Ein feministischer Gottesdienst, was klingt wie eine Utopie ist in der Evangelischen Stadtkirche Sankt Petri längst Realität. Unter dem Motto „G*tt mit Sternchen“ lud die Stadtkirche in der Dortmunder Innenstadt am 29. September einmal wieder alle ein, die Lust hatten gemeinsam eine andere Art des Gottesdienstes zu feiern. Wie Gottesdienst auf feministisch geht und was das Ganze mit unserer Art und Weise des Sprachgebrauchs zu tun hat, weiß Pfarrerin Christel Schürmann.
Geschlechtergerechte Sprache als Kennzeichen
„Kennzeichen des feministischen Gottesdienstes ist es nicht, dass es um Frauen in der Bibel geht oder Predigten nur über Frauen, sondern, dass wir uns wirklich bemühen in der Sprache sehr feinsinnig zu sein.“, betont Schürmann. Was sie mit „feinsinniger Sprache“ meint, wird spätestens beim Gottesdienstbesuch klar: Es wird auf geschlechtergerechte Sprache geachtet.
So wird „Gott“ nicht nur mit „G-*-T-T“ umschrieben, sondern auch beispielsweise mit den Begrifflichkeiten „JHWH“ aus dem Althebräischen oder „Allah“, aus dem Arabischen. Zudem werden bei Ansprachen sowohl die männliche, als auch die weibliche Personenform genutzt.
Zu wenig Platz für Vielfalt – bei Vater, Sohn und heiligem Geist
Wie wir „Gott“ benennen, kann auch unsere eigenen Glaubensvorstellungen prägen: „Mir geht es darum, dass Gott nicht nur der allmächtige Vater ist, sondern, dass die Bilder Gottes vielfältig sein müssen“, so Gottesdienstbesucherin Ulrike Hoppe.
„Was mir auch wichtig ist, ist, dass nicht männliche Personen in Gottesdiensten Platz haben, weil das sehe ich einfach, dass das in traditionellen Gottesdiensten mit Vater, Sohn und heiliger Geist zu wenig vorkommt“, betont Hoppe.
Der feministische Gottesdienst möchte also weniger Andere belehren. Vielmehr soll Platz geschaffen werden für alle, die sich im traditionellen Gottesdienstbesuch oft nicht gesehen fühlen, wie weiblich gelesene oder auch queere Menschen.
Mit (Bunt-)stift und Papier vor dem Altar
Abgesehen von dem Gebrauch geschlechtergerechter Sprache, ist der Gottesdienst grundsätzlich klassisch strukturiert. Aber eines ist an diesem Sonntag ungewöhnlich: Es gibt keine klassische Predigt, sondern einen inhaltlichen Impuls, der zum Mitmachen einlädt.
Im Dialog stellen zwei Personen vor den Besuchenden die Frage: „Darf ich mir ein Bild von meiner Erfahrung mit Gott machen? Wie sieht dieses Bild aus?“. Darauf folgt eine Einladung selbst kreativ zu werden.
In der Mitte, der in einem Halbkreis aufgestellten Sitzgelegenheiten, finden sich Mal- und Bastelutensilien. Die Besucher: innen sind eingeladen ihre Gotteserfahrung auf das Papier zu bringen.
„Ich war Baff wie schön das umgesetzt wurde, auch mit vielen Kleinigkeiten und liebevollen Überlegungen, beschreibt die Theologin Dr. Meike-Rieckmann-Berkenbrock ihren ersten Besuch der feministischen Gottesdienste.
Durch eine Freundin wurde sie auf das Angebot aufmerksam. Mittlerweile ist sie selbst Teil des größtenteils ehrenamtlichen Teams, das unter der Leitung von Christel Schürmann, die Gottesdienste organisiert.
