Fotobuch „Wir: Echt Nordstadt“: Ein intensiver Blick auf die starken Seiten und die bunte Vielfalt

Das Projektteam des Fotobuchs „Wir: Echt Nordstadt“. Foto: Dietmar Wäsche
Das Projektteam des Fotobuchs „Wir: Echt Nordstadt“. Foto: Dietmar Wäsche

Ein ganz besonderes Nordstadtbuch soll im Oktober erscheinen: „Wir: Echt Nordstadt“ wird die Foto- und Text-Portraits von über hundert unterschiedlichen Gruppen aus dem Stadtteil beinhalten.

Trotz vieler Stärken haftet der Nordstadt ein negatives Image an

Die Dortmunder Nordstadt: Ein Stadtteil, der ungeheuer viel für die Gesamtstadt leistet. Menschen, die nach Dortmund kommen um zu studieren, Arbeit aufzunehmen oder die als Migranten und Flüchtlinge ankommen, orientieren sich hier und finden ihren Platz in der Stadt. Nachbarschaftshilfe in bester Ruhrgebietstradition wird noch groß geschrieben.

Der Stadtbezirk ist der einzige, der einer ansonsten negativen demografischen Entwicklung trotzt: Hier werden mehr Kinder geboren als alte Menschen sterben. Hinzu kommt eine große Zahl kreativer Köpfe, z. B. Kulturschaffende, die in Ateliers, Theatern und Clubs wirken. – Und dennoch: Das Image der Dortmunder Nordstadt ist schlecht. Nicht wenige Menschen aus der Ruhrgebietsstadt und der sie umgebenden Region meiden das Viertel.

Stadtbezirksmarketing der Nordstadt unterstützt und finanziert die Fotoprojekt-Idee

Dietmar Wäsche fotografiert die Hauptamtlichen des Pastoralverbundes St. Joseph, Münsterstraße. Albana Sadiku, rechts, assestiert. Foto: Alex Völkel
Dietmar Wäsche fotografiert das Pastoralteam der katholischen Kirchen in der Nordstadt. Foto: Völkel

„Wie kann man dem entgegenwirken?“ Diese Frage beschäftigte Akteure, die im Stadtbezirksmarketing der Nordstadt aktiv sind. Die Feststellung: „Es sind die Menschen, die diesen Stadtteil besonders liebenswert machen“, wurde handlungsleitend.

So entstand das Projekt „Wir: Echt Nordstadt“, in dem inzwischen über 100 Gruppenportraits erstellt und unterhaltsame und lesenswerte Texte über die überwiegend ehrenamtlich tätigen Menschen geschrieben wurden.

Die zugrundeliegende Idee ist genauso „simpel wie genial“: Die Menschen selbst, die im Stadtteil leben oder arbeiten, sollen die negative Wahrnehmung von der Nordstadt außerhalb des Stadtteils positiv beeinflussen.

Gruppen werben unbewusst selbst für den Stadtteil und zeigen die positiven Seiten

Die Gruppen selbst werben für sich und für ihren Stadtteil, indem sie im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne „Gesicht“ für ihn zeigen: 105 professionelle Gruppen-Porträts stehen stellvertretend für die Vielfalt und die Stärken des Stadtteils. Die Porträts bestehen aus professionell aufgenommenen Fotos ergänzt durch ebenso professionelle textliche Beschreibungen.

Großer Aufwand als Wertschätzung der Gruppen

Fotojournalist Klaus Hartmann fotografiert in der Zentralmoschee in der Kielstraße. Foto: Alex Völkel
Nordstadtblogger Klaus Hartmann fotografiert in der Zentralmoschee in der Kielstraße. Foto: Alex Völkel

„Der große fotografische Aufwand ist eine Wertschätzung für Bewohnerinnen und Bewohner“, erklärt Nordstadtblogger Klaus Hartmann, der gemeinsam mit Fotografenmeister Dietmar Wäsche die Fotoproduktion übernommen hat.

„Am Anfang dachte ich, dass eine gute Ausleuchtung und Perspektive zu einem guten Foto reichen“, schaut Fotograf Klaus Hartmann rückblickend auf die Arbeit am Fotobuch.

