„Wenn die Kunden nicht kommen können, komme ich zu ihnen“ Optik Siewert e.K. gewinnt beim Wettbewerb „Heimspiel.Dortmund“
Wegen Corona meiden vor allem ältere und chronisch kranke Menschen, die zu den Risikogruppen zählen, überfüllte Augenarztpraxen oder Augenoptikbetriebe. „Wenn die Menschen nicht selbst zur Augenvermessung in unseren Betrieb kommen können, dann kommen wir eben zu ihnen“, sagt Frank Siewert, Augenoptikermeister und Inhaber des Familienunternehmens Optik Siewert e.K. in Dortmund-Mengede. Mit der Idee, ein neues, emissionsfreies „Sehmobil“ anzuschaffen, hatte er sich beim Wettbewerb Heimspiel.Dortmund der Wirtschaftsförderung Dortmund beworben und prompt ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro gewonnen.
„Es freut mich, dass unter den zahlreichen Gewinnern aus Handel und Gastronomie auch ein Handwerksbetrieb aus dem Kammerbezirk ist. Das zeigt wieder einmal, wie wandel- und anpassungsfähig das Handwerk selbst in schwierigen Zeiten sein kann“, sagt Gabor Leisten, Jury-Mitglied und Leiter der Unternehmensberatung der Handwerkskammer (HWK) Dortmund.
Bereits seit vier Jahren fahren der Inhaber und sein Team, das aus insgesamt vier Augenoptikermeistern besteht, mit dem Sehmobil zu den Kunden nach Hause. Entweder, um bei ihnen daheim Augenvermessungen oder Glasstärkenbestimmungen durchzuführen, sie in seinen Betrieb zu fahren oder fertige Sehhilfen und Brillen auszuliefern. „Wir reduzieren die Kontakte, indem wir auch Hausbesuche durchführen. Dadurch gibt es im Geschäft weniger Andrang“, so Siewert. An Bord des Sehmobils, einem elektrisch betriebenen Renault, befinden sich alle Hilfsmittel, um die Augen der Kunden zu prüfen, Glasstärken zu vermessen oder Lupen, Lupenbrillen und Brillen anzupassen. Denn Optik Siewert ist auf ältere Menschen mit Sehbehinderung spezialisiert. Nicht nur Dortmund, sondern auch Nachbarorte wie Castrop-Rauxel, Waltrop, Bochum, Unna oder Lünen zählen zu seinen Einzugsgebieten. „Umweltschutz und E-Mobilität liegen mir am Herzen, deshalb war es für mich wichtig, mit dem Sehmobil emissionsfrei unterwegs zu sein“, sagt Siewert. „Mit dem Fahrzeug kommen wir etwa 120 Kilometer weit.“
Da das Angebot von den Kunden bislang gut angenommen wurde, soll nun ein neues Fahrzeug angeschafft werden, mit dem das alte Sehmobil ersetzt werden soll. Finanziert werden soll der Neuwagen mit dem Geld, das Siewert beim Wettbewerb Heimspiel.Dortmund gewonnen hat. Der Wettbewerb richtet sich an vom Lockdown betroffene Dortmunder Unternehmen, um ihnen bei der Entwicklung und Umsetzung innovativer Ideen für die Zukunft des Unternehmens zu helfen. Mit einem Preisgeld in Höhe von bis zu 10.000 Euro soll ein Anschub geschaffen werden, um den Corona-Winter zu überstehen. „Zahlreiche Handwerksbetriebe werden vom aktuellen Lockdown hart getroffen. Gerade jetzt kommt es auf gute Ideen und Konzepte an, um die Zeit in der Pandemie zu überstehen“, sagt Leisten. Mit dem Preisgeld könne Optik Siewert die Idee eines neuen Sehmobils in die Tat umsetzen und vielleicht sogar gestärkt aus der Corona-Krise hervorgehen. „Der Wettbewerb ist ein gelungenes Beispiel, wie man Unternehmen in der Krise unbürokratisch unterstützen und helfen kann.“
