Flüchtlings-Drehscheibe Dortmund: Ein gut organisiertes Team aus ehren- und hauptamtlichen Helfern macht’s möglich

Am Sonntag werden in Dortmund drei Flüchtlingszüge erwartet. Der erste Zug brachte 800 Menschen, die im DKH versorgt und dann landesweit verteilt wurden.
Der erste Zug brachte 800 Menschen, die in der Nordstadt versorgt wurden. Fotos: Alex Völkel

Die unglaubliche Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge in Dortmund geht weiter. Heute kümmern sich die ehren- und hauptamtlichen Helferinnen und Helfer wieder um 1000 bis 2000 Menschen im Dietrich-Keuning-Haus – insgesamt drei Züge werden erwartet.

Professionell eingespieltes Hilfesystem von Ehren- und Hauptamtlichen

Mehr als 1000 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer haben sich beim DKH registriert und helfen mit.
Mehr als 1000 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer haben sich beim DKH registriert.

Wegen des großen Andrangs haben Feuerwehr und DRK zusätzliche Zelte im Außenbereichs des Stadtteil- und Kulturzentrums aufgebaut, damit bis zu 1000 Menschen gleichzeitig versorgt und betreut werden können.

Auch der Partykeller und die Nebenräume des Hauses sind belegt. Das DKH wird auch in der kommenden Woche für reguläre Veranstaltungen geschlossen bleiben.

Das Hilfssystem hat sich inzwischen eingespielt und professionalisiert. Alle Aktiven arbeiten Hand in Hand – mehr als 1000 registrierte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer gibt es am Dietrich-Keuning-Haus, die sich dort abwechseln.

Sie haben gemeinsam mit den Hauptamtlichen klare Strukturen aufgebaut, um in einem sehr engen Zeitfenster möglichst viele Hilfsangebote zu realisieren.

Klare Arbeitsteilung sichert einen möglichst reibungslosen Ablauf 

Am Sonntag werden in Dortmund drei Flüchtlingszüge erwartet. Der erste Zug brachte 800 Menschen, die im DKH versorgt und dann landesweit verteilt wurden.
Am Sonntag werden drei Flüchtlingszüge erwartet.

Eine große Hilfe sind die vielen ehrenamtlichen Dolmetscherinnen und Dolmetscher – sie stehen mit Rat und Tat zur Seite und sorgen ebenfalls für einen reibungslosen Ablauf.

So gibt es beispielsweise Zuständigkeiten für einzelne Tische und Bereiche: Denn die Flüchtlinge werden an den Tischen versorgt und müssen sich nicht anstellen. Dadurch geht die Verteilung schneller.

Ähnlich ist es bei den Kleiderspenden. Statt die Flüchtlinge in die Skaterhalle zu bringen – sie ist seit einer Woche Sortierstation und Kleiderkammer – werden „Bestellungen“ zentral entgegengenommen.

Vor allem für Flüchtlings-Kinder gab es Kleidung und Spielzeug.
Für die Kinder gab’s  Kleidung und Spielzeug.

Läuferinnen und Läufer sprinten dann nicht nur sprichwörtlich in die Kleiderkammer, um die Kleiderspenden einzusammeln.

Nur für Kinderkleidung und Spielzeug ist direkt im großen Saal ein Bereich eingerichtet worden, wo Helferinnen die Kinder neu einkleiden.

Denn nichts darf das fragile Hilfesystem stören – schließlich müssen am heutigen Sonntag Menschen aus drei Zügen versorgt werden.

Ein Kraft-Akt, der alle Helferinnen und Helfer an ihre physischen und psychischen Grenzen bringt. Doch die Dankbarkeit der Flüchtlinge ist ihnen Entschädigung genug.

Dortmund und Düsseldorf werden noch die ganze Woche Drehscheibe sein

Am Montag werden sie einen Tag zum Durchschnaufen haben – dann wird Düsseldorf wieder übernehmen. Am Dienstag ab 9 Uhr wird dann wieder Dortmund für 24 Stunden zur landesweiten Drehscheibe.

Am Sonntag werden in Dortmund drei Flüchtlingszüge erwartet. Der erste Zug brachte 800 Menschen, die im DKH versorgt und dann landesweit verteilt wurden.
Am Sonntag werden in Dortmund drei Flüchtlingszüge erwartet. 

