als Sprachmittler arbeiten. Aus diesem Grund hat Herr Sabedini ein kleines Treffen mit dem zuständigen Ansprechpartner seitens der Stadt Dortmund arrangiert. Als sehr freundlich und informativ empfanden die Teilnehmenden das Gespräch mit dem Verantwortlichen für den Dolmetscherpool. Am Ende des Gesprächs wussten die beiden ganz genau, wie man in den Pool der Sprachmittler aufgenommen werden kann, erklärte Said. Der Quartiersrundgang geht weiter, auf unserer Strecke finden sich auch bereits bekannte Orte, wie die Verbraucherschutzzentrale, welche dem Ehepaar von ihren Freunden bereits als besonders hilfreich empfohlen wurde.
Sehr groß sei die Stadt Dortmund, sagt Herr Boulban, dies bestätigt Frau Bakhti als der Blick auf die Fußgängerzone fällt. Dennoch erreicht man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln jeden Winkel der Stadt, da es ein gut aufgebautes Netz gibt, lobt Said. Er fühle sich in Dortmund sehr wohl und liebe besonders die Vielfältigkeit der Stadt Dortmund. Als die geplanten 120 Minuten um sind, zieht es uns alle noch kurz zu dem Weihnachtsmarkt hin, wo gerade ein Ritterkampf von Schaustellern inszeniert wird. Viel zu schnell verging die Zeit, sagen beide mit einem Lachen und freuen sich weiter auf einen Spaziergang zu weit. Es war ein Rundgang mit vielen bekannten Orten, die von dem Ehepaar neu entdeckt wurden, und neuen Einrichtungen, die sie aufsuchen, wenn Sie Hilfe zur Selbsthilfe benötigen.
„Wir würden sehr gerne unsere Erkundungstour mit einer Gruppengröße von 10-12 Menschen anbieten, da wir einen großen Bedarf unter unseren Teilnehmenden identifiziert haben. Der Arbeitsmarkt in Dortmund hat sich in Folge der Corona-Pandemie verändert: die Arbeitsuchenden müssen sich neu orientieren. Allerdings macht uns auch hier Corona einen Strich durch die Rechnung: Wir bieten den Quartiers-Rundgang unter der strengen Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen an; eine größere Gruppe ist dabei leider nicht möglich“, sagt Hisen Sabedini.
„Ich kann den Wunsch meines Teams, das Angebot für möglichst viele Teilnehmende im Projekt DAWIQ zu öffnen, sehr gut nachvollziehen. Aktuell nutzen wir die Führungen mit einem Haushalt dazu, Erfahrungen zu sammeln und den neuen Ansatz weiterzuentwickeln. Ich finde es schön, dass mein Team den Corona bedingten Änderungen mit neuen kreativen Lösungsansätzen begegnet. Sobald es möglich ist, werden wir Erkundungstouren mit größeren Gruppen anbieten, um gesellschaftliche Teilhabe und Chancen auf eine nachhaltige Arbeitsmarktintegration bei unseren Teilnehmenden zu stärken. Nur so können wir zu einer vielfältigen Gesellschaft gelangen, die durch Stärken und Kompetenzen jedes Einzelnen bereichert wird und Gewinn für alle ihre Mitglieder darstellt“, fügt Yulia Stevenson, Projektleiterin für den Bereich Angebote für Zugewanderte, hinzu.
DAWIQ – Digitale Wirtschaft, faire Arbeit und gutes Wohnen in der Dortmunder Nordstadt ist ein lokales und sozialräumlich orientiertes Verbundprojekt, gefördert im Bundes/ESF-Programm Bildung, Wirtschaft, Arbeiten im Quartier (www.biwaq.de). Projektträger in Dortmund ist das Amt für Angelegenheiten des Oberbürgermeisters und des Rates „nordwärts vor ort“ in Kooperation mit der GrünBau gGmbH und der dobeq GmbH als Teilprojektträgerinnen. Zielgruppe bei den Teilprojektträgerinnen sind (Neu-)Zugewanderte EU-Bürger*innen ab 27 Jahren sowie Langzeitarbeitslose, mit und ohne Migrationshintergrund, insbesondere aus der Dortmunder Nordstadt.
Ursprünglich wurde das Projekt DAWIQ für den Zeitraum vom 01.01.2019 bis zum 31.12.2021 bewilligt, da der Bedarf weiterhin so hoch ist, wurde das Projekt bis zum 31.12.2022 verlängert.