Feierlicher Moment für die „Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten“ in Dortmund

Mitgliederversammlung zum 175. Jubiläum der NGG:

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) lud zur Mitgliederversammlung zum 175. Jubiläum. Foto: Peter Krause

Gewerkschaft vertreten und sichern die Rechte der Arbeitnehmer:innen und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur sozialen Marktwirtschaft. So auch die „Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG)“, die ihre Mitglieder zur jährlichen Jahreshauptversammlung geladen hatte, die diesmal unter ganz besonderen Vorzeichen stand.

Eine Mitgliederversammlung mit Ehrengästen

Der Brauersaal der „Dortmund Actien-Brauerei“ war mit über einhundert Personen gut gefüllt. Unter ihnen waren als Ehrengäste auch der Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales Karl Joseph Laumann, der Oberbürgermeister der Stadt Dortmund Thomas Westphal sowie der NGG-Bundesvorsitzende Guido Zeitler, was mit dem besonderen Anlass der Jahresversammlung zusammenhing: Die NGG feiert in diesem Jahr ihr 175jähriges Bestehen!

Thomas Westphal ging in seinem Grußwort auf die jüngere Geschichte Dortmunds ein. „Unsere Stadt ist in den letzten 50 Jahren eine andere geworden“, sagte er und dankte für den positiven Beitrag, der von den Gewerkschaften im allgemeinen und von der NGG im besonderen dazu geleistet wurde. Die Rechte der Arbeitnehmer:innen wurden und werden dadurch gewahrt.

Besorgt ging Westphal auf jene Entwicklungen ein, die Bürger:innen dem rechten politischen Rand zutreiben. „Viele Menschen ringen um Vertrauen, viele Veränderungen werden als Verlust erlebt“, stellte Westphal fest, und pointierte unter dem Applaus der Anwesenden: „Die Migration ist nicht die Mutter aller Probleme, das ist Bullshit!“

Die NGG ist die älteste Gewerkschaft Deutschlands

In seinem Grußwort ermutigte Klaus Waschulewski vom DGB: „An euch führt kein Weg vorbei, wir werden uns allen Herausforderungen stellen!“, und verband das mit der nachdrücklichen Forderung nach einem Tariftreuegesetz. Guido Zeitler schloss sich mit seinem Redebeitrag daran an, in dem er die Historie der NGG nachzeichnete und hervorhob, dass die NGG als älteste Gewerkschaft Deutschlands angesehen werden kann.

Mit über einhundert Personen war der Brauersaal der „Dortmund Actien-Brauerei“ gut gefüllt. Foto: Peter Krause

„Es ist der Zusammenschluss der arbeitenden Menschen, die für ihre Interessen gemeinsam eintreten“, sagte Zeitler und betonte, wie wichtig das für die Selbstermächtigung der Arbeitenden ist. Bezüglich der Region ist die NGG-Dortmund die kleinste Gewerkschaft, die aber proportional die meisten Mitglieder hat. Das ist Ausdruck eine besonderen Stärke, denn, so Zeitler weiter: „Wir müssen um jeden Zentimeter sozialer Gerechtigkeit kämpfen.“ Die Gewerkschaften sind darin die stärkste politische Kraft!

Karl Joseph Laumann begann seinen Redebeitrag damit, dass er auf die Bedeutung vom Grundgesetz hinwies., das er als „die beste Verfassung auf dieser Erde“ bezeichnete. Umso wichtiger ist es, dafür, also für den Erhalt unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung, einzutreten. Das geschieht unter anderem in einer sozialen Partnerschaft mit den Gewerkschaften – „Davon könnte meine Partei noch mehr vertragen“, streute Laumann selbstkritisch ein.

„Die Menschen in unserem Staat müssen erkennen, dass man Probleme vor allem mit gesundem Menschenverstand löst,“ sagte der Minister, der sich ebenfalls besorgt über den Rechtsruck zeigte, und fügte mit Nachdruck hinzu: „Unser Land muss in aller Zukunft im Geist unserer wunderbaren Verfassung regiert werden.“

Ansehnliche Erfolge im vergangenen Jahr

Das vergangene Jahr war für die NGG „das Jahr der Arbeitskämpfe“, denn bezogen auf die Mitgliederzahl war sie die Gewerkschaft mit den meisten Streiks. „Damit war die Konfrontation um den Ausgleich der deutlich gestiegenen Inflation der letzten Jahre aber nicht beendet“, lässt die NGG verlautbaren. „Gleich in mehreren Branchen mussten wir im Jahr 2024 wieder vor die Tore treten, weil die Arbeitgeber die Not der Beschäftigten nicht verstehen, geschweige denn von sich aus durch angemessene Lohnerhöhungen mindern wollen.“

Mit ihrem Engagement war die NGG dann auch sehr erfolgreich. Ob in der Milch- oder Süßwarenindustrie: Für die Arbeitnehmer:innen konnten gute Ergebnisse bei kurzen Laufzeiten erreicht werden. Besonders der Tarifabschluss in der Systemgastronomie war ein großer Erfolg, konnte doch in diesem Bereich besonders aufgrund des Engagements der Dortmunder NGG auch eine Mindestlohnabstandsklausel durchgesetzt werden. Dadurch konnte die Stauchung der niedrigen Löhne durch zukünftige Anhebungen vom Mindestlohn verhindert werden.

Manchmal gelingt es aber auch, die Löhne und Arbeitsbedingungen ohne Streik zu verbessern. So beispielsweise im Bäckerhandwerk sowie im Hotel- und Gaststättengewerbe, indem ein Ausgleich der Inflationsfolgen durch eine angemessene Lohnerhöhung gelang.

Starkes solidarisches Miteinander

Die Mitgliederstruktur der NGG-Dortmund weißt einen Anteil von 44 Prozent Frauen – das liegt deutlich über dem bundes- und landesweiten Durchschnitt von jeweils rund 39 Prozent – und 56 Prozent Männern aus. Von den NGG-Mitgliedern sind etwa ein Drittel in Teilzeit beschäftigt. Zwar war einerseits ein Mitgliederrückgang von 2,1 Prozent (86 Personen) zu verzeichnen, andererseits haben Eintritte von Menschen unter 28 Jahren im Vergleich zum Vorjahr um 16 Prozent zugenommen. Das beruht auf einer besonders erfreulichen Entwicklung der „jungeNGG“, der Abteilung der Gewerkschaft für junge Erwachsene bis 28 Jahre. Durch eine „Berufsschultour“ konnten im vergangenen Jahr 49 neue Mitglieder aufgenommen werden.

Aber auch am anderen Ende der Lebensabschnitte ist die NGG aktiv, insofern sich die „NGG Senior:innen“ für die Interessen der 122.000 Dortmunder:innen über 65 Jahre einsetzen. Dazu gehört in erster Linie das Engagement für auskömmliche Renten, die vor Armut schützen. Innerhalb der NGG-Dortmund haben 29 Prozent der Mitglieder bereits das Rentenalter erreicht.

Die Jahresversammlung war eine gelungene Veranstaltung der Begegnung und der Diskussion. Die NGG zeigte, wie wichtig ihr Beitrag für das Zusammenleben und -arbeiten in Dortmund ist. „Unser Gut heißt Solidarität“, schreibt die NGG in ihrem Jahresbericht, „wenn diese gelebt wird, macht uns das stolz und zufrieden. Denn ohne ein solidarisches Miteinander wären wir nicht so stark.“

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