„Diese Woche planen wir für uns ein – aber dann sind auch andre mal dran“, sagte Stadtsprecher Michael Meinders. Andere NRW-Städte seien hier perspektivisch gefordert.

Die Situation der NRW-Städte ist vergleichbar mit dem Engagement der Bundesländer: Aktuell sind nur Dortmund und Düsseldorf Drehscheibe. Auf Landesebene haben außer Bayern und NRW bisher keine weiteren Bundesländer im nennenswerten Umfang Züge mit Flüchtlingen aufgenommen.

„Wir machen das gerne  – im Sinne einer Willkommenskultur. Aber andere Bundesländer haben auch Kapazitäten“, machte Meinders deutlich. Denn die Stadt wie auch die Helferinnen und Helfer werden belastet.

So ist neben dem Dietrich-Keuning-Haus an diesem Sonntag auch das Fritz-Henssler-Haus als sogenannte „Überlaufeinrichtung“ vorgehalten worden. Sie wurde zwar bisher nicht gebraucht. Doch „Chizuru“, die monatliche Anime- und Manga-Convention, musste vorsorglich abgesagt werden.

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Reader Comments

  1. Jutta Reiter (DGB)

    DGB: Abschottung an deutschen Grenzen helfen nicht!

    „Die Kontrollen an der Grenze zu Österreich, um Flüchtlinge abzuschrecken, ist der Ausdruck einer blanken Hilflosigkeit auf Seiten der Bundesregierung und der Europäischen Union“, so Jutta Reiter Vorsitzende des DGB in Dortmund. „Menschen, deren Leben bedroht ist, werden sich nicht von der Flucht abhalten lassen können! Für sie ist ihre Situation alternativlos – für Deutschland und die Europäische Union nicht. Wer ein christlich oder ein sozial im Parteinamen trägt, der muss auch gerade in solchen Zeiten an der Menschlichkeit festhalten“, fordert Reiter.

    Nach Auffassung des DGB und seiner Gewerkschaften ist ein gemeinsames Europäisches Handlungskonzept sowie ein solidarischer Umgang mit den Kosten genauso notwendig wie Konzepte zur Bekämpfung der Fluchtursachen.

    „In unserem Land brauchen wir natürlich auch eine Infrastruktur mit entsprechendem Personal, um die Situation, zum Beispiel an den Schulen gut zu bewältigen. Die Idee für Langzeitarbeitslose gute Arbeit zu schaffen, um Flüchtlinge in bestimmten Bereichen zu unterstützen, kann für Arbeitslose, die sich freiwillig dazu bereit erklären eine Möglichkeit sein sich einzubringen und ihre Existenz zu sichern. Das wäre dann ein Gewinn für alle“, meint Reiter.

  2. Marco Bülow (SPD-MdB)

    Abschotten geht nicht: Europa – Werte- oder Wirtschaftsgemeinschaft?

    Die Entscheidung der Bundesregierung, die Grenzkontrollen wiedereinzuführen, widerspricht dem europäischen Geist. Damit beugt man sich den Forderungen der deutschen und europäischen Rechten und sendet ein fatales Signal.

    Mit dieser Maßnahme lenkt die Bundesregierung von ihrem eigenen Versagen in der Flüchtlingspolitik ab. Gerade hat Kanzlerin Merkel noch betont, Asyl kenne keine Obergrenzen und nun kennt es auf einmal Landesgrenzen. Ein einziger Zick-Zack-Kurs der Kanzlerin. Innenminister de Maizière hat die letzten Wochen total verschlafen und reagiert nun mit der komplett falschen Strategie auf die einreisenden Flüchtlinge.

    Eine Abschottung Europas in einer Phase, wo verzweifelte Menschen, die seit Wochen auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung, Armut und Ausweglosigkeit sind, kein Dach über dem Kopf haben, Hunger leiden und oftmals nur noch das nackte Leben besitzen, ist das absolut falsche Zeichen. Bezeichnend ist, dass der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban der Bundesregierung umgehend zu diesem Schritt gratuliert hat.

    Die Probleme werden damit nicht gelöst. Wir müssen so schnell wie möglich die Fluchtursachen bekämpfen. Dazu reicht es auch nicht gegen die Schlepper vorzugehen. Wir brauchen jetzt schnell ein gemeinsames Handeln in Europa statt nationale Alleingänge, zum Beispiel einen EU-Sondergipfel zur Asyl- und Flüchtlingspolitik.