„Im Laufe des Projektes, stellte ich fest, dass viele Dinge, die nicht originär die Fotografie betreffen, von großer Bedeutung für das Gelingen der Aufnahmen waren.“

Dietmar Wäsche ergänzt: „Ohne eine intensive Beschäftigung mit den Menschen in ihrem Umfeld, ist kein authentisches Gruppenportrait möglich“. Dietmar Wäsche stuft die Arbeit am Bildband als eine seiner spannendsten Aufgaben seit langem ein.

Enges Zusammenspiel zwischen Quartiersmanagern, Fotografen und Journalisten

Fotojournalist Klaus Hartmann (rechts) und Fotografenmeister Dietmar Wäsche bei dem Shooting der Klettergruppe Big Tipi. Foto: Claudia Behlau-Blumhoff
Klaus Hartmann und Dietmar Wäsche beim Fototermin mit den Kletterern im Big Tipi. Foto: Claudia Behlau

Die Fotografen haben zudem erlebt, dass die Fotoproduktion nur ein kleiner Teil der Arbeit war: Die Quartiersmanager, die Fotografen und die Texter haben sich gemeinsam auf die Suche nach Gruppen gemacht, haben vielfältige Vorgespräche geführt und das komplexe Vorhaben erklärt.

„Das Projekt war gut für die Kontaktpflege, auch wenn es einen großen Erklärungsbedarf gab“, sagt Quartiersmanagerin Jana Heger.

Die Menschen, die mitgemacht haben, haben dies nicht bereut. Sie sind in einem aufwändig gestalteten Bildband „verewigt“. Die fertigen Porträts sollen entsprechend ihrer Zielgruppe nicht nur im Stadtteil gezeigt werden. Als Zielgruppe sollen diejenigen erreicht werden, die aktuell die Nordstadt meiden.

Die Nordstädter sollen sozusagen „zur Zielgruppe gebracht werden“, verdeutlicht Quartiersmanagerin Heike Schulz, in deren Händen die Federführung des Vorhabens lag.

Bilder werden in Buchform, als Ausstellung und im Internet zu sehen sein

Als Medium dafür sollen die Möglichkeiten des Internets genutzt werden – die Gruppen werden auf der neuen Internetseite „Echt-Nordstadt.de“ vorgestellt. Außerdem soll es eine Ausstellung geben, die am Phoenixsee oder im Westfalenpark zu sehen sein wird.

Flaggschiff ist natürlich der hochwertig gedruckte und gestaltete Bildband, den natürlich auch die Gruppen als Dankeschön für ihre Mitwirkung bekommen werden.

Stärkung des „Wir“-Gefühls durch das Projekt  „Wir: Echt Nordstadt“

Quartiersmanagerin Jana Heger mit Kopftuch beim Moscheebesuch.
Quartiersmanagerin Jana Heger trug beim Moscheebesuch aus Respekt ein Kopftuch. Foto: A. Völkel

Gleichsam wirkt das Projekt auch nach innen in den Stadtteil hinein: Die Gruppenbesuche, die aufwändigen Fotoproduktionen und die von Claudia Behlau, Irmine Skelnik und Nordstadtblogger Alexander Völkel geführten Interviews brachten den Menschen große Wertschätzung entgegen. Das Selbstwertgefühl der Bewohnerinnen und Bewohner wird somit gestärkt. Das Projekt stellt die einzelne Gruppe als Teil einer Gesamtheit dar. Befördert werden dadurch das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Identifikation mit dem Stadtteil.

Des Weiteren soll das Projekt die bereits auf den Weg gebrachte Marketing-Strategie für den Stadtteil intensiv unterstützen. Bereits im Titel des Projektes findet sich der Slogan für die Nordstadt wieder und bringt ihn durch das Wort „Wir“ mit den Menschen des Stadtteils als Gruppe in Verbindung: „Wir – Echt Nordstadt“. „Als Bewohner ,muss’ man einfach in diesem Bildband verewigt sein“, betont Quartiersmanager Martin Gansau.

Idee für Buch und Ausstellung stammt aus Rotterdam 

Vorbild ist das Rotterdamer Projekt „De Zuiderlingen – 155 Groepsportretten“ aus dem Jahre 2008, erklärt Heike Schulz. Darauf aufmerksam wurden die Nordstädter übrigens im Rahmen eines europäischen Austauschprojekts, als sie unter anderem Rotterdam und Birmingham besuchten. Dieses Vorhaben wurde, ebenso wie die aktuelle Fotoproduktion in der Nordstadt, mit EU-Mitteln gefördert.

 

 

 

 

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