Von Leonie Krzistetzko
Bis zum 26. Juni ist die Wanderausstellung „World Press Photo“ zum nun bereits fünften Mal im Depot in die Dortmunder Nordstadt und lädt BesucherInnen ein, sich die besten Pressefotografien des letzten Jahres anzusehen.
World Press Photo des Jahres 2015 gibt den Flüchtlingszahlen ein Gesicht
Seit 1955 zeichnet die World Press Photo Foundation in einem internationalen Wettbewerb die besten Pressefotografien aus. Über 150 Fotografien zeigen einen Rückblick auf das letzte Jahr und bieten hierbei den BesucherInnen ein großes Spektrum an Informationen und Geschichten an. Dieses Jahr zeigt die World Press Photo Werke von insgesamt 41 Fotografen aus 21 verschiedenen Nationen.
Vor allem große Bekanntheit und Aufmerksamkeit erlangte das World Press Photo des Jahres 2015, des australischen Fotografen Warren Richardson. Die Fotografie zeigt einen Mann, der an der ungarisch-serbischen Grenze in Röszke ein Baby durch den Grenzzaun reicht.
„Dieses Bild gibt den Flüchtlingszahlen ein menschliches Gesicht“, so Kari Lundelin. Lundelin ist der Senior Editor der World Press Photo Foundation und dieses Jahr zum zweiten Mal dabei. „Es gibt dieses Jahr einen Wechsel in unserer Ausstellung, der stark zu bemerken ist“, so Lundelin.
Die Ausstellung zeigt dass die Konflikte der Welt näher an Europa rücken
„Die Werke der letzten Ausstellungen wurden immer wieder als „exotisch“ und „tragisch“ zusammengefasst. Dieses Jahr ist ganz besonders die Komponente des „Bekannten“ vertreten. Es ist ein bekanntes Thema, mit dem sich dieses Jahr 20 Prozent der Ausstellung befassen: die Flüchtlingskrise.
Dieses Thema ist stark mit dem Thema der Hoffnung verbunden.“, führt er fort, „es werden weniger exotische Themen präsentiert, und mehr von dem, was uns alle überall auf der Welt zurzeit betrifft“.
Doch die Flüchtlingskrise ist nicht das einzige Thema, das die Werke der diesjährigen Ausstellung thematisieren. Viele Fotojournalisten widmeten sich in ihrer Arbeit auch der Beziehung zwischen Mensch und Natur.
So thematisiert der japanische Fotograf Kazuma Obara die Folgen der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl, die immer noch präsent sind, obwohl dieses tragische Ereignis bereits vor 30 Jahren stattgefunden hat. Neben dem Pressefoto des Jahres umfasst die Ausstellung preisgekrönte Serien und Einzelbilder aus 8 Kategorien.
Die World Press Photo Foundation unterstützt die Idee der Presse- und Redefreiheit
Am Ende gehe es darum, die Pressefreiheit und die Redefreiheit zu unterstützen, so der Senior Editor der Foundation.
„Bei und gibt es keine Zensur und keine Ausgrenzung der Journalisten“, führt er fort, „Fotos sind direkter als Worte und zeigen was auf der Welt passiert“.
Auch gehe es der World Press Photo Foundation darum, Fotojournalisten zu fördern und ihre Arbeit der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
In einer Zeit wie dieser stelle sich nämlich die Frage, wo die Wichtigkeit des Fotojournalismus liege, wenn jeder Mensch jederzeit in der Lage ist alles um sich herum zu fotografieren und zu dokumentieren, so Lundelin.
Organisation führt „Code of Ethics“ ein, um Vertrauenswürdigkeit der Arbeiten zu gewährleisten
„Bei uns gab es schon immer Regeln diese sind allerdings dieses Jahr expliziter geworden. Es ist einfach Bilder zu manipulieren, aber das ist in dieser Ausstellung nicht erlaubt.“
Gute Fotojournalisten seien über ethische Prinzipien informiert und seien gut darin ihre Themen zu recherchieren, weiß Lundelin.