    Es ist beschämend, dass ein Flüchtlingsgipfel von Bund und Ländern erst am 24.9. stattfindet. Wenn es um Banken gegangen wäre, hätte das Parlament nach wenigen Tagen sofort hohe Milliardenbeträge beschlossen. Bei Menschenleben scheint das anders zu sein. Das kann ich nicht verstehen. Man kann nur hoffen, dass das morgige kurzfristig einberufene Krisentreffen im Kanzleramt Schritte in die richtige Richtung bringt.

    Ich empfinde es auch als Armutszeugnis für Politik und Bürokratie, dass die Grenzkontrollen durchgeführt werden sollen, um wieder „zu geordneten Verhältnissen zurückzukommen“. Wie kann es sein, dass wir es als Land nicht schaffen, die Flüchtlinge gut organisiert aufzunehmen und zu verteilen? Dortmund und München haben vorgemacht, wie man das vor Ort hinbekommen kann.

    Die Flüchtlingsunterbringung ist für eine Kommune wie Dortmund eine große Herausforderung. Oberbürgermeister Uli Sierau hat absolut Recht, wenn er die gerechte Verteilung der Flüchtlinge auch auf andere Bundesländer fordert. Um das alles finanziell in Dortmund und zum Beispiel München stemmen zu können, muss der Bund die dauerhafte und vollständige Übernahme der Kosten für die Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen garantieren. Auch das vom Bund beschlossene Drei-Milliarden-Paket für Länder und Kommunen ab 2016 reicht nicht aus. Nordrhein-Westfalen zum Beispiel würde davon 600 Millionen Euro erhalten, gibt aber selbst 1,7 Milliarden Euro für Flüchtlinge aus.

    Europa wurde als Wertegemeinschaft gegründet. Dabei geht es um die Achtung der Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Humanität, Rechtsstaatlichkeit, die Wahrung der Menschenrechte, um Toleranz, Gerechtigkeit und Solidarität. Wenn man sich Europa heute ansieht, scheint es nur noch um Handelsabkommen, Exportüberschüsse und eine gute Wirtschaftspolitik ohne Rücksicht auf Menschenrechte zu gehen. Mich wundert es nicht, dass immer mehr Menschen Europa mit Skepsis begegnen.

    Ich fordere Sigmar Gabriel und die SPD-Minister in der Regierung auf, Flagge zu zeigen und diesen falschen Kurs von Merkel, de Maizière und der CSU deutlich zu kritisieren und die Fehlentscheidung rückgängig zu machen.

  3. Nordstadtblogger-Redaktion

    Dortmund ist am Dienstag wieder NRW-Drehscheibe

    Dortmund ist am heutigen Dienstag wieder NRW-weite Drehscheibe für Flüchtlinge. Zwischen 11 und 13 Uhr sowie um 15 Uhr sollen Züge mit jeweils 450 Menschen in München starten und zwischen 19 Uhr und Mitternacht in Dortmund ankommen. Sie werden dann im Dietrich-Keuning-Haus versorgt und anschließend landesweit verteilt.

    Doch die ehren- und hauptamtlichen Helferinnen und Helfern in der Nordstadt-Einrichtung haben schon am Vormittag gut zu tun: Denn die Erstaufnahmeeinrichtung in Hacheney ist am Montag mit 1379 Personen „übergelaufen“. Daher hat die Stadt Dortmund heute die Einrichtung geschlossen – allerdings nicht mit Straßensperren wie bisher. Die Menschen können heute das DKH anlaufen.

    Die Flüchtlinge werden heute „situativ“ mit Bussen von Hacheney oder aus der Nordstadt kommend im Rahmen der sogenannten „Abfluss-Kontingente“ zu freien Einrichtungen in NRW gefahren, bestätigte Stadtsprecher Hans-Joachim Skupsch. .