Auch das neue Sehmobil des Optikerbetriebs wird elektrisch unterwegs sein. Entschieden hat sich Siewert für ein ähnlich großes Fahrzeug, aber mit einer größeren Akkureichweite: „Das neue E-Auto hat dann die dreifache Reichweite, sodass es nicht so oft aufgeladen werden muss.“ Von einem benachbarten Buchhändler, der mit dem gewonnenen Preisgeld bei der ersten Auflage des Wettbewerbs ein Lasten-E-Bike angeschafft hat, hatte er von der Ausschreibung erfahren. „Das ist eine gute Sache und ein sehr schönes Gefühl zu wissen, dass man den Hauptpreis gewonnen hat und so einen Zuschuss für die Umsetzung seiner Idee bekommt“, findet Siewert. Geladen wird das neue Fahrzeug wie auch schon das Vorgängermodell an eigenen Wallboxen mit hundert Prozent „grünem“ Strom. Ebenso können die Kunden ihr eigenes Elektro-Fahrzeug an der Schnellladebox neben dem Geschäft kostenlos aufladen. Seit Anfang des Jahres wurden bei Optik Siewert auch betriebsintern alle Lampen auf Öko-Strom umgestellt. Alle Brillen, die im Augenoptikerbetrieb gebaut werden, bestehen aus reiner, regenerativer Energie der Firma Naturstrom. „Wir bauen Brillen mit Hilfe von Sonnenenergie. Die Windenergie trägt uns wiederum zu unseren Kunden.“ Mit der Einführung des Sehmobils hat Optik Siewert sein Geschäftsmodell nicht nur maßgeblich erweitert, sondern auch einen neuen Vertriebskanal hinzugewonnen.
Bildzeile: Inhaber und Augenoptikermeister Frank Siewert und Augenoptikermeisterin Nicole Siewert mit dem alten Sehmobil, das bald durch ein neues Fahrzeug ersetzt werden soll.
Foto: HWK Dortmund
Zwischen beruflichen Lockdown und einem neuen Ehrenamt
Zu „Coronazeiten“ in ein Ehrenamt starten, geht das?
Wenn beruflich alles herunter gefahren ist, private Aktivitäten stark eingeschränkt sind, der Tag viel zu viele Stunden hat, kann man dann ehrenamtlich tätig werden?
Rieke Janson hat sich auf den Weg gemacht und berichtet, dass sie
seit 2015 als Angestellte in der Veranstaltungsbranche arbeitet.
Viel Schweiß, Arbeit und ganz besonders viele tolle und verrückte Individuen machten ein Event groß, laut und bunt, jedenfalls bis März 2020, so Rieke Janson. Der Branche musste durch die Coronakrise eine Vollbremsung hinlegen, keine Veranstaltungen, keine Aufgaben, keine Arbeit!
„Seitdem heißt es warten, warten, warten und vor allen Dingen hoffen! Alldieweil fällt mir hier zu Hause die Decke auf den Kopf, nachdem ich Prime und Netflix abgegrast habe, die Wohnung blitzblinkt geputzt ist und auch sonst alle Sachen erledigt sind, bleiben oft immer noch fast acht Stunden pro Tag freie Zeit“, berichtet Rieke Janson.
Die Suche nach einer sinnvollen Beschäftigung, führte Rieke Janson zur FreiwilligenAgentur Dortmund. In der Beratung wurden ihr verschiedene Engagementmöglichkeiten aufgezeigt und sie hatte die Qual der Wahl.
Zwar gibt es in der Pandemie weniger Einsatzmöglichkeiten, jedoch haben die Dortmunder Träger und Organisationen viele neue, kreative ehrenamtliche Aktivitäten entwickelt, so dass zu ihrem persönlichen Profil letztendlich 12 unterschiedliche Angebote zur Auswahl standen.
Mit der Entscheidung für ein Ehrenamt möchte sie etwas an die Gesellschaft zurückgeben und etwas Gutes tun. „Ich freue mich über das Gefühl wieder gebraucht zu werden, und es ist für mich eine absolute Bereicherung“, strahlt Rieke.
Nach Terminvereinbarungen bietet die FreiwilligenAgentur ihre Beratung per Telefon oder Videochat an. Termine können unter info@freiwilligenagenturdortmund.de und oder 0231- 50 10 600 vereinbart werden.
Foto: Kathrin Bröker / FreiwilligenAgentur