„Sie haben es nicht nötig zu manipulieren. Es ist wichtig in dieser Welt vertrauen zu können, denn wir werden ständig manipuliert durch kommerzielles Interesse und Werbung. Diese Ausstellung soll Augenzeugen unterstützen deren Arbeiten wir vertrauen können.“
Das nun eingeführte Regelwerk der World Press Photo Foundation umfasst ein Statement der Fotografen, bis zu welchem Grad die Menschen auf den Bildern von ihrer Anwesenheit beeinflusst wurden.
So wurde sichergestellt, dass die Situationen auf den Bildern nicht gestellt sind, Porträtfotografien stellen hierbei eine Ausnahme dar. Auch mussten alle BewerberInnen eine transparente Erklärung zu ihren Werken mitsamt einleuchtenden Bildunterschriften abgeben.
Das Depot in der Nordstadt bietet ein interessantes Rahmenprogramm zur Ausstellung
So wird am Montag, 6. Juni, der in Dortmund geborene Fotojournalist und Fotograf Christoph Bangert einen Vortrag zu seiner Arbeit in Krisen- und Konfliktgebieten halten.
Der Eintritt an diesem Abend ist frei. Interessierte sind herzlich eingeladen, sich in Verbindung zum Vortrag die Ausstellung anzusehen.
Bangert, selbst Preisträger des World Press Photo Wettbewerbs 2008, arbeitete bislang unter anderem in Palästina, Japan, Darfur, Afghanistan und Nigeria und thematisiert in seinem Vortrag vor allem die Frage der Moral im Zusammenhang mit der Kriegsfotografie:
„Ist es moralisch vertretbar, als Fotograf in Krisengebieten zu arbeiten? Warum sind wir alle von den Bildern des Elends angezogen? Produziere ich Kriegs-Pornographie?“
Das SweetSixteen-Kino zeigt Dokumentation „Finding Vivian Maier“ von 2014
Auch zeigt das im Depot ansässige SweetSixteen-Kino vom Donnerstag, 9. Juni, bis Mittwoch, 22. Juni, zu verschiedenen Uhrzeiten die Dokumentation „Finding Vivian Maier“.
Das Künstlerporträt thematisiert das Leben und Werk der amerikanischen Fotografin Vivian Maier, deren Werke beinahe niemals entdeckt worden wären.
Unter anderem bietet das Depot einen Kombibesuch der Ausstellung und der Filmdokumentation „Finding Vivian Maier“ für Schulklassen an. Am 11. und am 18. Juni gibt es jeweils um 15 Uhr öffentliche Führungen durch die Ausstellungen geben.
Die DEW21 sponsert die World Press Photo auch wieder in diesem Jahr
Bereits zum fünften Mal ist die DEW21 der Hauptsponsor der Ausstellung im Depot. „Ich empfinde die Ausstellung als sehr wichtig und deshalb kann ich sagen, dass sie auch für das nächste Jahr festgeschrieben ist“, so Wolfgang Bödeker.
Er sehe auch für die kommenden Jahre eine weitere Unterstützung gegeben. Die World Press Photo Foundation empfiehlt den Besuch der Ausstellung ab 14 Jahren. Führungen für Gruppen können gesondert gebucht werden.
Weitere Informationen gibt es unter der Telefonnummer 0231-900 806 oder unter depot@depotdortmund.de.
Öffnungszeiten der Ausstellung:
- Montags bis mittwochs: 11 bis 19 Uhr,
- Donnnerstags: 11 bis 20 Uhr,
- Freitags und samstags: 11 bis 22 Uhr
- Sonntags:11. bis 19 Uhr
- Eintritt: sechs Euro (vier ermäßigt) Führungsgebühr 3 Euro zusätzlich
- Ort: Depot, Immermannstraße 29, 44147 Dortmund-Nordstadt