Landtagsabgeordneter Volkan Baran auf einen Kaffee bei Bodo e.V.
Der Dortmunder Landtagsabgeordnete Volkan Baran war am Montag zu einem Austauschgespräch bei Bodo e.V. und hatte als Gastgeschenk eine Bücherspende für den Bodo Buchladen mitgebracht.
Volkan Baran, der wohnungs- und baupolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, hatte Bastian Pütter und Tanja Walter um das Gespräch gebeten, um sich die unterschiedlichen Arbeitsbereiche von Bodo vorstellen zu lassen und mehr über die Geschichten der Menschen, hinter der Obdachlosigkeit zu erfahren. Beide nahmen sich viel Zeit und berichteten von den Anfängen des Straßenmagazins, in den 90ern und davon, dass die Obdachlosenmagazine rund um den Globus nach dem gleichen Muster funktionieren.
Menschen, die durch Krisen oder Sucht Selbstvertrauen und Halt verloren haben, machen die positive Erfahrung wieder Geld zu verdienen und auf nette Menschen zu treffen. Das Attraktive ist, dass die Verkäufer*innen dafür zunächst nicht in Vorleistung gehen müssen, denn das erste Paket Bodos gibt es für die Verkäufer*innen kostenlos.
„Wir bieten positive Erfahrungen und nette Begegnungen“, so bringt es Bastian Pütter von Bodo auf den Punkt. „Die meisten unserer Verkäufer kommen nach ein paar Wochen zu uns und haben durch die positiven Erfahrungen die Kraft andere Baustellen in ihrem Leben anzugehen, wie zum Beispiel nach langer Zeit ihre Post zu öffnen. Begegnungen auf Augenhöhe und damit Chancen zu eröffnen aus der Krise herauszukommen, das ist der Grundgedanke hinter Bodo, der immer noch funktioniert.“
Volkan Baran zeigte sich beeindruckt, als Walter eröffnete, dass ca. 32 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer für Bodo aktiv sind, denn Buchladen, Magazin, Verkäufercafé, die aufsuchende Arbeit mit Kaffee und Knifte, soziale Stadtführungen und vieles mehr sind eine Menge Arbeit. Doch grundsätzlich setzt Bodo auf Arbeit, nicht auf Ehrenamt, auch wenn die ehrenamtliche Hilfe Bodo ermöglicht auf vielen Ebenen aktiv zu sein.
Baran resümiert am Ende des Besuchs:
„Ich bin beeindruckt von der Arbeit, die hier geleistet wird und finde die Idee auf der das Magazin basiert nach wie vor gewinnend, weil sie so niedrigschwellig ansetzt.
Als Wohnungspolitiker gehört der Bereich der Wohnungslosigkeit nicht zu meinem Kerngeschäft, weil er zur Sozialpolitik zählt. Nichtsdestotrotz ist er entscheidend für meine Arbeit. Die Entwicklung der Zahlen der wohnungslosen Menschen ist ein Symptom für das, was an wohnungspolitischen Problemen existiert und angegangen werden muss.
Im NRW-weiten Vergleich haben wir in Dortmund noch keinen stark angespannten Wohnungsmarkt, doch Veränderungen werden auch hier sichtbar. Im Gespräch haben Herr Pütter und Frau Walter bestätigt, dass Menschen mittlerweile leichter ihre Wohnung verlieren, als zuvor. Die Nachfrage an bezahlbarem Wohnraum und die Mieten steigen, dadurch können Vermieter sich ihre Mieter*innen aus einem großen Pool die solventesten Mieter heraussuchen. Das ist nicht per se verwerflich, führt aber dazu, dass Menschen, die arbeitslos sind oder durch Schicksalsschläge ihre Wohnung verloren haben, keine neue Wohnung finden.
Außerdem sorgt es dafür, dass Vermieter schneller dazu neigen Mieterinnen und Mieter, die einmal ihre Miete nicht zahlen können, die Wohnung zu kündigen, weil bereits zig andere Bewerber warten.
Genau hier setzt ja unsere Kritik am Raubbau am Mieterschutz, der schwarz-gelben Landesregierung an. Sie lassen eine Verordnung nach der nächsten auslaufen. Doch bei einem derart angespannten Wohnungsmarkt brauchen wir dringend mehr Mieterschutz, mehr mietpreisgebundene und öffentlich-geförderte Wohnungen. Denn gute Wohnungspolitik ist Sozialpolitik und unterstützt gerade jene, die sich nicht selbst mit angemessenem, gesundem Wohnraum versorgen können.“
Kritik aus Dortmund am Vorschlag der Bundesbildungsministerin: „504 Euro Mindestlohn für Auszubildende reicht vorne und hinten nicht“
Gemeinsam machen Rainer Hoffmann, DGB-Vorsitzender, die Dortmunder DGB-Vorsitzende Jutta Reiter und die SPD-Bundestagsabgeordnete Sabine Poschmann mobil gegen die von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) ins Gespräch gebrachte Mindestausbildungsvergütung von monatlich 504 Euro im ersten Ausbildungsjahr. Poschmann reagiert mit Kopfschütteln darauf. „Das reicht hinten und vorne nicht“, kritisiert die stellvertretende wirtschaftspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion. Die Attraktivität einer Ausbildung hänge neben bestimmten Rahmenbedingungen wie Fortbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten auch von einer angemessenen Entlohnung ab. Es sei kein Zufall, dass die Abbrecherquote in einigen Branchen bis zu 50 Prozent und mehr betrage, so Poschmann.
Ein Konditor in Dortmund erhalte im ersten Ausbildungsjahr monatlich um die 450 Euro, ein Fotograf sogar nur rund 350 Euro. „Mit solchen Vergütungen fällt es schwer, junge Menschen für einen Beruf zu begeistern und sie zu guten sowie motivierten Fachkräften auszubilden“, gibt die Abgeordnete zu bedenken.
„Wer über Fachkräftemangel klagt und sich darüber aufregt, dass junge Leute heute nach der Klasse 10 weiter zu Schule gehen, der sollte sich bei der Bezahlung nicht zieren“, so Jutta Reiter. „Wenn wir duale Berufsausbildung attraktiv halten wollen, ist die Bezahlung ein wichtiger Punkt.“
Die SPD favorisiere das DGB-Modell, das sich jährlich am Tarifdurchschnitt anlehne und zurzeit eine einheitliche Vergütung von 635 Euro/Monat im ersten Ausbildungsjahr vorsehe. Davon könnten auf einen Schlag 160.000 und damit 12 Prozent aller bundesweit 1,34 Millionen Azubis profitieren.
„Das ist dringend notwendig“, betont Poschmann. Der Vorschlag der Bundesbildungsministerin sei schon deshalb wenig hilfreich, weil er sich am Schüler-Bafög orientiere. „Im Gegensatz zum Schüler-Bafög fallen bei der Ausbildungsvergütung aber Steuern und Sozialabgaben an“, erläutert Poschmann. Damit würde ein Auszubildender trotz ähnlich hoher Beträge am Ende des Tages weniger Geld als ein Schüler haben. „Das ist nicht nur ungerecht, sondern widerspricht auch unserem Gedanken, dass berufliche und akademische Ausbildung den gleichen Stellenwert haben müssen.“