  4. SPD-MdL

    Dortmund erhält vom Land kurzfristig 46.000 Euro für ehrenamtliche Arbeit in der Flüchtlingshilfe

    Immer mehr Menschen sind weltweit auf der Flucht. Daher steigt auch die Zahl der Flüchtlinge, die nach Nordrhein-Westfalen kommen, deutlich an: Seit Jahresbeginn sind inzwischen knapp 144.000 Menschen hier angekommen. Um die Integration der Flüchtlinge vor Ort zu unterstützen, hat das Land Nordrhein-Westfalen kurzfristig das Förderprogramm „Zusammenkommen und Verstehen“ in Höhe von 1,5 Millionen Euro aufgelegt.

    Dazu erklären die Dortmunder SPD-Landtagsabgeordneten Guntram Schneider, Gerda Kieninger, Nadja Lüders und Armin Jahl:

    „Wir sind froh, dass es gegenwärtig innerhalb Dortmunds ein so großes bürgerschaftliches Engagement gibt. Ohne die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer würde uns die Aufnahme der Flüchtlinge nicht gelingen. Egal, ob am Hauptbahnhof, im Dietrich-Keuning-Haus oder in den Flüchtlingsunterkünften vor Ort, die Bürgerinnen und Bürger haben ganz Deutschland vorbildlich gezeigt: In Dortmund sind Flüchtlinge willkommen.

    Auch die Landesregierung erkennt diesen unermüdlichen Einsatz an und stellt dafür nochmals 1,5 Millionen Euro über das Programm „Zusammenkommen und Verstehen“ bereit. Davon erhält Dortmund 45.843 Euro. Auch in den kommenden Jahren werden wir die Willkommens- und Anerkennungskultur in NRW weiter ausbauen und festigen. Hierfür planen wir ein umfassendes Programm zur Unterstützung der Kommunen bei der Integration der Flüchtlinge und Asylsuchenden.“

    Mit dem Programm „Zusammenkommen und Verstehen“ können z.B. kurzfristig Sachkosten für Begegnungsräume und Informationsmaterialien für Flüchtlinge und ehrenamtliche Helferinnen und Helfer finanziert werden. Anträge können an das Kommunale Integrationszentrum MIA-DO-KI gerichtet werden. Dortmund kann das Geld selbst verplanen oder an freie Träger wie ehrenamtliche Initiativen der Flüchtlingshilfe, Vereine, Freiwilligenagenturen und Migrantenselbstorganisationen weitergeben. Bereits im Frühjahr hatte die Landesregierung den Kommunen eine Million Euro zur Förderung des Ehrenamts in der Flüchtlingshilfe zur Verfügung gestellt.

  5. CarmenObermeier

    Ich male mit Erwachsene und Kinder im Flüchtlingsheim Adlerstrasse 44
    ich bin Kreativtherapeutin und könnte eine “ Kreativ-Werkstatt“ eröffnen, wo ich mit mehreren Kollegen Kreative-Angebote anbieten würde. Es fehlt der Raum dafür….und evtl. auch Inventar und Material.
    unsere Arbeitskraft wäre kostenlos ….

  6. EKD

    Evangelischer Gottesdienst aus Anlass der Flüchtlingskrise am 11.10. 2015, 9.30 Uhr – 10.15 Uhr im Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF)

    Willkommen – Zug um Zug – in der Stadtkirche St. Petri Dortmund mit Präses Annette Kurschus, Pfarrerin Barbara von Bremen und Pfarrer Friedrich Reiffen

    Aufgrund der rasant ansteigenden Flüchtlingszahlen gibt es im ZDF am 11. Oktober 2015 einen Evangelischen Fernsehgottesdienst zum Thema aus Dortmund, wo in den vergangenen Wochen tausende Flüchtlinge eingetroffen sind.

    Im Mittelpunkt steht die Frage, wie sich das spontane und vielerorts großzügige „Willkommen“ der letzten Wochen gegenüber Flüchtlingen in unserem Land fortsetzen kann. Beides – beeindruckende Erfahrungen von Helfern und Flüchtlingen, aber auch die große Herausforderung, Flüchtlingen in unserer Gesellschaft einen angemessen Platz zu geben, soll in diesem Fernsehgottesdienst bedacht werden.

    Präses Annette Kurschus hält die Predigt, für schwungvolle Musik sorgen das Ensemble „Living worshippers“ aus dem Kamerun und die Kreiskantorei Dortmund (Leitung Wolfgang Meier Barth). Norbert Chlebowitz spielt die neue Orgel und Klavier. Die Gemeinde wird gebeten, bis 9.00h die Plätze einzunehmen.

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