Feministischer Grundgedanke prägt Stadtkirche bereits länger
Die feministische Herangehensweise ist in der Stadtkirche nicht neu: „Sankt Petri hat als Stadtkirche seit den 90er Jahren ein besonderes Profil. Wir wollen eine offene Stadtkirche und wir wollen, aber ein feministisches Profil.“, erklärt Pfarrerin Christel Schürmann. Offen für alle sein, das möchte die Stadtkirche auch mit dieser etwas anderen Art des Gottesdienstes. Wer sich selbst ein Bild machen möchte, der kann das nächste Mal am 27. Oktober einen feministischen Gottesdienst mitfeiern.
Mehr Informationen:
- Die nächsten Termine sind am Sonntag, 27. Oktober um 11.30 Uhr und 1. Advent (1. Dezember) um 11.30 Uhr.
- Zudem ist am Totensonntag (24.11.) Sankt Petri nachmittags zum Gedenken an Verstorbene geöffnet.
- Die Feministischen Stadtkirchengottesdienste in Sankt Petri werden von einem ehren- und hauptamtlichen Team vorbereitet und durchgeführt.
- Frauen und Männer bringen sich je nach eigenem Interesse und Begabung ein.
- Eingeladen sind Frauen, Männer, Diverse. Abendmahl wird in offener Form gefeiert.
- Besondere Musik prägt die ruhige, nachdenkliche Atmosphäre in Sankt Petri.
- Nach den Gottesdiensten ist die Möglichkeit zum Austausch bei Kaffee und Tee.
- Kollekten werden insbesondere für Frauenprojekte gesammelt.
- zum Thema „G*tt – Bibel mit und ohne Sternchen“ gibt es auch eine Gesprächsreihe (Programmflyer im Bild)
Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!
Reaktionen
Edda
Leider wurden die gemalten Bilder nicht gemeinsam besprochen ,obwohl das sicher sehr fruchtbar gewesen waere .F.Schuermann u teilweise ihre Mitgestalterinnen sind nicht zugaenglich nicht integrativ handelnd ,fuer neue alte Pflege des gemeinsamen Austausches ueber unsere Erfahrungen nach dem Gottesdienst .Ich wurde sehr ungewohnlich nach dem Gottesdienst mit falschem Namen seitens der Pastorin angegangen. .Sie meinte mein Verhalten korregieren zu muessen und nahm sich ein Urteil raus ueber ein Gespraech in dem sie gar nicht dabei war .Das ist schon feindseelig. ..Eine Diskussion war respektvoll nicht moeglich .Eine Transparenz fuer Gottesdienstgestaltungsentscheidungen nicht getroffen .Bei mir entsteht der Eindruck eines Kluengelvereins .Mit Feminismus wie ich ihn verstehe hat das wenig zu tun .Man haette angeblich keine Zeit fuer ein Nachgespraech .Ich bedaure sehr das die Idee der Dialogkirche nicht weitergefueht wird .Man versuchte mich mit nicht wahrheitsgemaeesen unfairen aus dem Feld zu schlagen. Aussagen .Dadurch wir es fuer mich unglaubwuerdig .Interesse am Menschen mangelhaft .Und das unter den Augen einer liebenden Gottin ,die in den Heruen der Betreiberinnen noch nicht angekommen ist .Von einer Pastorin erwarte ich ein angemesseneres Verhalten .Vielleicht reflekiert sie mal warum sie die Kommunikationsraeme nicht oeffnen will.Ich traeume von einer dialogoffenen ,an Mitbestimmung solidarischen interessierten Kirche .An wen koennte ich mich mit einer Beschwerde wenden .?Zumindest sollte der Kirchenrat wissen wie unprofessionell mit Gottesdienstbesuchern umgegangen wird die eine eigene Meinung u Ideen haben ., und das kein guter Umgang mit Meinungsvwrschiedenheiten Kritik moeglich ist .Falls Offenheit in dieser Kirche nicht erwuecht ist bitte draussen ein Schild anhaengen .!
Gunda Gesine
Liebe Edda, ist es nicht erstaunlich, wie unterschiedlich Menschen die Welt sehen? Mir gefallen die vorsichtigen Schritte, mit denen das neue Team den Feministischen Gottesdienst überwiegend ehrenamtlich weiter webt. Mit Respekt vor der erprobten Liturgie und mit Mut zu Weiterentwicklungen. Mir gefiel zum Beispiel das „offene U“, in dem die Stühle jetzt stehen, sehr gut. So sehen sich die Teilnehmenden an, wenn sie möchten. In deinen Worten lese ich vor allem Schmerz und Wut. Schmerz darüber, dass der Feministische Gottesdienst sich verändert. Das kann ich verstehen. Ich war auch eine Weile sehr traurig und fürchtete, mein Schutzraum würde sich auflösen.
Damit es weiter geht, obgleich die Gründerinnen nicht mehr da sind, habe ich mich entschieden mitzuwirken. Und ich erlebe das Laien-Team als offen, neugierig, sprachlich sensibel, mutig, nachdenklich und beflügelnd. Und da wir Laien sind, respektieren wir die Grundform des in Dortmund so geschätzten Gottesdienstes. Und da wir uns selbst ernst nehmen, fragen wir uns gleichzeitig, wie wir es so machen können, dass wir authentisch sind. Die Idee, eine Lücke zu lassen und keine Antwort vorzugeben (auch nicht in einem Nachgespräch) auf die Frage „Wie klingt das Göttliche in dir und in dir und in dir?“, das war schon eine bewusste Entscheidung. Die Bilder und Worte, die die Besucher*innen gefunden haben, durften ganz „unzerredet“, für sich selbst sprechen. Über das mündliche positive Feedback dazu habe ich mich sehr gefreut.
Christian
Danke! Fühlte mich als Mann sehr willkommen. Eine mutige Entscheidung des Teams, Göttin mit einer Leerstelle zu lassen (du sollst dir kein Bildnis machen).
Mit dem tollen Material in der Mitte war viel Kreativität möglich, ich habe den offenen Austausch sehr genossen. Glaube bleibt ein Leben lang wandelbar, wunderbar und fordernd.
Weiter so!
Christian Goerdt
Danke! Fühlte mich als Mann sehr willkommen. Eine mutige Entscheidung des Teams, Göttin mit einer Leerstelle zu lassen (du sollst dir kein Bildnis machen).
Mit dem tollen Material in der Mitte war viel Kreativität möglich, ich habe den offenen Austausch sehr genossen. Glaube bleibt ein Leben lang wandelbar, wunderbar und fordernd.
Weiter so!
G*tt mit Sternchen: Feministischer Stadtkirchengottesdienst (PM)
Sonntag, 27. Oktober | 11.30 Uhr
Ev. Stadtkirche Sankt Petri, Petrikirchhof, Nähe Hbf
In dem G*ttesdienst geht es um Bilder, Farben, Formen, die für G*tt stehen können. Sie werden in der Mitte des Kirchraums auf einer Papierrolle Gestalt annehmen. In Liturgie, Predigt, Liedern und Gebet geht es darum, wie Menschen von und mit G*tt reden. Die Akteurinnen verwenden geschlechtergerechte Sprache und geben zugleich der Sprache des Herzens Raum.
Eingeladen sind Frauen, Männer, Diverse. Abendmahl wird in offener Form gefeiert. Musik an Orgel und Flügel prägt die ruhige, nachdenkliche Atmosphäre in der Evangelischen Stadtkirche Sankt Petri. Nach den Gottesdiensten ist die Möglichkeit zum Austausch bei Kaffee und Tee. Die Kollekte wird für die neue Etage für wohnungslose Frauen im Gast-Hauses gesammelt.
In diesem G*ttesdienst wird Dr. Meike Rieckmann-Berkenbrock in der Predigt Anstöße geben, über festgelegte G*ttesbilder nachzudenken.
http://www.sankt-petri-do.de